Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
für dich empfinde, ist so . . . « Alexandria suchte vergeblich nach Worten, um zu beschreiben, was in ihrem Herzen vorging.
»Tief. Leidenschaftlich. Anders, als du es erwartet hast. Und deshalb erkennst du das Gefühl nicht. Du bist keine Sterbliche mehr, die Beschränkungen der Menschen gelten nicht länger für dich.
Deine Sinne haben sich entwickelt, und auch deine Empfindungen -
Vergnügen, Schmerz, Hunger - werden dir überwältigend vorkommen, bis du dich an sie gewöhnt hast. Zu Anfang konntest du es doch kaum ertragen, dass sich dein Gehör geschärft hat, nicht wahr?«
Alexandria nickte.
»In kürzester Zeit hast du gelernt, deine geschärften Sinne abzuschwächen und nur zu gebrauchen, wenn es nötig ist. Schon bald wird es dir gelingen, mit all deinen neuen Fähigkeiten so selbstverständlich umzugehen wie ich. Die Leidenschaft zwischen 290
uns wird wachsen, und unsere Verbindung wird inniger werden.
Doch das ist keine Magie, Alexandria. Das ist Liebe.«
Kapitel 15
Die Wellen stiegen aus dem Meer auf und schlugen an die Klippen, wo sie Gischt und salzige Tropfen versprühten, ehe sie sich wieder in den Ozean zurückzogen. Alexandria ließ Sand zwischen ihren Fingern hindurchrieseln und beobachtete das beeindruckende Naturschauspiel. Die späte Stunde und der auffrischende Wind sorgten dafür, dass sie den Strand für sich allein hatten. Alexandria saß auf einer Düne, hatte das Kinn auf die Knie gelegt und betrachtete die Wellen. Sie hatte das Meer immer geliebt, doch nach dem Erlebnis mit dem Vampir war sie sich nicht sicher gewesen, ob sie es je wieder sehen wollte.
Aidan hatte all das verändert. Er hatte ihrer Welt Schönheit und Freude zurückgegeben. Sie konnte hier sitzen, allein in der Dunkelheit, umgeben von Wind und Wellen, und die einzigartige Pracht der Natur genießen. Aidan hatte mit einem seiner vielfältigen Geschäfte zu tun, also war Alexandria zu einer Spazierfahrt aufgebrochen, um ein wenig allein zu sein. Einerseits genoss sie Aidans Nähe, die Art, wie er immer wieder die telepathische Verbindung zu ihr suchte, doch andererseits war sie daran gewöhnt, frei zu sein. Und sie brauchte etwas Zeit für sich allein, um in Ruhe über alles nachzudenken.
Aidan war nicht gerade erfreut darüber, das spürte Alexandria deutlich. Er war bei ihr, ein Schatten in ihren Gedanken, doch wenigstens hatte er sie nicht dazu gezwungen, ihm zu gehorchen.
Das hätte ich aber tun sollen.
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Alexandria lächelte. Schön, dass du es nicht getan hast. Du musst dich daran gewöhnen, dass ich dir nicht so gehorche, wie Joshua es tut.
Das ist wohl auch eine schlechte Angewohnheit von dir.
Der Wind trug ihr Lachen den Strand hinunter. Wenn nicht, werde ich mich bemühen, diese Angewohnheit zu entwickeln.
Du wirst tun, was ich dir sage. Aidans Stimme klang samtig und verführerisch.
Alexandria spürte, wie das Verlangen in ihr erwachte. Geh wieder an die Arbeit, du Lustmolch, und lass mich ein bisschen allein.
Aber nur kurz. Ich weiß nicht, wie lange ich es aushalten kann, nicht deinen nackten Körper unter meinem zu spüren.
Du bist unmöglich, Aidan, einfach unmöglich. Alexandria lachte fröhlich. Es tat gut, wieder lachen zu können, nach allem, was geschehen war.
Weit entfernt zuckte ein Blitz über den Himmel und erleuchtete die dunklen Wolken. Donner grollte. Ein Gewitter zog über den Himmel und peitschte die Wellen auf. Alexandria lehnte sich zurück und spürte einen Wassertropfen auf ihrer Wange, konnte aber nicht genau sagen, ob es sich um Regen oder Gischt handelte. Und es war ihr gleichgültig. Ihr Leben schien endlich wieder etwas ruhiger zu verlaufen, und sie fand zu ihrer früheren Stärke zurück. Nun, da sie ihre Verwandlung akzeptiert hatte, würde sie einen Weg finden, mit ihrem neuen Leben zurechtzukommen.
Ein Schatten regte sich über ihr. Alexandria blinzelte und richtete sich auf, um den Himmel abzusuchen, konnte jedoch keine Bewegung entdecken. Vielleicht war es nur eine der düsteren Wolken gewesen, die vor den anderen herzog. Trotzdem spürte Alexandria, dass etwas nicht stimmte. Sie saß allein am Strand, nahe genug am Wasser, um die Raubfische im Meer wahrzunehmen. Die Erkenntnis machte sie plötzlich nervös, dass unter den wunderschönen, wilden Wellen vielleicht prähistorische Räuber auf ihre Beute lauerten.
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Alexandria lächelte. Offenbar ließ sie sich jetzt schon von Schatten Angst einjagen. Wer sollte wohl in einer Nacht wie dieser hier
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