Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
eingegraben hatten. Vor zwei Tagen konntest du kaum stehen und dich an fast gar nichts erinnern. Es ist ein Wunder, Jacques. Was du geschafft hast, ist ein Wunder. Ihr war klar, wie sehr es ihn bedrückte, dass er nicht mehr Informationen zutage fördern konnte, und sie versuchte, ihn zu trösten.
»Es reicht aus, um sich ein Bild zu machen«, sagte Gregori mit weicher, begütigender Stimme. Er legte seine Fingerspitzen an Jacques' Schläfen, atmete langsam ein und begab sich außerhalb seines Körpers.
Shea konnte direkt fühlen, wie der Schmerz verging und Jacques wieder ruhiger wurde. Die Kräfte des Heilers waren unglaublich. Sie spürte seine Macht in ihrem Inneren, spürte den Wunsch, dem Licht des Heilers zu folgen.
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Gregoris Stimme brach den Bann. »Du musst sein Angebot angenommen haben. Das Gift war im Blut des Verräters.«
»Warum lähmt es nicht den Verräter selbst?« Mikhail zischte die Worte förmlich, und seine Stimme klang so hasserfüllt, dass Shea erschauerte. An all diesen Männern war etwas Tödliches, etwas, das sie grundlegend von ihren menschlichen Gegenspielern unterschied. Sie waren Raubtiere. Es zeigte sich an ihrer Haltung, ihrem Gang, an ihren Gedanken.
Gregori ging langsam in einem Halbkreis über die Veranda. Shea fand es interessant, dass sich alle drei Männer zwischen die Frauen und das Morgenlicht gestellt hatten. »Es gibt einige Möglichkeiten, doch für derartige Diskussionen haben wir keine Zeit. Wir müssen sofort handeln. Raven, hast du irgendeinen Fingerzeig auf eine bestimmte Richtung bekommen, als du mit Byron verbunden warst? Irgendeinen Hinweis?«
»Er war nicht allein. Er war irgendwo unter der Erde, in einer Höhle vielleicht. Es war feucht und modrig. Er war nicht sehr weit von uns entfernt.« Raven schaute Mikhail bekümmert an. Sie fürchtete, nicht die Informationen liefern zu können, die sie brauchten, um den Karpatianer rechtzeitig zu finden. Ein Tag nur in der Gesellschaft der zwei menschlichen Schlächter, und Byron würde ein grauenhaftes Ende nehmen. Mikhail zog Ravens Finger mitfühlend an seinen warmen Mund.
»Der Keller, Jacques«, rief Shea plötzlich aufgeregt.
»Sie haben ihn in den Keller gebracht! Sie können dieses Land nicht besonders gut kennen, und bestimmt gehen sie dorthin, wo sie schon einmal Erfolg hatten. Ich weiß, wie sie sind. Sehr überheblich, vor allem der eine von 364
ihnen, Don Wallace. Es würde ihm ähnlich sehen, denselben Ort noch einmal zu benutzen, und sich dabei einzubilden, euch alle an der Nase herumzuführen!«
»Na schön, dort wäre es feucht und modrig, aber sie würden sehen, dass Jacques' Sarg verschwunden ist, und wissen, dass vor kurzem jemand dort gewesen ist«, bemerkte Mikhail nachdenklich.
»Stimmt, doch wird ihnen der Vampir nicht ohnehin erzählen, dass Jacques am Leben ist? Er hat Jacques und mich vorhin zusammen mit Byron im Wald gesehen«, wandte Shea ein. »Und sie würden sich sicher fühlen, weil ihr tagsüber angeblich alle in Deckung geht. Ich sage euch, das ist genau das, was ein Mann wie Wallace tun würde. Er glaubt, dass ihr alle Vampire seid und bei Tageslicht nichts unternehmen könnt.«
»Dieser Wallace«, warf Mikhail leise ein, »ist der Neffe von Eugene Slovensky, einem Feind aller Karpatianer.
Wir sind einander schon einmal begegnet. Ich glaube, die junge Dame hat recht. Er meint, klüger und gerissener zu sein als wir.«
»Aidan hätte unserem Volk einen großen Dienst erwiesen, wenn er ihn getötet hätte, als er Gelegenheit dazu hatte«, stellte Gregori fest. »Wir waren in jener Nacht stark unter Druck. Mikhail war verletzt und Raven in den Händen von Fanatikern.«
»Ob dieser Aidan vielleicht auf die dunkle Seite übergewechselt ist?«, überlegte Shea laut.
Gregori schüttelte langsam den Kopf. »Sicher nicht, damals so wenig wie heute. Er ist genauso mächtig wie Mikhail und ich. Die Welt würde es wissen, wenn jemand von unserem Format zu dem am meisten gefürchteten Geschöpf von allem geworden wäre. Nein, 365
Aidan ist es nicht. Außerdem hat er einen Zwillingsbruder, der sogar noch mächtiger ist und es sofort wissen würde, wenn Aidan sich von uns abgewandt hätte.« Gregoris Stimme war ruhig und gelassen und absolut überzeugt.
Shea schüttelte den Kopf, um sich von der hypnotischen Wirkung zu befreien. Gregoris Macht ängstigte sie. Seine Stimme allein konnte nahezu alles bewirken, bei jedem von ihnen eine bestimmte Reaktion hervorrufen. Niemand sollte
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