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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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gesamte Anlage leiten lassen.
    Nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatte, Lulu würde sich das Tablett abholen, kam ihre Tante mit den Teebechern auf sie zu. Dass ihre Nichte nicht reagiert hatte, schien sie nicht sonderlich aus dem Konzept zu bringen. Sie war eine gutmütige Frau und sehr geduldig.
    »Bitte sehr, Mr. Plant. Ich dachte mir, Sie brauchen vielleicht einen Tee. Ziemlich frisch hier draußen. Lulu, du sollst Mr. Plant doch nicht stören.«
    »Tu ich gar nicht. Ich helfe ihm.«
    Roy hechelte vernehmlich, vermutlich um darauf hinzuweisen, dass er auch ein ganz toller Helfer war.
    In einem Appell an die gutmütige Seite seiner selbst – den beträchtlich kleineren Teil von Körper und Seele – sagte Melrose: »Sie leistet mir Gesellschaft. Und Roy auch.«
    Rebecca Owen wickelte ihre Strickjacke in einem unvorteilhaften rostroten Farbton noch fester um sich. »Das ist sehr nett von Ihnen. Für Lulu gibt es ja hier sonst nicht viel zu tun.« Sie schob die Fäuste tief in die Jackentaschen.
    Nicht viel zu tun ? War die Frau eigentlich blind ? Ohne Lulu lief hier doch gar nichts. »Ich verstehe, was Sie meinen. Sie hat keine Spielkameraden hier.« Abgesehen von mir natürlich.
    Lulu sagte: »Früher war Flora da.« Sie hatte sich in die Hocke niedergelassen und begutachtete eingehend Melrose’ winzige Blumen.
    Ihre Tante holte tief Luft, als handelte es sich um ein gefährliches Thema, egal, wer es anschnitt.
    Melrose war entzückt. Er hatte schon die ganze Zeit versucht, sich ans Thema Flora heranzupirschen. »Ja. Eine Tragödie ist das.«
    »Ja, das war es wirklich.«
    »Wir haben die ganze Zeit miteinander gespielt«, sagte Lulu.
    Das, dachte Melrose, war ja wohl Wunscherinnerung, nach allem, was er gehört hatte.
    »Wenn sie zu uns zum Tee kam«, fuhr Lulu fort, »war sie wirklich hübsch. Sie war hübscher als -«
    Rebecca Owen unterbrach sie. »Reden wir nicht von ihr, Lulu. Das macht uns doch alle so schrecklich traurig.«
    Melrose machte es überhaupt nicht traurig und Lulu ebenso wenig.
    »Na, dann lasse ich euch zwei mal weitermachen«, sagte Rebecca Owen und ging zurück ins Haus.
    Lulu stürzte sich sofort auf ein anderes Thema: den Mordschauplatz. »Dort drüben -« Sie deutete über den kleinen Garten hinweg auf den größeren. »Dort wurde doch diese Frau ermordet.«
    »Da hast du ja bestimmt ziemlich Angst gekriegt, als du davon gehört hast.«
    Das ignorierte sie geflissentlich. »Mr. Macmillan hat sie gefunden. Und ein Haufen Blut war da.«
    Was hatten Kinder nur für makabre Gelüste! »Davon wusste ich gar nichts.«
    Musste er auch nicht. Sie redete weiter. »Sie wurde genau da rein geschossen.« Sie zeigte auf ihre Herzgegend.
    Melrose klopfte wieder ein Grüppchen winzige blaue Blumen fest. »Sehr seltsam. Das ist ja richtig schrecklich.«
    »Wahrscheinlich ist ihr jemand hierher gefolgt.«
    Er war etwas überrascht, was für Theorien sie anstellte. Sie schien sich darüber Gedanken gemacht zu haben. Aber schließlich würde jedes Kind versuchen, sich einen Reim darauf zu machen, da die Erwachsenen dabei keine besonders tolle Figur abgaben. »Das könnte sein, aber dann bliebe immer noch die Frage, wieso hier? Wieso in Angel Gate?«
    »Vielleicht wollte sie mit Mr. Scott sprechen.« Sie zupfte an einem Büschel Unkraut herum.
    »Wenn sie auf Besuch kam, wäre sie denn dann nicht einfach zur Haustür gegangen?«
    »Aber nicht, wenn es ein Geheimnis war.«
    »Du meinst, niemand sollte erfahren, dass sie sich trafen? Aber überleg mal – hier im Haus wohnt doch bloß Mr. Scott.«
    Sie hatte eine Eichel aufgehoben und ließ sie von der flachen Hand immer wieder in die Luft hüpfen. »Wir sind doch auch noch da!«, rief sie fröhlich aus. »Und manchmal hat er auch Gäste.«
    Das war keine hinlängliche Erklärung. Scott wüsste doch Bescheid, wann er Gastgeber spielte und wann nicht. Dann kam Melrose ein Gedanke: Mobiltelefone. Diese vertrackten kleinen Dinger! Für ein spontanes Treffen oder eine heimliche, verstohlene Zusammenkunft wären sie jedoch höchst praktisch. Hallo, Liebling. Schau mal raus auf die Terrasse – hier bin ich!
    »Und – hatte er denn Gäste?«
    Lulu warf immer noch die Eichel in die Luft und fing sie wieder auf. »Mr. Warburton war noch da. Wir haben Cluedo gespielt.«
    »Du und Mr. Warburton?«
    »Und Mr. Scott. Und diese andere Frau. Ich war Nichte Rhoda.«
    »Was für eine Frau?« Bestimmt meinte sie Pat Quint.
    Lulu zuckte gleichgültig die Schultern.
    Ach,

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