Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
gefährlich, Aidan.«
»Vampire verstehen es sehr geschickt, die Wahrheit zu verschleiern. Sie sind großartige Lügner. Bist du sicher, dass Gregori sich nicht verwandelt hat?«
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Nickend sagte Alexandria: »Ich hatte Angst vor ihm. Er fürchtet sich vor sich selbst. Gregori hatte Recht, er ist unberechenbar wie ein Tiger im Käfig. Doch er ist nicht böse.«
Schwarze Wolken verdüsterten den grau schimmernden Himmel.
Mit einem zufriedenen Lächeln machte Aidan eine leichte Handbewegung und zerstreute die Wolken. »Der letzte Vampir glaubt, er könne mich mit seinen kleinen Machtspielchen beeindrucken. Ich lasse es zu, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Aber die Sonne wird bald aufgehen, also muss er in der Erde Schutz suchen.«
Alexandria entspannte sich sichtlich. Sie mochte nicht daran denken, dass der Vampir vielleicht draußen vor dem Fenster stand und sie belauschte.
»Nein«, meinte Aidan kopfschüttelnd. »Wenn er so nahe wäre, piccola, wüsste ich es.«
Sie lachte. »Ich vergesse immer noch, dass du meine Gedanken lesen kannst. Das ist manchmal ausgesprochen beunruhigend.«
»Und sehr interessant.« Aidans Augen blitzten, und Alexandria errötete.
»Deine Gedanken sind auch nicht ohne«, erwiderte Alexandria lächelnd. »Du hast viele faszinierende Ideen.«
»Und das ist erst der Anfang«, bemerkte Aidan leise. Er beugte sich vor und umfasste ihre Brust. Mit dem Daumen strich er über die aufgerichtete Spitze. »Ich liebe es, dich zu berühren.« Er streifte die gerötete Stelle, die er absichtlich an ihrem Hals zurückgelassen hatte.
Alexandria erschauerte. »Du solltest wirklich verboten werden, Aidan. Weißt du eigentlich, dass alle Skizzen, die ich für Thomas Ivans Figuren gezeichnet habe, dir ähnlich sehen. Ich konnte mir nicht helfen. Meinst du, dass Thomas es bemerken wird?«
In Aidans Augen trat ein amüsiertes Funkeln. »Thomas Ivan ist ein Idiot.«
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»Seine Spielkonzepte sind neuartig und beliebt. Außerdem ist er mein Arbeitgeber«, erinnerte Alexandria ihn. »Du bist nur eifersüchtig.«
»Eine meiner schlechten Angewohnheiten, zweifellos. Ich habe nicht die Absicht, dich mit jemandem zu teilen, Alexandria.« Er ließ sie abrupt los. »Ich will nicht, dass ein anderer Mann dich anfasst.«
»Ich will nur für ihn arbeiten, nicht mit ihm schlafen«, erklärte Alexandria geduldig, obwohl sie genau wusste, dass sie den Job sofort aufgeben würde, wenn ihre Arbeit Aidan wirklich unglücklich machte.
»Meinst du, dass er es akzeptieren wird?«
»Er hat keine Wahl. Ich sage ihm einfach, ich sei mit dir verlobt.
Dann muss er es akzeptieren.«
»Ich werde alle Vorbereitungen treffen, um dich morgen Früh zu heiraten. Einige meiner Freunde könnten die Formalitäten beschleunigen. Dann können wir es gleich erledigen.«
Alexandria lehnte sich zurück, und ihre saphirblauen Augen schienen plötzlich Funken zu sprühen. »Erledigen? Erledigen?« Sie wiederholte das Wort immer wieder, weil sie nicht glauben konnte, dass er es wirklich so formuliert hatte. Sie würde Aidan Savage nicht mal heiraten, wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre. »Ich habe dich nicht um irgendeinen Gefallen gebeten, Aidan. Und du musst auch nicht meine Ehre verteidigen.«
Aidan beobachtete sie aufmerksam. »Wir sind bereits innig miteinander verbunden, Alexandria. Wir sind Gefährten bis in alle Ewigkeit und werden zusammenbleiben, bis wir eines Tages gemeinsam in die Sonne gehen. Aber dein leicht erregbarer, idiotischer Chef würde die Verbindung weder verstehen noch respektieren. Eine Heirat allerdings wird er anerkennen müssen.«
»Ich verstehe die Sache mit den Gefährten auch nicht, Aidan.
Aber mir bedeutet das Sakrament der Ehe etwas. Nicht, dass du mich gefragt hättest. Nicht, dass du die Institution respektierst, an die ich glaube. Ich finde deine Haltung ausgesprochen beleidigend.«
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Alexandria versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er ihre Gefühle verletzt hatte, doch ihr ausdruckvolles Gesicht hätte sie auch verraten, wenn Aidan nicht in der Lage gewesen wäre, ihre Gedanken zu lesen.
Er schüttelte den Kopf. »Wir teilen alles miteinander, Alexandria, auch unsere Gedanken. Ich habe dir wehgetan. Das wollte ich nicht.«
Alexandria stand auf. Wasser rann an ihrem Körper hinunter.
»Wenn wir auch unsere Gedanken miteinander teilen, scheinen wir einander doch nicht zu verstehen.« Sie nahm ein großes Handtuch und wickelte sich darin ein. Dabei vermied sie es, Aidan
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