Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
anzusehen.
»Ich glaube schon. Du hättest gewollt, dass ich dir einen Heiratsantrag nach Art der Sterblichen mache.« Aidan streckte die Hand aus und umfasste ihren Knöchel, damit sie ihm nicht davonlaufen konnte.
Die seltsam intime Geste entfachte Alexandrias Begehren. Sie verabscheute seine Fähigkeit, sie mit einer Geste oder einem Wort so sehr zu erregen. Wieder baute sich die erotische Spannung zwischen ihnen auf, und Aidan sah sie voller Sehnsucht an.
Doch Alexandria schüttelte den Kopf. »Nein, Aidan. Diese Sache ist mir wichtig. Du kannst nicht meine Gefühle verletzen und mich dann einfach verführen.«
Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Aidan stand so schnell auf, dass Alexandria zurückwich, da allein seine Größe sie einschüchterte. »Nein, cara mia.« Seine Stimme klang zärtlich.
»Fürchte dich nicht vor mir. Ich würde dich niemals willentlich verletzen. Wir sind bereits miteinander vereint. Ich dachte, du wüsstest das. Du bist meine Gefährtin für alle Ewigkeit. Unser Band ist viel tief greifender als die Ehe der Sterblichen. Ich hätte bedenken sollen, dass dir die menschliche Zeremonie wichtig ist. Aber du bist jetzt eine Karpatianerin, und ich dachte, dass du uns bereits als
>verheiratet< betrachten würdest. Es geschah in dem Augenblick, in dem ich die rituellen Worte aussprach, als wir unser Blut, unsere 321
Körper und Seelen miteinander vereinten. Das ist die >Hochzeit< unseres Volkes.«
Aidan legte die Arme um Alexandria, die reglos und angespannt vor ihm stand. »Vergib mir meine Gedankenlosigkeit, cara. Ich möchte dich wirklich gern nach sterblicher Tradition heiraten, weil es dir wichtig ist.«
Aidans beschwörende Stimme schien allen Ärger von Alexandria zu nehmen, als wäre nie etwas gewesen. Alexandria lehnte sich an ihn. »Dieses neue Leben ist so beängstigend, Aidan. Ich möchte, dass möglichst viele Dinge normal bleiben. Das hilft mir dabei, mit den Veränderungen umzugehen.«
»Weißt du, piccola«, erwiderte Aidan neckend, während er ihr sanft über die Wange strich, »Karpatianer fragen ihre Gefährtin nicht, sie beanspruchen sie einfach. Soll ich dir trotzdem einen Antrag machen?«
Alexandria schmiegte die Wange an seine Brust. »Es würde mir viel bedeuten«, gab sie zu.
»Dann will ich mich bemühen, deinem Wunsch zu entsprechen«, sagte Aidan ernst. Er nahm ihre Hand und ließ sich auf ein Knie sinken. »Alexandria, meine einzige Liebe, willst du mich morgen heiraten ?«
»Ja, Aidan«, antwortete sie feierlich. Doch dann verdarb sie den feierlichen Moment, weil sie lachen musste. »Ich weiß nicht, ob man einfach im Handumdrehen heiraten kann.«
Aidan stand auf. »Du vergisst, dass ich sehr überzeugend sein kann. Wir werden morgen heiraten. Und jetzt solltest du dich anziehen, cara. Du führst mich sonst nur in Versuchung.« Er ließ seine Hand spielerisch zu ihrem Po gleiten.
Alexandria lächelte wissend. »Du wirst mir mit deiner chauvinistischen Art noch viel Ärger bereiten, stimmt's?«
Lachend erwiderte Aidan: »Ich dachte gerade daran, wie viele Scherereien du mir mit deiner Unabhängigkeit bereiten wirst.«
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Sie neigte den Kopf zur Seite. »Hast du das Wort Kompromiss schon einmal gehört? Verstehst du, was es bedeutet?«
Aidan betrachtete sie nachdenklich. »Soviel ich weiß, bedeutet es, dass du mir gehorchst, sobald ich dir eine Anweisung gebe. Das ist es doch ungefähr, oder?«
Sie knuffte ihn spielerisch in die Seite. »Das hättest du wohl gern.
Aber so geht es nicht, Mr. Savage.«
Aidan hielt ihre Arme fest und küsste ihr Haar. »Wir werden sehen, Liebste, wir werden sehen.«
Lachend machte sich Alexandria los und zog sich an. Der Sonnenaufgang erleuchtete den Himmel und brachte die bleierne Müdigkeit mit sich, die Alexandria inzwischen nur zu gut kannte.
Aber sie wollte Joshua sehen und einen ganz normalen Morgen mit ihm verbringen, bevor er zur Schule ging.
Aidan ließ sie gehen. Sie sollte ihre vertrauten Gewohnheiten so lange wie möglich behalten. Er liebte es, sie so glücklich zu sehen, und außerdem bereitete ihm die Herausforderung des Vampirs Kopfzerbrechen. Der Untote führte etwas im Schilde. Er war der Letzte der Bande, die in die Stadt gekommen war, die Menschen bedroht und die Polizei in die Irre geführt hatte. Der Vampir war nicht dumm. Mit Sicherheit hatte er Aidans Stärken und Schwächen genau studiert, ehe er die Herausforderung gesandt hatte. Was hatte er vor?
Lautlos schlich
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