Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
unverändert rein, wie klares Wasser, das über Felsen flief3t.
»Nein!« Gregori machte ihr noch mehr Angst als alles andere. Sie hatte immer alles im Griff. Immer. Nie hatte ihr jemand Entscheidungen aus der Hand genommen, nicht einmal ihre Mutter. Sie musste einfach allein sein, brauchte Zeit zum Nachdenken. Verzweifelt versuchte Shea, sich aus Jacques' Griff zu befreien. »Lass mich los!«
Die Reinheit von Gregoris Stimme fand einen Weg zu den Fragmenten in Jacques' Kopf und verwob sie miteinander. Shea war so verängstigt, so klein und verletzlich, wie sie jetzt hilflos unter ihm lag. Alles wird gut, mein Liebes. Jacques neigte seinen dunklen Kopf und küsste sie auf die Schläfe. Du wirst schlafen und gesund werden. Ich passe auf, dass dir nichts zustößt. Vertrau mir.
Der Befehl war eindeutig und sehr stark. Er hörte im Geist, wie ihr gequälter Aufschrei verklang, als sie sich seinem Willen unterwarf.
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Kapitel 8
Das Unwetter kam langsam näher und überzog das Land mit trübem Nieselregen. Den ganzen Tag über standen graue Wolken am Himmel und verbargen die Berge hinter silbrigen Regenwänden und dichten Nebelschleiern, In einer verlassenen Scheune saßen drei Männer dicht am Feuer und suchten Schutz vor dem Wasser, das durch die Ritzen im Dach tropfte.
Don Wallace nippte an seinem dampfend heißen Kaffee und starrte durch das Fenster beunruhigt in die Abenddämmerung hinaus. »Ungewöhnliches Wetter für diese Jahreszeit.« Seine Augen richteten sich mit einem langen, wissenden Blick auf den älteren Mann.
Eugene Slovensky zog die Schultern vor der Kälte zusammen und sah seinen Neffen missbilligend an. »So ist das Wetter immer, wenn das Land in Aufruhr ist. Wie konntest du dir die Frau durch die Finger schlüpfen lassen, Donnie?«
»He, als du sie hattest, war sie noch ein Baby«, gab Wallace zurück. »Und damals hastrf« sie entschlüpfen lassen. Du konntest nicht einmal die Spur ihrer Mutter von Amerika nach Irland verfolgen. Das habe ich geschafft, ungefähr zwanzig Jahre später. Tu nicht so, als wäre ich der Einzige, der Mist gebaut hat.«
Der alte Mann starrte ihn wütend an. »Nicht in diesem Ton, wenn ich bitten darf. Damals war alles noch ganz anders. Wir hatten nicht die Vorteile moderner Technologien, über die man heute verfügt. Maggie O'Halloran hatte Bekannte, die ihr halfen, mit ihrem kleinen Teufelsbalg zu fliehen.« Er seufzte und schaute 245
wieder durch das Fenster in den Nebel und den Regen.
»Hast du eine Ahnung, welches Risiko wir eingehen, indem wir ihr Territorium betreten?«
»Ich glaube, ich war es, der diese Vampire vor einigen Jahren aufgespürt und getötet hat, während du in Deutschland und in Sicherheit geblieben bist«, fuhr Don ihn gereizt an.
»Du warst nicht sehr wählerisch in der Frage, wer ein Vampir war und wer nicht, Don«, wies Eugene seinen Neffen zurecht. »Du hast zugeschlagen und deinen Spaß gehabt, wann immer dir danach zumute war.«
»Ich war derjenige, der einiges riskiert hat. Ein bisschen Spaß musste ja wohl noch drin sein«, gab Don zurück.
»Schön, aber diesmal konzentrierst du dich darauf, warum wir hier sind. Es ist eine gefährliche Aufgabe.«
Dons Augen wurden hart und ausdruckslos. »Ich war dabei, als wir Onkel James' Leichnam gefunden haben, weißt du noch? Alles Gute zum fünfzehnten Geburtstag, Donnie. Aber statt eines richtigen, lebendigen Vampirs zum Aufspießen bekomme ich die Leiche meines Onkels in einem Haufen Schutt serviert. Ich weiß, wie gefährlich es ist.«
»Vergiss diesen Anblick niemals, mein Junge«, ermahnte Eugene ihn. »Fünfundzwanzig Jahre ist es jetzt her, und wir haben seine Mörder immer noch nicht erwischt.«
»Zumindest haben wir es ihnen heimgezahlt«, erinnerte Don ihn.
Eugenes Augen glühten. »Nicht annähernd genug. Es wird nie genug sein. Wir müssen sie alle vernichten.
Allesamt auslöschen.«
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Jeff Smith rutschte auf seinem Stuhl hin und her und spähte zu Don Wallace. Der Alte war verrückt. Wenn es tatsächlich so etwas wie Vampire gab, würde Jeff eigentlich ganz gern die Gelegenheit nutzen, um unsterblich zu werden. Sie hatten vierzehn sogenannte Vampire umgebracht, und Jeff war sich ziemlich sicher, dass einige von ihnen echt gewesen waren. Kein menschliches Wesen hätte die Art Folter, mit der Wallace so großzügig war, so lange überleben können. Die meisten ihrer Opfer allerdings waren Menschen gewesen, wenn auch Feinde von Wallace. Diese Sitzungen hatte Don
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