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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihr nicht unbedingt, aber es war möglich, dass er ihre Absicht, ihm zu helfen, erkannte.

Shea nahm ihr schärfstes Messer und beugte sich über ihn, um die dicken Seile zu durchschneiden. Sofort packte er sie am Handgelenk, um sie daran zu hindern.
    Ihr sank der Mut. Ihm war wohl doch nicht klar, was sie vorhatte. Sie schloss die Augen und wappnete sich gegen den Schmerz, der unweigerlich kommen würde, wenn erneut Zähne in ihr Fleisch geschlagen wurden. Als 73

    nichts geschah, schaute sie ihn an, in der Erwartung, dem Blick seiner glühenden Augen zu begegnen.
    Er betrachtete aus leicht zusammengekniffenen Augen unter halb geschlossenen Lidern hervor den langen Riss an ihrem Arm und drehte dabei ihren Unterarm hin und her, als wäre er fasziniert von dem langen Streifen Blut, der sich vom Ellbogen bis zum Handgelenk zog. Shea machte eine ungeduldige Bewegung, um sich aus seinem Griff zu befreien. Seine Finger packten fester zu, aber er sah ihr nicht ins Gesicht. Langsam zog er ihren Arm an seinen Mund.
    Ihr Herz schien stehen zu bleiben. Sein Atem strich warm über ihre Haut. Sanft, beinahe zärtlich berührte er sie mit seinem Mund, eine langsame, feuchte Liebkosung, die lindernd auf die Verletzung wirkte.
    Seine Zunge, die sich wie rauer Samt anfühlte, leckte ausgiebig die Wunde. Es war ein erregendes Gefühl, und Hitze wallte in ihrem Inneren auf.
    Sie wusste intuitiv, dass er den Schaden, den er angerichtet hatte, wiedergutmachen wollte. Blinzelnd starrte sie ihn an; sie konnte nicht fassen, dass er tatsächlich versuchte, diesen lächerlichen Kratzer zu heilen, wenn sein eigener Körper so furchtbar zugerichtet war. Seine Geste wirkte so ergreifend, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Mit zarten Fingern strich sie sein ver-filztes Haar zurück. »Wir müssen uns beeilen, wilder Mann. Du blutest schon wieder.«
    Widerstrebend ließ er sie los, und Shea durchtrennte die Seile. »Du kannst mich ruhig anschreien, wenn es sein muss«, plapperte sie grundlos drauflos. Es dauerte eine Ewigkeit, die Ketten zu lösen, die um seine Hand-und Fußgelenke geschlungen waren. Nicht einmal mit 74

    einem Bolzenschneider war sie sonderlich stark. Als sein Handgelenk endlich frei war, grinste sie ihn triumphierend an. »Du bist im Nu befreit, glaub mir!« Sie hob die schweren Ketten von seinem Körper und entdeckte darunter an seinen Beinen und auf seinem Oberkörper geschwärzte, versengte Haut.
    Shea fluchte, außer sich vor Zorn, dass jemand so abgrundtief grausam sein konnte. »Ich bin ziemlich sicher, dass die Leute, die dir das angetan haben, auch auf mich und meine Forschungsarbeit gestoßen sind. Wir beide könnten an derselben Blutkrankheit leiden.«
    Endlich war eine der Schließen von seinem Fuß ab. »Sie ist sehr selten, weißt du. Vor einigen Jahren haben sich ei paar Fanatiker zusammengetan und entschieden, dass Leut wie wir Vampire sind. Aber ich nehme an, das weißt du schon«, fügte sie entschuldigend hinzu.
    Die letzte Fessel fiel ab, und Shea legte den Bolzenschneider beiseite. »Deine Zähne scheinen stärker entwickelt zu sein als meine.« Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre Zähne, als wollte sie sich vergewissern, dass sie wirklich nicht so wie er war, während sie anfing, die morschen Holzlatten des Sargs auseinanderzunehmen.
    »Da du kein Wort verstehst, kann ich dir ruhig sagen, dass ich froh darüber bin. Ich kann mir nicht vorstellen, jeman den zu beißen. Igitt! Schlimm genug, dass ich zusätzliches Blut zum Überleben brauche. So, ich schneide dir jetzt deine Sachen vom Leib und hole dieses Ding aus dir raus.«
    Seine Kleidung war ohnehin schon nahezu verrottet.
    Noch nie hatte sie einen derart geschundenen Körper gesehen. »Verdammtes Pack!« Shea schluckte schwer, als sie den Schaden begutachtete. »Wie konnten sie dir das 75

    antun? Und wie konntest du das überleben?« Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, bevor sie sich erneut über ihn beugte. »Ich muss dich auf diesen Tisch schieben. Ich weiß, dass ich dabei deine Haut aufschürfe, aber es ist die einzige Möglichkeit.«
    Er schaffte das Unmögliche. Als Shea seine schweren Schultern packte und versuchte, ihn hinüberzuschieben, wuchtete er sich in einem Ausbruch von Kraft und Mut selbst auf den Tisch. Blut perlte von seiner Stirn und lief über sein Gesicht.
    Einen Moment lang konnte Shea nicht mehr. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, und sie senkte den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen.

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