Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
kaum zu atmen. Zwar genoss sie die Berührung seiner Lippen an ihrem Hals, fürchtete sich aber auch vor den Gefühlen, die sie in ihr auslöste.
»Ich muss zugeben, dass ich meine Zeit damit verschwendet habe, seine idiotischen Machwerke zu be-gutachten . . . doch das darfst du niemandem verraten. Ich könnte meinen Ruf als echter Vampirjäger verlieren.« Wieder legte Aidan ihr den Arm um die Taille und führte sie den schmalen Gang entlang.
»Aber Aidan! Du bist ja ein fürchterlicher Snob«, neckte Alexandria ihn, während sie bemüht war, seine verführeri-sehe Nähe zu ignorieren.
»Vermutlich.«
Aidans Stimme schien über ihre Haut zu streichen wie eine warme Brise, und Alexandria erschauerte.
»Du hast deine Schuhe vergessen«, bemerkte er. »Der Fußboden ist kalt. Du hättest die Schuhe anziehen sollen, die ich dir gebracht habe.« In seiner Stimme lag eine leise Zurechtweisung.
Alexandria warf ihm einen trotzigen Blick zu. »Das ist auch so eine Angewohnheit von mir, die dir vermutlich auf die Nerven gehen wird - davon gibt es viele. Ich laufe zu Hause immer barfuß herum.«
Aidan schwieg und bewegte sich so lautlos, dass Alexandria nicht einmal seine Schritte hören konnte. »Wie viele schlechte Angewohnheiten hast du denn?«, hakte er schließlich nach.
»Zu viele, um sie aufzuzählen. Und sie sind wirklich sehr schlecht.«
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Sie neckte ihn, und in ihrer Stimme lag eine Wärme, die bisher nicht da gewesen war. Aidan las in ihren Gedanken und stellte fest, dass sie tatsächlich versuchte, alle schrecklichen Erlebnisse hinter sich zu lassen und nur für den Augenblick zu leben. Ihre natürliche Herzlichkeit und ihr Sinn für Humor kamen zum Vorschein, trotz aller Widrigkeiten. Aidan war stolz auf sie. Immer wieder gelang es ihr, ihn in Erstaunen zu versetzen. Diese Frau, die so unerwartet in sein Leben getreten war, würde alle Mühe und Geduld wert sein, die es kostete, sie für sich zu gewinnen. Niemand hatte es je gewagt, ihn aufzuziehen. Marie und Stefan hatten seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt. Sie brachten ihm große Zuneigung entgegen, hatten jedoch auch Respekt vor seiner Person Und seinem Status.
»Du weißt ja gar nicht, was eine schlechte Angewohnheit ist. Du hast keinerlei Laster. Du rauchst nicht und trinkst nur sehr selten Alkohol. Und bevor du mich verdächtigst, deine Gedanken gelesen zu haben, lass mich erklären, dass Joshua mir all deine Geheimnisse verraten hat. Er wollte sichergehen, dass ich um deine Tugenden weiß.«
»Ach, tatsächlich?« Alexandria fand sich plötzlich vor einer Wand wieder, die aus soliden Ziegelsteinen errichtet zu sein schien.
Aidan streckte die Hand aus und legte wie selbstverständlich die Fingerspitzen auf einen der seltsam geformten Steine. Ein Teil der Wand schwang zurück und gab den Weg zu einer Treppe frei, die in die Küche im Erdgeschoss führte.
Alexandria rollte spöttisch die Augen. »Wie melodramatisch.
Unterirdische Gänge, Geheimtüren. Du solltest einen Roman schreiben. Oder vielleicht ein Videospiel entwickeln.«
Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte: »Ich habe aber gar keine Fantasie.«
Ihr Puls schlug nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. Aidan nahm die Wärme ihrer Haut wahr, ihren verlockenden Duft, ihr Blut, das nach ihm zu rufen schien. Unbändiger 108
Hunger glitzerte in seinen Augen, und es gelang ihm nur mit Mühe, sein Verlangen zu unterdrücken.
»Was du nicht sagst! Ich halte es für eine deiner schlechten Angewohnheiten, dass du schwindelst, wann immer es dir passt. Es gehörte schon einiges an Vorstellungskraft dazu, dieses Haus zu entwerfen. Und behaupte nicht, dass du es nicht selbst entworfen hast.«
Das lange Schweigen verriet ihn. Alexandria spürte die plötzliche Bedrohung, die von ihm ausging, und hielt den Atem an. Ihre Furcht ernüchterte ihn. Sanft umfasste er ihr Handgelenk. »Es tut mir Leid, cara. Es ist schon so lange her, dass ich etwas empfunden habe.
Manchmal überwältigt es mich. Du musst mir verzeihen, wenn ich mich vergesse.«
Einmal mehr klang seine Stimme ruhig und tröstlich. Alexandria biss sich auf die Lippe, in der Hoffnung, der Schmerz würde die Illusion von Sicherheit vertreiben, die Aidan in ihr erweckt hatte. Sie versuchte, sich von ihm zu entfernen.
Doch Aidan ließ sie nicht gehen. Zwar umfasste er Alexandrias Arm keineswegs fester, doch sie konnte seinem Griff dennoch nicht entkommen. Mit dem Blick seiner golden
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