Karparthianer 04 Magie des Verlangens
Kein Wunder, dass uns die Leute anstarren. Sie sind neugierig. Wärst du nicht gespannt, wer deine neuen Nachbarn sind?«
»Ich halte nichts davon, Nachbarn zu haben. Wenn es Sterbliche gibt, die sich in der Nähe eines meiner Häuser niederlassen wollen, wird die Gegend plötzlich von Wolfs-rudeln heimgesucht. Das funktioniert immer.« Gregori klang drohend.
Savannah lachte. »Du bist wirklich kindisch, Gregori. Hast du etwa Angst vor ein wenig menschlicher Gesellschaft?«
»Nein, aber du erschreckst mich zu Tode. Deinetwegen treffe ich Entscheidungen, von denen ich genau weiß, dass sie verrückt sind. Wir wohnen in einem Haus in einer überfüllten Stadt, die unterhalb des Meeresspiegels liegt, sind von Nachbarn belagert und von Vampirjägern umzingelt.«
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»Und ich soll glauben, dass dir diese Dinge Angst machen?«, fragte Savannah mit leisem Spott. Sie wusste genau, dass Gregoris Sorge nur ihrer Sicherheit galt, nicht seiner eigenen. Sie gingen um die Straßenecke und machten sich auf den Weg zur berühmten Bourbon Street.
»Verhalte dich möglichst unauffällig«, wies Gregori sie an.
Ein Hund bellte, zerrte an seiner Leine und bleckte die Zähne.
Gregori wandte sich zu ihm um und zischte leise. Seine weißen Zähne blitzten auf. Der Hund gab die Drohhaltung sofort auf, winselte ängstlich und zog sich zurück.
»Was machst du denn da?«, schimpfte Savannah aufgebracht.
»Ich orientiere mich«, sagte Gregori abwesend. Er konzentrierte sich auf andere Dinge und nahm seine Umgebung mit allen Sinnen in sich auf. »Die Leute hier sind verrückt, Savannah. Du passt in diese Stadt.« Zärtlich strich er ihr durchs Haar.
Savannah blieb abrupt stehen. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, und sie ließ Gregoris Hand los. Ohne darüber nachzudenken, hob er den Kopf und suchte die Umgebung nach Feinden ab. »Was hast du?«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging langsam die Straße hinunter. Savannah, antworte mir. Was spürst du ? Gre-gori fasste sie am Arm, sodass sie stehen bleiben musste, und zog sie beschützend an sich. Antworte mir, oder ich schicke dich zurück nach Hause.
Still, ich versuche, mich zu konzentrieren. Ich habe so etwas noch nie getan. Selbst in ihren Gedanken war sie abgelenkt.
Gregori suchte die telepathische Verbindung, um in Savannahs Gedanken zu erfahren, was sie wahrzunehmen glaubte. Es schien sich um eine Art Zwang zu handeln, der anders war, als die Beschwörungen der Karpatianer. Es war ein Ruf zu einem 234
bestimmten Ort. Einem Ort der Macht? Gregori konzentrierte sich. Nein, es war ein Ort des Bösen.
Wieder umfasste er Savannahs Arm und blieb stehen. Es gab etliche Wohnhäuser an dieser Straße, doch in einiger Entfernung begann eine Reihe kleiner Geschäfte. Eines von ihnen war ein Laden für Voodoo-Bedarf. Gregori lauschte einem Gespräch zwischen einem Touristen und dem Verkäufer, der in dem Geschäft arbeitete. Er spürte eine Aura von Macht und Magie, konnte jedoch nichts Böses wahrnehmen.
Das übernächste Gebäude vom Voodoo-Laden aus, flüsterte Savannah in seinem Geist.
Es steht nicht auf Julians Liste, erwiderte Gregori. Er glaubte Savannah. Offensichtlich hatte Raven Dubrinsky ihrer Tochter die hellseherische Gabe weitergegeben.
Hand in Hand gingen sie die Straße entlang, als wollten sie einfach die laue Nacht genießen und sich unter ihre Nachbarn und die Touristen mischen. Die meisten Menschen drängten sich im Mittelpunkt des French Quarter entlang der Bourbon Street oder standen etwas weiter entfernt in langen Schlangen vor dem Einlass zur Preservation Hall. Gregori und Savannah gingen auf dem engen Bürgersteig und blieben stehen, um einen Pferdewagen vorbeizulassen. Die Touristen in der Kut-sche lachten und lauschten der angenehmen Stimme ihres Fremdenführers, der ihnen die Sehenswürdigkeiten zeigte und Geschichten über New Orleans erzählte.
Vor der Tür eines bereits geschlossenen Buchladens saßen zwei junge Männer und tranken Bier. Sie starrten Savannah an.
Selbst aus der Entfernung erkannte Gregori, dass die Männer völlig auf Savannah fixiert waren. Sie rief in den meisten Männern eine Art Besessenheit hervor. Es lag an ihren anmutigen Bewegungen, dem langen schwarzen Haar und den 235
großen blauen Augen. Sie strahlte Unschuld und Sinnlichkeit zugleich aus. Natürlich würden die Männer sie wiedererkennen, da sie schließlich die Verkörperung von Magie und Fantasie war.
Gregori seufzte schwer. Savannah brachte ihn um
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