Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
stimmt's, Aidan?«
Der Karpatianer ließ seine Hand auf Joshuas hellem Lockenschopf ruhen, während ihm das Herz in der Brust einfach zu schmelzen schien. In den blauen Augen des Jungen lagen so viel Unschuld und grenzenloses Vertrauen. »Ja, Josh. Sie schläft noch.
Wir geben ihr noch eine Stunde Zeit, um sich auszuruhen, dann bringe ich sie zu dir. Wie wäre das?«
»Geht es ihr besser? Ich hatte schon Angst, sie würde vielleicht gar nicht mehr zurückkommen - so wie Mom, Dad und Henry.«
Joshs Stimme zitterte vor Angst.
»Alexandria wird dich niemals verlassen, Josh«, beruhigte Aidan ihn mit leiser Stimme. »Sie wird immer für dich da sein, und wir passen gut auf sie auf, damit nichts und niemand sie uns beiden wegnimmt. Du weißt doch, dass ich Alexandria immer beschützen werde, und ich bin nicht so leicht zu besiegen. Also brauchst du auch keine Angst mehr zu haben. Einverstanden?«
Joshua lächelte ihn zuversichtlich an. »Wir sind die allerbesten Freunde, oder, Aidan? Du, ich und Alexandria?«
»Wir sind sogar mehr als Freunde«, versicherte Aidan ernst.
»Alle, die in diesem Haus leben, sind eine einzige, große Familie.«
»Marie sagt, dass ich in eine andere Schule gehen soll.«
Aidan nickte. »Das wird wohl das Beste sein. Deine alte Schule liegt sehr weit entfernt, und die, an die ich denke, ist sehr gut. Du wirst dort schnell Freunde finden.«
»Was sagt denn Alexandria dazu? Sie bringt mich sonst immer zur Schule, weil sie meint, dass es für mich allein zu gefährlich ist.«
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»In dieser Gegend ist das anders. Aber wenn du möchtest, können Stefan und Marie dich zur Schule bringen, bis du dich auch allein sicher fühlst.«
»Ich möchte aber, dass du mich hinbringst, wenn Alexandria mich nicht begleiten kann.« Joshua brachte einen beeindruckenden Schmollmund zu Stande.
Aidan lachte leise. »Du kleiner Satansbraten! Ich sehe schon, dass du daran gewöhnt bist, deinen Willen durchzusetzen. Alexandria lässt sich doch bestimmt immer umstimmen, wenn du etwas von ihr willst, oder?«
Joshua zuckte die Schultern, musste dann aber auch lachen. »Ja, ich kriege eigentlich alles, was ich möchte, und sie wird auch nie böse, wenn ich ihr nicht gehorche. Manch-mal versucht sie, mit mir zu schimpfen. Aber das klappt nicht. Am Ende nimmt sie mich immer in den Arm.«
»Ich glaube, du brauchst eine feste Hand in deinem Leben; junger Mann«, bemerkte Aidan und hob Joshua hoch. »Am besten einen großen, starken Mann, der sich von dir nichts gefallen lässt.«
Joshua legte die Arme um Aidans Nacken. »Aber du schimpfst doch auch nie mit mir.«
»Nein, doch es ist mir ernst, wenn ich dir etwas sage.«
»Das stimmt«, gab Josh zu. »Aber ich finde trotzdem, dass du mich zur Schule bringen solltest.«
»Ich muss hier bleiben und dafür sorgen, dass es Alexandria bald besser geht. Du weißt ja, wie dickköpfig sie sein kann.«
Joshua nickte. »Ich weiß auch, dass ihr nichts passiert, solange du bei ihr bist. Ich gehe dann eben mit Stefan und Marie zur Schule.
Aber wenn die anderen Kinder dich sehen, dann denken sie bestimmt, dass ich einen großen, starken Daddy habe, und tun mir nichts.« Er zuckte die Schultern. »Stefan ist auch groß. Mit ihm könnte es klappen.«
»Ich bin mir sicher, dass Stefan sie alle furchtbar erschrecken wird. Doch dies ist eine gute Schule, Joshua, mit netten Kindern.
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Niemand trägt Waffen bei sich oder wird versuchen, dir etwas anzutun. Und falls so etwas doch einmal vorkommen sollte, würdest du ja gleich zu mir kommen und es mir erzählen.« Aidan blickte dem Jungen fest in die Augen.
Joshua nickte. »Ich würde es dir sagen, Aidan.« Er blinzelte und wand sich in Aidans Griff, bis dieser ihn wieder absetzte. »Marie meint, dass das Abendessen gleich fertig ist. Sie kann gut kochen, viel besser als Alex. Aber das darfst du Alex nicht erzählen, weil sie sonst vielleicht traurig ist. Isst du mit uns?«
Aidan ertappte sich bei einem strahlenden Lächeln ohne ersichtlichen Grund. Plötzlich hatte er eine richtige Familie. Zwar waren ihm in all den Jahrhunderten schon immer einige Menschen zugetan gewesen, hatten ihm ihre Loyalität bewiesen und ihn so immer wieder davon abgehalten, den Verstand zu verlieren. Doch jetzt gab es in seinem Leben viel mehr als Loyalität und Pflichtgefühl. Die unterschiedlichsten Gefühle stürzten auf ihn ein, und er genoss jedes einzelne von ihnen, obgleich er auch ein wenig überwältigt war. »Alexandria erfährt kein
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