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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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bezweckt, etwas aus ihnen herauszukriegen.« Er zuckte die Achseln. »Wenn man das bezweckt, kann man wahrscheinlich mit niemandem reden.« Er blickte sich am Tisch um und bemerkte, dass ihn alle verblüfft musterten. »Verzeihung.« Er fügte hinzu: »Ich fahre morgen früh hin und spreche mit ihr.« Irgendwie fühlte er sich beschämt, ohne zu wissen, warum. Er nahm sein Bierglas, dann fiel ihm wieder ein, dass es leer war, und er stand auf. »Ich bin mit der nächsten Runde dran. Wer will noch eins? Bevor Wiggins und ich nach Mevagissey abhauen.«
    Wiggins hob den Blick, überrascht und nicht gerade erfreut. »Sir?«
    »Zu einer gewissen Familie Hardcastle. Die Mutter meinte, sie würden sich über unseren Besuch freuen.«
    Wiggins warf einen fast sehnsüchtigen Blick in den anderen Raum mit dem Billardtisch.
    »Tut mir Leid, dass wir ihn nicht mitnehmen können, Wiggins.«
    Melrose sagte: »Ich muss zurück in meine Bude, sonst komme ich morgen früh nicht aus den Federn. Ich wünschte, ich hätte Ruthven dabei.«
    »Ja, das wäre wirklich sehr überzeugend«, meinte Macalvie. »Ein Gärtner mit eigenem Hausdiener.«
    »Das dauert wieder ewig, bis ich dort bin«, sagte Melrose. »Ich habe bloß dieses Mietauto, für Zwergwüchsige gebaut. Gute Nacht.«
    Jury und Macalvie wünschten ihm eine gute Nacht. Jury stellte sein Glas hin und bat Cody um die Schlüssel für den Ford.
    Macalvie bat Jury, noch einen Augenblick zu warten.
    Cody gab Wiggins die Schlüssel. Dann standen beide auf und verkündeten, sie wollten ihr Spiel noch beenden, und kehrten an den Billardtisch zurück.
    »Was?«
    Macalvie sagte: »Halten Sie es für möglich, dass wir über diese Frau gar nichts herausfinden können, weil sie gar nicht diese Frau war?«
    Jury schaute in sein leeres Glas. »Ja, genau das glaube ich.«
    »Vielleicht hat sie sich für jemanden anderes ausgegeben, und es ist deshalb so verdammt problematisch, sie zu identifizieren. Wir haben doch die Aufnahme aus der Pathologie herumgezeigt, wir haben alles überprüft, was sich überhaupt nur überprüfen lässt. Bezüglich der Leiche hat der Pathologe absolut gar nichts herausgefunden. Wenn sie nun aber im richtigen Leben gar nicht so ausgesehen hat?«
    »Wieso hätte sie sich unkenntlich machen sollen, um sich Mary Scott zu präsentieren?«, fragte Jury.
    »Keine Ahnung. Außer...«
    »Was?«
    »Außer, sie wollte sich gar nicht unbedingt für Mary unkenntlich machen. Sondern vielleicht für Declan.«

22
    Der Wagen zielte haarscharf in Richtung Mevagissey. »Haarscharf« war der passende Ausdruck, denn Wiggins hatte eine superschmale Landstraße gefunden und fuhr, als handelte es sich bei dem Wagen um eine Rakete. Es regnete immer noch.
    »Vermeiden Sie doch möglichst, den Kombi da vorn zu rammen, ja, und besonders die zwei Leutchen, die drinsitzen?«
    » Sehe ich, Sir.« Wiggins seufzte leicht genervt. »Sehe ich doch.« Er riss das Steuer herum und raste daran vorbei, ohne darauf zu achten, was vielleicht entgegenkam. Zum Glück kam nichts.
    »Sie fahren wie ein Besengter, Wiggins. So kenne ich Sie sonst gar nicht.«
    »Wahrscheinlich, weil ich aus London raus bin, aus dem ganzen Dreck, weil ich die saubere Luft atme und mich freier fühle, wissen Sie.«
    »Na, toter jedenfalls werden Sie sich fühlen.«
    Es goss in Strömen. Wiggins fuhr weiter.
    »Ich glaube, wir kommen jetzt nach Mevagissey.«
    Der Ort lag, wie Jury mit Bedauern feststellte, am Fuße dieser unsäglich schmalen Straße. Auf dem Hinweisschild wurde empfohlen, den Wagen oben auf einem der Parkplätze abzustellen. Zum Glück leuchteten Lichter aus Teestuben und kleinen Souvenirläden. Mittlerweile war es stockfinster. Wiggins begann die Abwärtsfahrt.
    Jury sagte: »Sie sehen schon, dass diese Straße auf beiden Seiten eine Mauer hat, ja?« Er deutete nach links und rechts wie ein Flugbegleiter, der die Notausgänge anzeigt. Die sie aber nicht hatten. »Die sind nämlich sehr unnachgiebig, diese Steinmauern.«
    »Bin noch auf nichts draufgefahren«, entgegnete Wiggins, mit der Zunge schnalzend.
    »Sie als Kripobeamter geben sich mit der Logik dieser Aussage zufrieden? Liegt es an Ihrem neuesten Umgang mit Dämonen oder aber mit Cody Platt, dass Sie hier plötzlich den Bruder Leichtsinn geben?«
    »So würde ich es nicht direkt sagen, Sir.«
    »Ich weiß. Darum sage ich es ja.«
    Jury richtete eine kleine Taschenlampe auf den Stadtplan und dirigierte Wiggins nach links, dann nach rechts, dann wieder nach

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