Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
Besserung. Außerdem gibt es so viele Dinge in deinem neuen Leben, die dir gefallen werden. Du kannst in der Dunkelheit sehen, als wäre es helllichter Tag. Du wirst Dinge sehen und hören, die den Sinnen der Menschen auf ewig verschlossen bleiben, und die Welt ganz neu entdecken.«
»Aber du verstehst mich einfach nicht. Ich mochte mein altes Leben. Außerdem muss ich mich um Joshua kümmera. Wie soll er denn tagsüber ohne mich zurechtkommen? Er ist doch noch ein kleiner Junge. Ich muss ihn zur Schule bringen und selbst zur Arbeit gehen.«
Aidan behauptete zwar, kein Mörder zu sein, aber sie war schließlich nicht blind. Sein attraktives Äußeres vermochte nicht über die tödlichen Gefahren hinwegzutäuschen, die hinter der Fassade aus zivilisiertem Charme lauerten. Sie würde es nicht zulassen, so zu werden wie er,
denn sie musste für Joshua sorgen. Aidan seufzte. Das Geräusch war kaum zu hören, dennoch durchfuhr es Alexandria wie ein Schock. In ihr keimte der schreckliche Verdacht auf, dass er ihre 95
Gedanken lesen konnte, dass tatsächlich eine geistige Verbindung zwischen ihnen bestand, die es ihm erlaubte, jedes ihrer Geheimnisse zu lüften.
»Du wirst dich um Joshua kümmern können. Ich habe eure Sachen in die Zimmer im zweiten Stock bringen lassen, und ihr könnt dort zusammen wohnen. Es ist sehr wichtig, dass du den Anschein erweckst, ein normales menschliches Leben zu führen. Nur am Nachmittag, wenn du am verwundbarsten bist, musst du dich in die unterirdische Kammer begeben, um zu schlafen. Joshua erinnert sich übrigens nicht an die Begegnung mit dem Vampir. Ich konnte nicht zulassen, dass er dieses traumatische Erlebnis sein Leben lang mit sich herumträgt.«
»Oder dass er die Wahrheit über dich kennt«, fügte Alexandria scharfsinnig hinzu. »Wir haben aber schon ein Zuhause. Sobald es mir besser geht, werde ich Joshua von hier fortbringen. Wir werden die Stadt verlassen, wenn es sein muss. Hauptsache, wir sind nicht mehr in deiner Nähe, damit Joshua nichts zustoßen kann.«
Sie schwiegen beide, und die Stille im Zimmer schien sich unendlich in die Länge zu ziehen. Alexandrias Herz begann plötzlich heftig zu pochen, und als Aidan sich rührte, erstarrte sie vor Schreck. Er sagte nichts, bewegte sich ohne einen Laut und jagte ihr damit schreckliche Angst ein.
»Wir sind miteinander verbunden, Alexandria.« Seine Stimme klang so klar und beruhigend. »Das Band zwisehen uns kann nicht zerrissen werden. Ich werde immer wissen, wo du bist, und auch du kannst mich jederzeit finden. Wenn ich Joshua etwas hätte antun wollen, wäre der Junge schon längst nicht mehr hier. Du musst in meinem Haus bleiben, bis du genug gelernt hast, um zu überleben.
Gib dir wenigstens Zeit, dich an die Veränderungen zu gewöhnen.«
»Ich möchte Joshua sehen. Jetzt gleich!«
Seltsamerweise sah sich Alexandria schon wieder außer Stande, ruhig zu atmen. Die unterschiedlichsten Empfindungen schienen wie ein Wirbelsturm durch ihre Seele zu toben, bis sie glaubte, gleich 96
den Verstand verlieren zu müssen. Dennoch saß sie still im Bett und wartete darauf, dass Aidan ihr sein Einverständnis gab. Doch er stand nur vor ihr und betrachtete sie mit unbewegtem Gesicht.
Im Nachhinein konnte sich Alexandria nicht erklären, was geschehen war. Eben saß sie noch ruhig da, und im nächsten Augenblick stürzte sie sich auf Aidan, unfähig, ihre Wut im Zaum zu halten. Aidans Züge veränderten sich kaum, er blieb ruhig, selbst als er ihren Angriff abwehrte. Alexandria kämpfte verzweifelt darum, die Kontrolle zurückzugewinnen. Nie zuvor hatte sie einen anderen Menschen attackiert. Es gelang Aidan jedoch mühelos, sie anzuwehren. Er griff nach ihren Handgelenken und hielt sie hinter ihrem Rücken fest, sodass Alexandria wehrlos an seine muskulöse Brust gepresst wurde.
Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie nur eine dünne Bluse auf der. nackten Haut trug und dass sich ihre Kurven perfekt an Aidans kräftigen Körper schmiegten. Er war ein Mann, und sie war eine Frau - und dieser Gedanke erschreckte sie mehr als alles andere.
»Ganz ruhig, piccola, cara mia. Hab keine Angst«, beruhigte Aidan sie, während er mit einer Hand ihre Arme festhielt und mit der anderen sanft über ihren Nacken strich. »Wir stehen das gemeinsam durch. Halte dich an mir fest. Nutze meine Kraft.« Er ließ ihre Handgelenke los, verstärkte aber den Druck seiner Hand in ihrem Nacken.
Alexandria trommelte mit den Fäusten gegen
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