Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
ihrer Stimme nicht traute. Sie fühlte sich gleichzeitig zu Aidan hingezogen und von ihm abgestoßen. Er gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, da sie wusste, wie gefährlich er war.
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Doch für den Augenblick würde sie versuchen, all ihre Bedenken zu vergessen und einfach den Abend mit Joshua genießen.
»Die Tür ist direkt vor dir«, bemerkte Aidan.
Alexandria wandte sich um, behielt Aidan jedoch im Auge, während sie die Tür betrachtete. »Gibt es wieder irgendwelche Tricks ? Ein geheimes Kennwort vielleicht?«
»Ja, du musst die Klinke hinunterdrücken.«
»Wie langweilig.« Sie streckten gleichzeitig die Hand nach der Klinke aus, sodass Aidan ihr wieder nahe genug kam, dass sie seinen frischen, männlichen Duft wahrnahm und die Wärme seines Körpers spürte. Hastig ließ sie ihre Hand sinken. Als Aidan die Tür öffnete, hätte Alexandria schwören können, ein leises Lachen zu hören. Doch als sie sich ärgerlich umdrehte, machte Aidan ein unschuldiges Gesicht.
Alexandria verzichtete darauf, ihn vors Schienbein zu treten, und betrat stattdessen würdevoll die helle, einladende Küche. Sie war stolz auf ihre Selbstbeherrschung.
Aidan folgte dicht hinter ihr. »Ich kann deine Gedanken lesen, cara«, neckte er sie leise.
»Sie sollten nicht so sehr damit angeben, mein lieber Mr. Savage.
Das ist übrigens ein sehr passender Name für dich. Savage - der Wilde. Du machst ihm alle Ehre.«
»Du solltest mich wieder Aidan nennen, sonst müsste ich Joshua einiges erklären. Der Junge ist ausgesprochen scharfsinnig für sein Alter.«
Alexandria lachte leise. »Und du behauptest, keine Fantasie zu haben. Ich würde zu gern erleben, was du dir dazu ausdenkst.«
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Kapitel 6
Die Küche war riesig, größer als das gesamte Apart-ment, das Alexandria für sich und Joshua gemietet hatte. Alle Fenster gaben den Blick auf einen weitläufigen, gepflegten Garten frei, überall hingen Topfpflanzen in hübschen Blumentöpfen, und der geflieste Fußboden glänzte makellos. Alexandria drehte sich langsam im Kreis, um alles zu betrachten. »Ein wunderschöner Raum.«
»Wir haben auch eine Mikrowelle, falls du etwas wärmen möchtest. Und der Müllzerkleinerer funktioniert einwandfrei.«
»Sehr witzig. Nur damit du es weißt, ich kann kochen.«
»Ja, das hat Joshua auch gesagt - während er Maries Kekse in sich hineinstopfte, glaube ich.«
»Ach, sie backt also auch! Wie soll ich bloß mit so viel beispielloser Tugend mithalten?« Alexandria verzog das Gesicht.
»Vermutlich ist sie auch diejenige, die diese Traumküche in Ordnung hält. Gibt es irgendetwas, das sie nicht kann?«
»Sie besitzt nicht dein bezauberndes Lächeln, cara«, antwortete Aidan leise.
Die Zeit schien stillzustehen, während Alexandria in Aidans goldbraune Augen blickte, deren Wärme sie einzuhüllen und zu durchdringen schien.
»Alexandria!« Joshua stieß die Tür auf, warf sich in die Arme seiner Schwester und brach so Aidans Bann.
»Alex!«
Sie fing ihn auf und umarmte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Dann musterte sie ihn eingehend, suchte nach Wunden und Blutergüssen. Besonders gründlich betrachtete sie seinen Hals, um sicherzugehen, dass Aidan nicht etwa Joshuas Blut getrunken hatte.
»Du siehst gut aus, Josh.« Alexandria zögerte und fügte dann hinzu: 113
»Danke, dass du Aidan angerufen hast, als es mir schlecht ging. Das war sehr klug von dir.«
Joshua lächelte sie an, und seine blauen Augen glänzten. »Ich wusste, dass er kommen und uns helfen würde.« Plötzlich verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. »Ich glaube, dass der andere Mann dich vergiftet hat.«
Alexandria bemühte sich, ihre Besorgnis zu verbergen. »Welcher andere Mann?«
»Thomas Ivan. Als du mit ihm beim Abendessen warst, hat er dir bestimmt Gift ins Essen gestreut«, entgegnete Joshua voller Überzeugung.
Alexandria wandte sich um und warf Aidan einen verärgerten Blick zu. Er machte ein unschuldiges Gesicht. »Thomas Ivan würde niemanden vergiften.«
»Außerdem«, sagte Aidan leise, »hätte er das Gift wahrscheinlich in ihr Getränk gemischt. Das wirkt viel besser und versteckt den bitteren Nachgeschmack.«
»Damit kennst du dich natürlich aus«, bemerkte Alexandria.
»Aber du solltest Joshua nicht auch noch in seiner Meinung über Thomas Ivan bestärken. Schließlich werde ich bald für ihn arbeiten.«
»Henry sagte, dass Thomas Ivan ein Kater ist, der das Mausen nicht lässt - was sollen Katzen auch sonst machen? -,
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