Karparthianer 04 Magie des Verlangens
aus-ruhten, zischten ihre Kampfansagen oder glitten lautlos ins Wasser, um nach Beute zu jagen.
Gregoris weiße Zähne blitzten auf. Er war ein Teil der Nacht und kannte die Tiere, deren Ruhelosigkeit und Unbezähmbar-keit seiner eigenen gleichkam. Beau beobachtete ihn und bemerkte, dass Gregori völlig still stand, während sein Blick jedoch aufmerksam umherglitt. Ihm entging nichts. Sein kräftiger, muskulöser Körper wirkte entspannt, war jedoch sprungbereit. In seinen markanten Zügen spiegelten sich Weisheit und Erfahrung, Gefahr und Qualen. Gregori hielt sich im Schatten, doch seine silbrigen Augen schimmerten hell in der Nacht.
Beau nutzte die Gelegenheit, Savannah zu mustern. Aus der Nähe betrachtet, war sie noch schöner als auf der Bühne.
Anmutig, geheimnisvoll, verführerisch. Ihr makelloses Gesicht strahlte vor Freude, und ihre Augen leuchteten wie Saphire.
Savannahs melodisches Lachen war ansteckend. Neben dem gefährlichen Mann in seinem Boot wirkte sie zart und unschuldig. Sie legte Gregori die Hand auf den Arm, deutete 347
auf etwas am Flussufer oder streifte zufällig seinen Körper. Bei jeder Berührung erwärmten sich seine kühlen, silbrigen Augen und nahmen die Farbe flüssigen Quecksilbers an.
Beau beantwortete ihre Fragen und erzählte ihr von seiner Kindheit, in der er mit seinem Vater auf die Jagd gegangen war.
Er und sein Bruder hatten Moos gesammelt, das seine Mutter und Schwestern dann trockneten, um damit Matratzen auszu-stopfen. Alle möglichen Geschichten kramte er hervor, auch solche, an die er seit vielen Jahren nicht mehr gedacht hatte.
Savannah hing an seinen Lippen und gab ihm das Gefühl, der einzige Mann auf der Welt zu sein - bis Gregori sich rührte. Es handelte sich um kaum wahrnehmbare Bewegungen, doch sie erinnerten Beau daran, dass Savannah unter Gregoris Schutz stand.
Der Kapitän brachte sie zu seinen Lieblingsplätzen, an die schönsten und exotischsten Orte, die er kannte. Gregori stellte viele Fragen über die Kräuter und Heilpflanzen des Bayou.
Beau vermochte seiner samtigen, faszinierenden Stimme nicht zu widerstehen.
»Ich hörte neulich einige Männer in einem Restaurant von einer Legende des Bayou sprechen«, begann Savannah plötzlich. Sie lehnte sich an die Reling und ermöglichte Beau so einen Blick auf ihre engen Jeans, die ihre vollkommene Figur betonten.
Mit einer fließenden Bewegung stand Gregori auf und plat-zierte sich so vor Savannah, dass er dem Kapitän die Sicht ver-sperrte. Dann beugte sich Gregori vor und stützte die Arme auf die Reling, sodass er Savannah gefangen hielt. Du tust es schon wieder, flüsterte er zärtlich in ihren Gedanken.
Savannah schmiegte sich an ihn und presste ihren Po an seine Hüften. Sie war glücklich, fühlte sich frei von der Last der Jagd, von Tod und Zerstörung. Es gab nur Gregori und sie.
348
Wir sind zu dritt, erinnerte Gregori sie und ließ die Zähne über die zarte Haut ihres Halses gleiten. Er spürte die Hitze, die seine Liebkosung in ihrem Blut entfachte.
Meine Mutter hält meinen Vater für einen Höhlenmenschen. Ich glaube langsam, du könntest ihn in den Schatten stellen.
Respektlose Göre.
»Welche Legende? Es gibt so viele«, hakte Beau nach.
»Sie handelte von einem alten Alligator, der tief im Bayou lauert und Hunde und kleine Kinder frisst«, erklärte Savannah.
Gregori zog sanft an ihrem Zopf, sodass Savannah den Kopf in den Nacken legte. Er küsste sie auf den Hals. Ich könnte der hungrige Alligator sein, neckte er sie.
»Ach, der Alte«, sagte Beau. »Alle Touristen lieben diese Geschichte. Sie wird schon seit über hundert Jahren erzählt, und der Alligator wird in jeder Generation größer.« Beau verstummte kurz und manövrierte das Boot um eine Kurve. Die Zypressen sahen aus wie makabre Strichmännchen, an denen das Moos wie zerfetzte Kleidung herunterhing. Hin und wieder fiel eine Schlange mit einem leisen Platschen ins Wasser.
»Man sagt, dass der Alte schon ewig lebt. Er ist riesig und wird mit jedem Beutezug dicker und schlauer als alle andere Raubtiere des Bayou. Er verteidigt sein Revier, und alle anderen Alligatoren machen einen großen Bogen um ihn. Die Leute erzählen sich, er würde jeden seiner Artgenossen töten, wenn einer dumm genug wäre, in sein Revier einzudringen, Alt und Jung, Männchen und Weibchen. Manchmal verschwinden Fallensteller in der Gegend, und dann bekommt der Alte die Schuld.«
Beau hielt das Boot an, sodass es nur noch sanft im Wasser
Weitere Kostenlose Bücher