Karparthianer 04 Magie des Verlangens
dritte Mann 241
hielt ein bereits blutverschmiertes Messer in der rechten Hand verborgen. Gregori schob sich unsichtbar zwischen die beiden Männer. Als der Angreifer Gary das Messer in den Rücken stechen wollte, hielt Gregori seine Hand mit einem so eisernen Griff fest, dass sein Handgelenk zersplitterte.
Der Angreifer schrie und ließ das Messer fallen. Gary fuhr herum, während Rodney sich nach dem Messer bückte. Die Angst des Mädchens war so groß, dass Gregori seinen beschleunigten Herzschlag hören konnte. Mit einem kurzen telepathischen Befehl ersparte er der jungen Frau weitere Qualen. Sie verlor das Bewusstsein, die Augen offen und glasig.
Rodney hob das Messer auf und stolperte auf Gary zu. »Tja, jetzt musst du auch sterben. Gary.«
Gary wich zurück, versuchte aber, auch den dritten Mann im Auge zu behalten, der kreidebleich auf dem Boden kniete und jammernd seinen zerschmetterten Arm hielt.
Gary zog den weißen Laborkittel aus und wickelte ihn zum Schutz um seinen Arm. »Ich lasse nicht zu, dass du dem Mädchen noch etwas antust, Rodney. Das ist mein Ernst. Dies sollte eigentlich eine korrekte wissenschaftliche Studie sein.
Jemanden bei lebendigem Leibe zu sezieren, Mensch oder Vampir, ist nichts anderes als Folter. Und ich habe mich euch nicht angeschlossen, um zum Mörder zu werden.«
»Was glaubst du denn, wozu das Gift gedacht war, das du entwickelt hast?«, höhnte Rodney und wedelte mit dem Messer.
»Das ist kein Gift, sondern ein wirkungsvolles Betäubungs-mittel, das bei allen starken, kräftigen Wesen wirken würde.
Morrison hat euch dazu gebracht, die Formel abzuändern. Egal, was du sagst, es ist und bleibt Mord.«
Gregori glitt hinter Rodney und nahm den abstoßenden Geruch eines Vampirs in den Gedanken des Mannes wahr. Er 242
hatte geglaubt, vor Vampiren sicher zu sein, da sich alle Mitglieder des Geheimbundes hatten hypnotisieren lassen, doch offenbar hatte ein Vampir sich in die Reihen der Sterblichen eingeschlichen und ihrem Wahnsinn seine Verdorbenheit hin-zugefügt. Seit Jahrhunderten war dies die Lieblingsbeschäfti-gung der Untoten. Sie verstellten sich, freundeten sich mit Sterblichen an und raubten ihnen dann langsam jeden Sinn für Recht und Anstand. Oft waren es die Frauen der Sterblichen, die von den Vampiren benutzt wurden, um sich das Vertrauen der Männer zu verschaffen. Die Frauen waren dem Vampir zu Willen und wurden dann umgebracht. Manchmal brachten sie die Sterblichen auch dazu, einander zu töten. Hier musste ein sehr mächtiger Vampir am Werk sein, der es bisher geschafft hatte, den Jägern zu entgehen.
Gregori las Garys Gedanken und sah Ehrlichkeit und Integrität. Er war dem Vampir noch nie begegnet und schien bereit zu sein, sein Leben für die junge Frau zu opfern, die hilflos auf dem Seziertisch lag. Gary hatte die beiden anderen Männer bei ihrem Treiben gestört und war angewidert von dem, was er gesehen hatte. Doch Gregori wusste, dass Gary keine Chance blieb, wenn der Vampir dem anderen Mann befohlen hatte zu töten. Rodney würde diesen Kampf für sich entscheiden.
Gregori zögerte. Wenn er jetzt eingriff, konnte er Garys Leben retten, musste Rodney aber töten. Wenn er jedoch den Dingen ihren Laufließ, würde Rodney ihn vielleicht zum Versteck des Vampirs führen.
Ich weiß genau, dass du nicht ernsthaft so denkst. Savannahs aufgebrachtes Flüstern strich samtig durch seine Gedanken.
Gregori seufzte schwer. Lass mich in Frieden, du Plagegeist. Ich muss an das Wohl unseres Volkes denken. Doch er wusste schon, dass er Gary nicht sterben lassen würde. Seltsamerweise mochte er den Mann, in dessen Seele er Mut und Ehrlichkeit gesehen hatte, aber Savannah musste ja nicht unbedingt wissen, 243
dass er plötzlich Mitgefühl für andere entwickelte. Bevor sie in sein Leben getreten war, hatte er nie solche Probleme gehabt.
Savannahs leises Lachen berührte ihn wie eine Liebkosung.
Gregori stellte sich zwischen die beiden Männer, schimmerte kurz durchscheinend und wurde dann sichtbar. Sofort herrschte Stille. Selbst der Mann mit dem zerschmetterten Arm hörte auf zu jammern. Alle drei Männer waren wie erstarrt.
Gregori lächelte freundlich, und seine weißen Zähne blitzten.
»Guten Abend, meine Herren. Ich hörte, dass Sie nach einem Mann meiner Art suchen. Rodney, es wäre das Beste für Sie, wenn Sie jetzt das Messer fallen ließen.« Gregori sprach mit tiefer, beschwörender Stimme.
Gary wich vor dem Eindringling zurück und bewegte
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