Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
jemanden in Schlaf versetzt. Ich würde dich auch gern mal außer Gefecht setzen.«
Mikhail legte ihr die Hand in den Nacken. »Das glaube ich dir aufs Wort. Wie geht es deinem Kopf?«
»Schon viel besser. Warum erzählst du mir nicht, was du bisher herausgefunden hast?« Raven beobachtete Mikhail, der unruhig auf und ab ging. »Ich habe Erfahrung mit diesen Dingen, Mikhail, du hast hier keine Amateurin vor dir.
Außerdem bin ich nicht dumm. Mrs. Summers sieht vielleicht wie eine harmlose alte Dame aus, aber sie ist sehr gefährlich. Wenn sie mit dem Finger auf angebliche Vampire zeigt, die dann von ihren fanatischen Anhängern verfolgt werden, schweben viele Menschen in Gefahr. Und die Mörder müssen glauben, was Mrs. Summers sagt, denn diese Frau . .. «
»Noelle«, ergänzte Mikhail leise. »Ihr Name war Noelle.«
Raven sah ihn an und sandte einen Strom von Wärme und Mitgefühl in seinen gequälten Geist. »Noelle wurde ermordet, wie es die Legenden zur Vernichtung von Vampiren vorschreiben. Holzpflock, Köpfen, Knoblauch. Diese Leute sind krank. Aber immerhin haben wir einen Anhalts-155
punkt. Mr. Summers ist bestimmt eingeweiht, also kennen wir schon zwei Mitglieder der Mörderbande.«
»Sie benutzen Shelly zur Tarnung. Sie hilft, indem sie ihre albernen Fragen stellt. Aber Shelly ist nicht an den Morden beteiligt. Wahrscheinlich trauen sie ihr nicht zu, dass sie den Mund hält. Ihr Bruder hat ihr die Idee in den Kopf gesetzt, die Bräuche anderer Völker zu studieren, und sie hält diese Reise für eine Studienfahrt. Sie lässt sich leicht von ihm kontrollieren.« Mikhail fuhr sich ungeduldig durch das dunkle Haar. Er würde sich bald stärken müssen. Außerdem spürte er finstere, kalte Wut in sich, die sich in seinem Körper und in seiner Seele auszubreiten schien, langsam und tödlich. Jacob kannte keinerlei Skrupel, nicht einmal im Umgang mit seiner Schwester. Und er begehrte Raven.
Sie blickte auf und bemerkte, dass Mikhail sie musterte.
Seine Augen schimmerten dunkel und geheimnisvoll. Die Augen eines Jägers. Raven erschauerte leicht, und ihre Hand zitterte, als sie ihren Rock glatt strich. »Was hast du denn?« Manchmal wirkte Mikhail nicht wie der zärtliche, humorvolle Mann, den sie kannte, sondern wie ein Fremder, kühl, berechnend. Er schien eine tödlichere Gefahr darzustellen, als Raven es sich vorstellen konnte. Instinktiv suchte sie nach der geistigen Verbindung zu ihm.
Nein! Blitzschnell schirmte er seine Gedanken ab.
Raven blinzelte und musste plötzlich mit den Tränen kämpfen. Von Mikhail zurückgestoßen zu werden, verletzte sie zutiefst. »Warum, Mikhail? Warum schließt du mich aus? Du brauchst mich, das weiß ich genau. Du bist jederzeit bereit, zu helfen und anderen beizustehen. Wenn ich deine Partnerin sein soll, dann will ich dir beistehen und für dich da sein. Lass mich dir helfen.« Sie ging langsam auf ihn zu.
»Du ahnst ja nicht, was geschehen könnte, Raven.« Mikhail wich vor ihr zurück, um der Versuchung besser widerstehen zu können.
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Raven lächelte. »Du hilfst mir und sorgst dich ständig um mich, Mikhail. Ich bitte dich, mir zu vertrauen, damit ich dir geben kann, was du brauchst.« Allmählich ließ Mikhail die geistige Blockade schwinden. Raven nahm seine Trauer und Wut über Noelles sinnlosen Tod wahr, seine Liebe und die wachsende Sehnsucht nach seiner Gefährtin. Ganz offensichtlich brauchte Mikhail endlich einen Menschen, der ihm Liebe und Mitgefühl entgegenbrachte.
»Im Augenblick brauche ich nur deine Bereitschaft zu tun, was ich dir sage«, erklärte Mikhail, während er verzweifelt gegen seinen Hunger und sein Verlangen ankämpfte.
Sie lachte leise. »Nein, ganz bestimmt nicht. Es gibt schon zu viele Leute, die dein Wort für das Gesetz halten. Du brauchst jemanden, der dir ein wenig Widerstand leistet. Ich weiß, dass du mir niemals schaden würdest, Mikhail, aber ich kann spüren, dass du dich vor dir selbst fürchtest. Du glaubst, dass es etwas in deiner Seele gibt, das ich nicht lieben könnte, und willst nicht, dass ich davon erfahre.
Siehst du, ich kenne dich besser als du dich selbst.«
»Raven, du bist so leichtsinnig und bringst dich selbst ständig in Gefahr.« Mikhail umklammerte die Stuhllehne so fest, dass das Holz unter seinem Griff zu zersplittern drohte.
Schon jetzt hatten sich die Abdrücke seiner Hände unauslöschlich in das Holz gegraben.
»Gefahr, Mikhail?« Raven neigte den Kopf zur Seite, sodass ihr das
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