Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Schönheit in dir gesehen, obwohl du wie ein Monster gewirkt hast. Ich wusste, dass an dir mehr war, als ich mit bloßem Auge erkennen konnte. Ich glaube, das Böse würde ich genauso erkennen.«
»Es war der Ruf unserer Seelen, den du vernommen hast. Wir sind Gefährten und aneinander gebunden, auch wenn wir getrennt sind.«
»Nenn es, wie du willst, ich glaube, ich würde es wissen, wenn Byron tatsächlich das bösartige Geschöpf wäre, das uns beobachtet. Es ist voller Hass.«
»Nur Gregori hat dir Blut gegeben. Und ich.«
»An deiner Stelle würde ich nicht unbedingt erwähnen, dass du mich gezwungen hast, das Blut dieses magischen Heilers zu trinken.« Ihr Zorn war wieder erwacht, und sie wand sich aus seinem Griff. »Wie konntest du mich nur so verraten?«
Er sah mit unerträglich männlicher Überlegenheit auf sie herab. »Deine Gesundheit kommt vor deinem Stolz.«
Tatsächlich schämte er sich, ihr eine solche Wahl aufgezwungen zu haben, aber er war froh, dass es vorbei war und sie längst nicht mehr so schwach war wie vorher.
»Das sagst du so! Ich hoffe, er hat eine Weile geblutet, 326
bevor er die Wunde geschlossen hat. Und sprich nicht mehr mit mir, du bist nämlich überheblich, und ich kann es nicht ausstehen, wenn du überheblich bist.« Ihre Beine waren müde, und sie stolperte leicht.
»Wenn du mir gehorcht hättest, wärst du jetzt wieder ganz bei Kräften«, bemerkte er selbstgefällig, um sie ein bisschen zu reizen.
Sie blieb so abrupt stehen, dass Jacques' Arm sie nach vorn riss. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wohin wir gehen? Ich bin hier draußen völlig verloren. Allmählich sieht für mich alles gleich aus. Und du brauchst innerlich gar nicht so zu grinsen! Du denkst immer, dass du mich mit deinem Lächeln herumkriegen kannst, doch das stimmt nicht!«
Er zog sie weiter, während seine schwarzen Augen unablässig den Wald absuchten. Jacques konnte durch Shea nach wie vor die dunkle Bösartigkeit spüren. »Ich kann dich immer herumkriegen, kleiner Rotschopf«, antwortete er liebevoll. »Du bist gar nicht fähig, über längere Zeit böse zu sein.«
Das Gefühl von Hass war erdrückend. Jacques' sanftes Necken war tröstlich, und dafür war Shea ihm dankbar.
Sie schob ihre Hand in seine Armbeuge. »Verlass dich nicht auf meine Gutmütigkeit, Jacques. Du weißt doch sicher, was man sich über Rothaarige erzählt.«
»Dass sie toll im Bett sind?«
Trotz der Wellen dunkler Bosheit, die ständig über sie hinwegtrieben, musste sie lachen. »Das sagst du!«
Bei ihrem Lachen verdichtete sich die Atmosphäre so sehr, dass sie einen Moment lang an dem Hass zu ersticken glaubte. Außerstande, es noch eine Minute länger zu ertragen, und ohne an die Folgen zu denken, 327
fuhr sie zu dem düsteren Wald in ihrem Rücken herum.
»Wenn du uns unbedingt willst, du Feigling, dann komm raus und zeig dich!« Sie streckte trotzig das Kinn vor und drehte sich zu Jacques um. »Da! Er kann kommen oder nicht. Ich bin nicht in der Stimmung, mich jagen zu lassen wie ein Tier.«
Jacques konnte fühlen, wie stark sie zitterte. Es bedrückte ihn, sie unabsichtlich in die Lage gebracht zu haben, zu viele neue Dinge auf einmal zu verarbeiten.
Eine Hand an ihren Nacken gelegt, zog er sie eng an sich und sah sie aus brennenden Augen an. »Niemand wird dir je etwas antun. Niemals. Sie können es versuchen, aber sie werden es nicht überleben.« Er holte tief Luft, bevor er sein Geständnis machte. »Mir war nicht klar, dass du keine Karpatianerin warst. Als wir einander begegneten, wusste ich überhaupt nicht sehr viel. Ich habe dich unabsichtlich zu einer von uns gemacht. Ich würde gern sagen, dass es mir leidtut, aber das wäre gelogen. Ich wusste nicht, was ich tat, und ich hoffe, ich hätte anders gehandelt, wenn ich es besser gewusst hätte, aber du bist mein Leben, Shea. Ohne dich gibt es für mich kein Dasein. Ich hätte außer meinem Wunsch nach Vergeltung keinen Grund zu leben, und ich würde einer von den Untoten werden. Ich will kein Vampir sein und mich von Karpatianern und Menschen nähren. Du bist meine Rettung.«
Sie schubste ihn weg. Regentropfen liefen ihr übers Gesicht, als sie ihre lachenden grünen Augen zu ihm erhob. »Das wars's? Das ist deine ganze Entschuldigung?
Wie ich sehe, bist du keiner, der zur Versöhnung Blumen und Konfekt schenkt.« Sie marschierte weiter. »Und sprich nicht mit mir, du unzivilisierter Verrückter. Ich 328
will den Klang deiner Stimme nicht
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