Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Sie hätte sich darüber ärgern und sich unter Druck gesetzt fühlen sollen, aber tatsächlich gab es ihr ein Gefühl von Sicherheit. Anscheinend gewöhnte sie sich allmählich an 371
diese Art Nähe. Mir geht es gut, Jacques. Pass auf dich auf!
Es war ein berauschendes Gefühl, über Raum und Zeit hinweg mit ihm sprechen und ihn erreichen zu können, wann immer sie wollte. Und stets würde er wissen, wenn mit ihr etwas nicht stimmte.
Shea stellte fest, dass Raven schwer atmete, und ging automatisch zu ihr, um ihren Puls zu fühlen. Raven lachte und zog ein wenig verlegen ihre Hand zurück.
»Mein Mann ist gerade sehr ungezogen. Er bringt mich gern dazu, an ihn zu denken, wenn er nicht da ist. Mir geht es gut. Sie werden dich rasend machen, aber sie sind immer faszinierend und normalerweise sehr unter-haltsam. Was nur gut ist, wenn man bedenkt, wie lange sie leben. Wäre es nicht die Hölle, jahrhundertelang an jemandem zu kleben, den man unglaublich langweilig findet?«
»Wie gefährlich ist der Heiler?«
Raven zog scharf den Atem ein. »Die Wahrheit ist, dass Gregori der gefährlichste aller Karpatianer ist.
Mikhail hält ihn für mächtiger als sich selbst, und das sagt einiges aus. Er weiß mehr Dinge als irgendein anderer. Mikhail ist ständig in großer Sorge um ihn.
Wenn er zum Vampir würde, wären wir alle ernstlich in Gefahr. Mikhail liebt ihn. Wir beide lieben ihn. Deshalb haben wir uns entschlossen, lieber jetzt als später ein Kind zu bekommen. Um eine Gefährtin für ihn zu haben.
Karpatianer bekommen keine weiblichen Kinder mehr.
Niemand weiß, warum, aber die Kinder, die geboren werden, überleben kaum jemals das erste Jahr. Mikhail und Gregori glauben beide, dass eine menschliche Gefährtin weibliche Kinder zur Welt bringen kann, und ich denke, sie haben recht. Schließlich sagt Gregori, dass 372
mein Kind ein Mädchen ist, und er sollte es wissen.«
»Deswegen hat sich mein Vater also so sehr eine Tochter gewünscht. Meine Mutter kam nicht mehr dazu, ihm zu sagen, dass sie schwanger war, aber in ihrem Tagebuch stand, dass er sehr enttäuscht war, als Noelle einen Jungen zur Welt brachte.«
»Ich bin deinem Vater kurz begegnet«, bekannte Raven leise. »Er war außer sich über Noelles Ermordung.
Er wollte Jagd auf die Täter machen, aber Mikhail warnte ihn, dass es zu gefährlieh wäre, dass er emotional zu stark beteiligt wäre. Man ließ ihn einige Jahre lang schlafen.«
»Er hat sich einfach schlafen gelegt?« Shea war wütend, obwohl sie keinen bestimmten Grund dafür hätte nennen können. Der Gedanke, dass dieser Mann geschlafen hatte, während seine Frau ermordet worden war, seine Geliebte schwanger und allein gewesen war und jemand anders seinen Sohn aufgezogen hatte, brachte sie in Rage. Sie hatte das Gefühl, ihren Vater nicht besonders gern haben zu können.
»Du musst diese Leute verstehen, Shea, die Macht, die sie haben, die Zerstörungen, die sie anrichten können. Sie können ohne Weiteres ein Erdbeben verursachen, das ganze Städte vernichtet. Selbstbeherrschung ist bei ihnen immer von größter Bedeutung. Jemand wie Gregori ist eine tickende Zeitbombe. Er weißes, Mikhailweiß es, wir alle wissen es. Rand war so verzweifelt, dass er für jeden in seiner Umgebung eine Gefahr darstellte. Mikhail tat, was er für die Sicherheit von Menschen wie von Karpatianern für richtig hielt. Rand gehorchte, weil Mikhail ihr gewählter Anführer ist. Er schien an niemanden eine engere Bindung zu haben, schon gar nicht an seinen 373
Sohn. Noch jetzt ist er ein Einzelgänger, den man selten zu Gesicht bekommt. Er verbringt die meiste Zeit unter der Erde.«
»Und Rand versäumte es, irgendjemandem von meiner Mutter zu erzählen«, sagte Shea bitter. »Ihr Leben war zerstört. Das hätte er verhindern können.«
»Das tut mir aufrichtig leid. Deine Kindheit muss schlimm gewesen sein. Wenn deine Mutter Rands wahre Gefährtin war, konnte sie ohne ihn nicht leben. Es ist eine Verbundenheit der Seelen.« Raven seufzte und wandte den Blick vor dem Abscheu auf Sheas Gesicht ab. »Noelle war nicht Rands wahre Gefährtin. Ich würde gern glauben, dass sie ihn geliebt hat, aber nach allem, was ich gehört habe, war sie einfach besessen von ihm. Ich habe keine Ahnung, warum Rand da mitgespielt hat. Es war dumm von Noelle, nicht auf ihren wahren Gefährten zu warten. Rand ist ein sehr attraktiver Mann. Sie verwechselte Lust mit Liebe.«
»Ich wollte Rand sagen, was für ein Mistkerl er
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