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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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jedes Leben sie verlassen.
    Aber in der Stille und mit ihrem erweiterten Bewusstsein konnte Shea die minimale Energie spüren, die von Raven ausging. Farben schienen um sie herum zu pulsieren, doch sie waren blass und verschwommen. »Jetzt, Mikhail«, befahl Gregori.
    Die Worte wurden laut gesprochen, waren aber gleichzeitig in ihrem Kopf. Shea wurde bewusst, dass sie Mikhail nicht gesehen hatte. Er war irgendwo da draußen mit Byron und hielt Raven aus der Ferne am Leben. Sie wollte ihn um Verzeihung bitten, weil sie das, was geschehen war, nicht verhindert hatte, doch das Licht, zu dem sie geworden war, senkte sich bereits über Raven. Es überraschte Shea ein wenig, dass sie zu wissen schien, was sie tat, bis sie erkannte, dass sie nicht allein war. Die Kugel aus reinem weißen Licht neben ihr lenkte ihre Bewegungen. Alle ihre Gedanken konzentrierten sich auf Raven, nichts anderes zählte. Sie fühlte, wie Mikhail Raven den Befehl gab, aus ihrer Trance in menschliche Bewusstlosigkeit überzugehen.
    Blut strömte aus allen Wunden. Ravens Herzschlag hallte laut durch Sheas Licht. Sie ließ sich durch das Blut treiben und verschloss mit weiß glühender Hitze die schlimmsten Wunden. Sie arbeitete schnell und mit größter Konzentration, um Ravens Blutungen zu stillen, bevor sie ihren Verletzungen erlag. Während sie damit 420

    beschäftigt war, überprüfte sie die Schwere der inneren Wunden. Die Arbeit wurde durch Gedanken ausgeführt.
    Jeder Stich war präzise, jedes Geschoss wurde sauber und behutsam entfernt. Ihre Tätigkeit unterschied sich nicht von einer manuellen Operation, nur dass sie strapaziöser war. Den erforderlichen Grad an Konzentration über einen so langen Zeitraum aufrechtzuerhalten, war sehr anstrengend. Trotzdem hatte sie kaum noch ein Zeitgefühl. Genauso wie im OP
    ihres Krankenhauses ging Shea völlig in ihrer Aufgabe auf. Sie hatte sogar das Gefühl zu schwitzen und wünschte sich eine Krankenschwester zur Seite, die ihr die Stirn abwischte.
    Das war die Welt, die Shea kannte. Ihre Welt. Sie hatte die Ausdauer, mit weitreichenden Verletzungen fertig zu werden. Sie verfugte über das Wissen und die Fähigkeiten, die dazu erforderlich waren. Mehr noch, sie hatte eine eiserne Entschlossenheit. Solange auch nur die geringste Chance auf Erfolg bestand, würde sie ihre Patientin nicht aufgeben.
    Der angerichtete Schaden war grauenhaft. Es schockierte Shea, dass Raven überhaupt so lange durchgehalten hatte. Nicht einmal ein erstklassiges Trauma-Team hätte ihr Leben retten können, dafür hatte man ihr zu viele tödliche Wunden zugefügt. Und das Baby... Wie konnte das Baby überleben?
    Gregori näherte sich behutsam dem winzigen Lebewesen. Das Ausmaß des Traumas war gigantisch.
    Das Baby schwand mit dem Blut dahin, das aus dem Körper seiner Mutter strömte. Er konnte die Bereitschaft des Kindes spüren, vor der Gewalt des Angriffs und den Schmerzen aufzugeben. Gregori blieb nur die Hoffnung, 421

    dass Shea die Blutungen schnell stillen würde, da er selbst sich auf das Kind konzentrieren musste. Das Mädchen war so winzig, fast noch nicht vorhanden, und doch konnte er den Schmerz und die Verwirrung des Kindes spüren. Es lernte Furcht und Schmerz kennen, noch bevor es geboren war, und würde jetzt für immer wissen, dass das Leben nicht sicher war, nicht einmal im Mutterleib.
    Gregori murmelte der Kleinen sanfte, beruhigende Worte zu. Er hatte sie schon einmal in sein Licht getaucht, und jetzt erkannte sie ihn, bewegte sich auf ihn zu und suchte bei ihm Trost. Vorsichtig versorgte er die Wunde in der Arterie, durch die sie Nahrung erhielt.
    Sehr bald würde er ihr sein eigenes Blut geben, sie noch enger an sich binden und ihren Bund besiegeln. In der Plazenta waren einige Risse, die er sorgfältig heilte. Das Mädchen bekam Angst, als das Licht näher heranschwebte, deshalb schickte er ihr Wellen von Wärme und Trost.
    An ihrem rechten Oberschenkel befand sich eine kleine Fleischwunde. Sie tat weh und blutete ins Fruchtwasser. Mit einer hauchzarten Berührung verschloss er die Wunde und verharrte ein wenig, um das Mädchen zu beruhigen. Seine beschwörenden Worte und der leise Klang seiner Stimme erfüllten ihr Inneres.
    Gregori sprach mit ihr, während er sie heilte; er beruhigte und ermutigte sie, damit sie bei Raven blieb, statt einfach aufzugeben und zusammen mit dem stetig fließenden Blut zu versiegen.
    Gregori konnte ihre innere Stärke spüren, ihre Entschlossenheit. Sie war

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