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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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morgens?«
    »Nein, neun. Ich habe gerade mit Wiggins gesprochen.«
    »Ist der schon so früh auf?«
    »Natürlich. Der einzige Faulenzer sind Sie. Ich für meinen Teil bin schon seit Stunden auf den Beinen. Aber Ihnen gönne ich ein bisschen extra Schlaf.«
    »Das ist aber anständig von Ihnen.«
    »Ziehen Sie sich an. Ich lade Sie zum Frühstück ein.« Als Macalvie auflegte, stopfte Jury bereits sein Hemd in die Hosen.
     
    Ein prächtiger Teller Eier mit Speck wurde soeben auf den Tisch in der Ecke gestellt, als Jury das Foyer betrat.
    »Servieren die hier denn Frühstück? Das überrascht mich.«
    »Für die Kripo von Devon und Cornwall schon. In weiser Voraussicht vermutlich.« Macalvie zupfte eine Scheibe Toast aus dem Porzellanhalter. »Verraten Sie mir eins: Wie kommt es, dass wir einen verdammten Tunnel unter dem Ärmelkanal bauen können, aber nicht in der Lage sind, heißen Toast zu servieren?«
    Jury nahm einen Bissen Frühstücksspeck. »Ich verstehe einfach nicht, wieso ich ständig Hunger habe. Ich verschmachte geradezu.«
    »Haben Sie denn was Richtiges gegessen?«
    Jury dachte an den Käse und die Kekse vom Vorabend. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Das ist doch aufschlussreich.«
    Macalvie hielt den Toastständer in die Höhe und sah sich nach der Serviererin um.
    »Wenn ich an Flüche glauben würde – tue ich vielleicht auch -, dann liegt über Declan Scott einer.«
    Die Serviererin war zur Theke zurückgegangen, und Macalvie, nachdem er sie auf sich aufmerksam gemacht hatte, deutete nachdrücklich auf den Toasthalter. Sie kam auf ihren dicken Sohlen angeschlurft.
    »Heißen Toast, Schätzchen, den macht man so: Gleich, wenn er hochkommt, schnappt man ihn sich und bringt ihn unverzüglich her. Darum heißt der nämlich ›Toast‹.«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie da, ihr Kaugummi wanderte von vorn nach hinten und hinüber auf die andere Seite. Wortlos nahm sie den Halter entgegen.
    Macalvie umfasste mit beiden Händen seinen Kaffeebecher. »Weshalb wollte sie mit Mary Scott reden? Ich kann nur einen Grund erkennen, nämlich wieder Flora. Baumann nimmt an, Mary weiß etwas, oder beide wissen etwas, Mary und Declan. Vielleicht hat Lena Banks ja aber auch auf eigene Faust gehandelt.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Nein. Gegen Baumann etwas zu unternehmen, wäre gewagt.« Jury stutzte. »Vielleicht verfügte sie ja über Informationen. Womöglich hatte sie etwas über Flora herausgefunden.«
    »Aber was? Dass sie tot war?«
    »Hätte sie deswegen die Reise unternommen? Ein Ermittler für pädophile Delikte verfolgt Viktor Baumanns Treiben übrigens schon seit langem.«
    »Das macht mir den Kerl bloß noch unsympathischer. Was heißt übrigens, ›verfolgt‹ sein Treiben? Hat er denn was verbrochen? Im Internet Pornos geguckt?«
    »Nein. Schlimmer noch, ich meine, wirklich schlimmer. Der betreibt im Londoner Norden ein Haus, in dem Pädophile ein und aus gehen. Wir glauben, das kleine Mädchen, das vor einer Woche auf der Straße erschossen wurde, kam von dort.«
    »Ach Gott. Und mit dem Mord können Sie ihn nicht in Verbindung bringen? Oder mit dem Etablissement selbst?«
    Jury schüttelte den Kopf. »Bis jetzt gibt es keine konkreten Beweise.«
    Sie schwiegen nachdenklich. Dann sagte Macalvie: »Lena Banks kommt nach Angel Gate, aber nicht um mit Declan Scott zu sprechen.«
    »Wenn seine Aussage stimmt. Möglicherweise hatte sie aber Kontakt zu ihm aufgenommen und gemeint, ›Treffen wir uns draußen.‹ Oder das Treffen ging von ihm aus.«
    »Weshalb denn?«
    »Keine Ahnung. Die Mordwaffe haben Sie ja immer noch nicht«, sagte Jury.
    »Es ist auch möglich, dass sie aus einem anderen Grund kam. Ich nehme an, sie wusste, wo Flora war – sagen wir, in einem Kloster in Italien – und war bereit, diese Information gegen einen Haufen Geld preiszugeben.«
    »Wo Flora nun schon seit drei Jahren verschwunden ist? Was wollte sie überhaupt vor drei Jahren von Mary Scott? Was war der Grund für ihr Treffen in Brown’s Hotel in London?«
    »Damals wollte sie vielleicht an Informationen herankommen.«
    Macalvie schob seinen Teller beiseite, von dem er kaum etwas angerührt hatte. »Es gibt da eine Person, der ich wahrscheinlich noch nicht genug Aufmerksamkeit habe zukommen lassen: Alice Miers.«
    »Ich habe mit ihr gesprochen. Nette Frau.«
    »Sie wusste über Viktor Baumann Bescheid.«
    »O, sie wusste mehr als nur ›Bescheid‹ über ihn, sie kannte den Mann und hasste ihn – wie die

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