Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
nachdem du mich so schamlos ausgenutzt hast«, neckte Raven.
Mikhail stockte der Atem, als ihn abermals tiefe Schuldgefühle überkamen. Er hatte Raven ausgenutzt. Vielleicht nicht beim ersten Mal, als er nach all den Jahren der Einsamkeit die Kontrolle verloren hatte. Der erste Blutaustausch war nötig gewesen, um Ravens Leben zu retten. Doch beim zweiten Mal hatte er aus reiner Selbstsucht gehandelt und sich nur nach der Vollendung des Rituals gesehnt. Er hatte die Worte ausgesprochen, die Raven und ihn nun auf ewig verbunden hatten. Mikhail wusste es und spürte, dass es der einzige Weg gewesen war, denn nur seine wahre Gefährtin konnte seiner gequälten Seele Heilung und Frieden verschaffen.
»Mikhail, ich habe doch nur einen Scherz gemacht.« Raven blickte zu ihm auf, sodass sie die Anspannung in seinen Zügen sehen konnte, die sie zuvor nur mit den Fingerspitzen ertastet hatte.
Spielerisch knabberte er an ihrem Finger und liebkoste mit 162
der Zungenspitze ihre Haut. Brennendes Verlangen lag in seinem Blick. Raven lachte leise. »Du hast wirklich alles, stimmts ? Du siehst gut aus, bist charmant und so sexy, dass man dich einsperren müsste. Und es gibt bestimmt viele Frauen, die alles tun würden, damit du sie anlächelst.«
Mikhail beugte sich vor, um sie zu küssen, während er mit einer Hand zärtlich ihre Brust umfasste. »Du hast vergessen, dass ich auch noch ein fantastischer Liebhaber bin.
Männer hören so etwas gern.«
»Tatsächlich?« Raven hob spöttisch die Brauen. »Das lasse ich Heber. Du bist mir jetzt schon viel zu eingebildet.«
»Trotzdem bist du verrückt nach mir. Ich weiß es, denn ich kann Gedanken lesen.« Mikhail grinste schelmisch und sah plötzlich wie ein übermütiger kleiner Junge aus.
»Glaubst du, wir schaffen es ausnahmsweise mal bis zum Bett, wenn wir uns das nächste Mal lieben?« Raven setzte sich auf und streckte sich.
Mikhail legte den Arm um sie. »Habe ich dir wehgetan?«
Raven lachte. »Nein, natürlich nicht. Aber ich könnte jetzt ein langes, heißes Schaumbad gebrauchen.«
»Das lässt sich einrichten, Kleines.« Mikhail hätte merken sollen, dass der Holzfußboden nicht gerade der gemütlichste Ort für eine Liebesnacht war. »Du schaffst es doch immer wieder, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann«, entschuldigte er sich, während er Raven auf die Arme hob und in sein Badezimmer trug.
Raven lächelte ihn so liebevoll an, dass es Mikhail den Atem verschlug. »Ja, du bist manchmal wirklich etwas stürmisch, Mikhail.«
Er stöhnte leise auf, neigte den Kopf zu Raven hinunter und küsste sie so zärtlich und verlangend zugleich, dass ihre Leidenschaft entzündet wurde. Sanft entließ er sie aus seinen Armen und umfasste ihr schmales Gesicht. »Ich werde niemals genug von dir bekommen können, Raven. Aber jetzt 163
brauchst du dein Bad, und ich muss mich nähren.«
»Essen.« Raven bückte sich und drehte den Wasserhahn an der Badewanne auf. »Das Wort >essen< ist gebräuchli-cher. Ich bin vielleicht nicht die beste Köchin der Welt, aber ich könnte dir etwas zu essen zubereiten.«
Mikhail entzündete einige Kerzen und lächelte Raven an, sodass seine weißen Zähne aufblitzten. »Du bist aber nicht hier, um meine Sklavin zu sein, Kleines. Jedenfalls nicht in der Küche.« Mikhail sah zu, wie sich Raven das Haar hochsteckte. Sein durchdringender Blick machte sie zwar ein wenig nervös, doch sie genoss es auch, von ihm betrachtet zu werden. Er streckte die Hand aus und half Raven in die Wanne. Als sich seine Finger um ihre schlossen, hatte sie plötzlich das eigenartige Gefühl, gefangen worden zu sein.
Raven räusperte sich und ließ sich vorsichtig im damp-fenden Badewasser nieder. »Glaubst du eigentlich an die Treue?«, fragte sie betont beiläufig.
Ein Schatten schien sich über Mikhails Züge zu legen. »Ein wahrer Karpatianer empfindet nicht die oberflächlichen, schwachen Gefühle, die die Menschen als Liebe bezeichnen.
Wenn du mit einem anderen Mann zusammen wärst, würde ich es spüren. Ich könnte es an deinen Gedanken und Gefühlen ablesen.« Er fuhr Raven mit dem Finger über die Wange. »Glaub mir, Kleines, du würdest den Dämon in mir sicher nicht wecken wollen. Ich bin zu extremer Gewalt fähig. Dich werde ich niemals mit einem anderen teilen.«
»Du könntest mir nichts antun, Mikhail, gleichgültig, wie groß dein Zorn auch wäre«, sagte Raven leise und voller Überzeugung.
»Ja, das stimmt, doch ich kann nicht
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