Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
versucht, seine Fähigkeiten zu verbessern. Nie wieder würde er unfähig sein, den Menschen zu helfen, an denen ihm so viel lag.
Joshuas Gelächter drang an sein Ohr, und das leise, unbeschwerte Geräusch berührte ihn tief. Joshua ähnelte seiner Schwester so sehr!
Er verfügte über die gleiche unbändige Lebensfreude und hatte ebenfalls große blaue Augen.
»Niemand wird dem Jungen etwas antun, solange ich lebe«, versicherte Stefan grimmig.
Aidan wandte sich ab. Stefan kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass seine Worte den Karpatianer mit Furcht erfüllten.
Trotz aller übernatürlichen Fähigkeiten musste Aidan das Sonnenlicht meiden, und der Vampir konnte Menschen zu seinen Sklaven machen und dazu benutzen, seine Pläne bei Tag auszuführen. Aidan konnte zwar seinen Geist tagsüber aussenden -
nur wenige Karpatianer hatten diese Fähigkeit entwickelt -, doch er würde Stefan dennoch ohne Hilfe zurücklassen. Stefan war kein junger Mann mehr, und Aidan wollte seinen Freud ebenso wenig verlieren wie Joshua.
Joshua stürmte lachend aus der Küche. »Hilf mir, Aidan, sie ist hinter mir her!«, rief er und rannte auf Aidan zu.
Stefan stellte sich schützend vor seine preisgekrönten Tulpen, während Aidan die Rosenbüsche rettete, indem er Joshua mit einem Arm abfing und mühelos auf seine Schultern hob. »Wer ist denn hinter dir her, Josh?«, fragte er gespielt ahnungslos.
»Wage es ja nicht, den kleinen Schurken zu beschützen.«
Alexandria lief aus der Küche in den Garten. Ihre saphirblauen Augen blitzten übermütig. »Du glaubst nicht, was er unter seinem Bett versteckt hat!«
Joshua duckte sich. »Lauf, Aidan! Sie wird mich durchkitzeln, ich weiß es genau.« Aidan floh mit Joshua in die schattige Garage, wohlwissend, dass Alexandria ihm folgen würde.
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»Ha!«, rief sie. Ihr war nicht bewusst, dass sie sich gerade der gefährlichen Morgensonne ausgesetzt hatte.
»Ich werde dich nicht einfach nur durchkitzeln«, drohte sie. »Setz ihn ab, Aidan, damit ich ihn schütteln kann.«
Joshua hielt sich an Aidans Zopf fest. »Nein! Aidan, wir müssen zusammenhalten.«
»Ich weiß nicht«, antwortete Aidan gespielt nachdenklich. Er zwinkerte Stefan zu und wandte sich hin und her, um Alexandria auszuweichen, die versuchte, Joshua in die Finger zu bekommen.
»Sie sieht ziemlich wütend aus. Ich möchte nicht, dass sie auch noch hinter mir her ist.« Er beugte sich leicht vor, als wollte er Joshua wirklich seinem Schicksal überlassen.
Alexandria warf sich lachend auf ihn, doch Aidan drehte sich in letzter Sekunde, sodass sie Joshua nicht erreichen konnte. Der Junge hielt sich krampfhaft an Aidans Schultern fest und schrie in gespieltem Schrecken auf.
»Ich erzähle es ihr!«, rief Joshua. »Wenn du mir nicht hilfst, Aidan, musst du auch dran glauben.«
Alexandria hielt inne und warf Aidan einen vernichtenden Blick zu. »Du hast dich an dieser Meuterei beteiligt?«
Aidan tat unschuldig. »Ich habe keine Ahnung, was der Junge mir da unterstellen will, um sein Leben zu retten.« In seinen Augen funkelte Belustigung, die seine Worte Lügen strafte. »Du weißt doch, dass ein Mann alles behaupten würde, um seine eigene Haut zu retten.«
Joshua schnaubte. »Sag es ihr, Stefan. Es war Aidans Idee, und du hast auch mitgeholfen, stimmt's?«
Anklagend wandte sich Alexandria zu Stefan um. »Du auch? Hält sich denn hier niemand an meine Anweisungen?« Sie stemmte die Hände auf die Hüften. »Und es war eine deutliche Anweisung!«
Die drei ließen die Köpfen hängen und sahen sehr schuldbewusst aus. »Es tut mir Leid, cara«, murmelte Aidan schließlich tapfer. »Ich konnte dem kleinen Kerl nicht widerstehen.«
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»Klein? Das nennst du klein? Es ist ein Kalb!«
Stefan warf sich in die Brust. »Nein, Alexandria, Aidan trifft keine Schuld. Ich habe den Winzling entdeckt, und als Joshua übers ganze Gesicht strahlte, musste ich ihn einfach mitnehmen.«
»Winzling? Sprechen wir über dasselbe Tier? Dieser Hund ist nicht klein. Er ist riesig! Hat sich einer von euch mal die Pfoten angesehen? Die sind größer als mein Kopf!«
Joshua prustete los. »Das kann nicht sein, Alex. Er ist wirklich süß. Ich darf ihn doch behalten, oder? Stefan meint, dass er später ein guter Wachhund wird. Er wird mich beschützen und mein Freund sein, wenn ich ihn gut behandle.«
»Und bis dahin frisst er uns die Haare vom Kopf.« Alexandria wurde ernst. »Ich weiß nicht, Josh. Ich verdiene kaum genug, um uns
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