Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
als Mik-hail Raven in ihre Welt geholt hatte.
Auch Mikhail hatte es ohne ihre Zustimmung getan, ohne ihr Wissen, dass es Karpatianer gab. Er hatte es übereilt getan, um ihr das Leben zu retten, und keiner von ihnen, nicht einmal Mikhail, hatte damals gewusst, ob es funktionieren würde. Raven war gezwungen gewesen, mit einer ganz neuen Art zu leben zurechtzukommen.
Ein leises Geräusch ließ ihn zu Gregori herumfahren, der sich gerade taumelnd von Raven zurückzog. Shea sackte neben dieser auf den Boden und rührte sich nicht.
Die beiden Heiler wirkten ausgelaugt und fast völlig entkräftet.
»Du brauchst Blut«, sagte Jacques zu Gregori. »Du hast Raven zu viel gegeben.«
»Sie brauchte es«, antwortete Gregori müde. Er streckte sich auf dem Boden aus und legte einen Arm über seine Augen, um sie vor dem Licht zu schützen.
»Erlaube mir, dir von meinem Blut zu geben. Ich habe heute reichlich Nahrung zu mir genommen«, bot Jacques 428
förmlich an. Trotz des schweren Unwetters stieg die Sonne stetig höher.
»Ich danke dir, Jacques, aber ich bin einfach zu müde.
Das hier ist Mikhails alte Hütte. Finde heraus, wo sich seine Schlafkammer verbirgt.«
Jacques erprobte seine Kräfte, indem er die seit langem verlorene geistige Verbindung zu seinem Bruder suchte. Mikhail? Sie sind zu müde, um weiterzumachen. Du wirst Byron bewachen müssen, während ich hier aufpasse.
Hier in der Hütte muss es einen geheimen Ruheplatz geben.
Wo ist er?
Unter dem Tisch befindet sich eine Falltür, die in den Bereich unter dem Haus führt. Gib acht, der Ort ist nicht sehr sicher. Aber falls das Haus entdeckt oder in Brand gesetzt wird, kannst du die Erde über euch schließen und überleben.
Der Heiler nimmt kein Blut an. Er braucht welches.
Eine kurze Pause entstand, während Mikhail Gregoris Zustand überprüfte. Erschafft es. Bring sie jetzt einfach in Sicherheit.
Jacques, der sich wieder wie ein echter Karpatianer fühlte, suchte die Geheimkammer auf. Es war unüblich für Karpatianer, gemeinsam in einem Raum zu schlafen oder andere auch nur wissen zu lassen, wo sie ruhten. Da sie während der Nachmittagsstunden extrem verletzlich waren, achteten sie darauf, ihre Schlafplätze geheim zu halten. Jacques fühlte sich mit diesem Arrangement nicht sonderlich wohl und wusste, dass es dem Heiler noch weniger zusagen würde.
Jacques, dessen Kräfte mit dem Steigen der Sonne abnahmen, trug Raven in die unterirdische Kammer und legte sie auf eine Decke. Nachdem er die Tür verriegelt, die Fenster gesichert und den Generator ausgeschaltet 429
hatte, hob Jacques Sheas leichten Körper in seine Arme.
Sie murmelte zwar einen leisen Protest, schmiegte sich aber vertrauensvoll an ihn. Als er sie in die Kammer trug, schlief sie bereits.
Gregori taumelte hinter ihnen her, viel zu entkräftet, um zu schweben, legte sich in den Eingang der Höhle und blieb dort. Zusammen mit Jacques sprach er die Worte, mit denen sie dem Erdreich befahlen, sie vor dem Tageslicht zu schützen, und sicherte sie vor Eindringlingen. Bevor er in Schlaf fiel, erinnerte er sich an die Wiese mit den heimtückisch gespannten Drähten und schickte eine stumme Warnung an alle, die sich dorthin verirren mochten. Später würde er die gefährlichen Fallen entfernen.
Jacques gab mit Speichel vermischte heilende Erde auf Sheas und Ravens Wunden. Erst dann legte er sich schützend neben seine Gefährtin und versetzte sich in Tiefschlaf.
Der Regen dauerte den ganzen Tag an. Der Niederschlag war natürlichen Ursprungs und fiel in einem stetigen Nieseln, das die Gegend in triste Grautöne hüllte. Nur wenige Tiere wagten sich unter dem unablässigen Guss hinaus. Das Unwetter war viel zu lang, zu unberechenbar und zu gefährlich gewesen.
Rund um die kleine Hütte im Wald hielt ein Gefühl von Unbehagen alle Lebensformen von der Gegend fern.
Aufgrund der wilden Landschaft, der wilden Tiere und der wilden Legenden kamen nur selten Menschen in diese Wälder.
In der unterirdischen Kammerwachte Gregori mehrmals auf, ständig auf der Hut, ob schlafend oder 430
wach, stets in enger Verbindung mit den anderen in seiner Nähe und dem Land, das sie umgab. Im Geist suchte er das Kind auf. Es war tapfer und intelligent, ein warmes, lebendiges Geschöpf, das einen Lichtschimmer in die undurchdringliche Dunkelheit zauberte.
Seine silbrigen Augen drangen durch den Nebel des Schlafs und starrten auf die Erde über seinem Kopf. Er war sehr nahe daran, auf die dunkle Seite
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