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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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sah, würde sie ihn vergessen.
    Lügnerin, meldete sich die Stimme ihres Gewissens zurück, du wirst ihn nie vergessen.
    Daniela stand auf und wickelte sich in die Decke ein. Es war noch immer still. Sie musste sich vergewissern, dass Valerij nicht ins Nebenzimmer zurückgekehrt war, wenn sie zu fliehen versuchte. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, die offen stand und spähte in das dahinterliegende Zimmer. Auch hier brannten noch einige Kerzen und spendeten schummriges Licht. Der Raum war leer und besaß kein Bett. Stattdessen zierten deckenhohe Regale die Wände, vollgestopft mit Büchern. Davor stand ein ausladender Sekretär, auf dem sich Papier, Tintenfass und Feder befanden. Direkt daneben lächelte sie eine marmorne Statue an, eine Frau mit knabenhafter Gestalt, die einen Bogen in der Hand hielt und einen Köcher geschultert hatte. Auf dem Sockel stand der Name „Artemis, Jagdgöttin“ geschrieben. Fast hätte Daniela sie für eine Dcera gehalten, wenn sie nicht nackt gewesen wäre. Liebevoll fuhr sie mit den Fingern über die glatte Oberfläche des Marmors, bevor sie sich weiter im Zimmer umsah. Irgendwie hatte sie sich das Zimmer eines Vampirs anders vorgestellt, mit wollüstigen Bildern und Blut in Karaffen. Sie unterdrückte ein aufsteigendes Kichern.
    Daniela konnte nicht widerstehen, sich alles näher zu betrachten. Ob dieser Raum auch keine Fenster besaß? Sie zog einen Vorhang beiseite und sah im Mondlicht die Konturen der Berge. Der Ausblick von hier auf die raue Landschaft der Karpaten musste atemberaubend sein. Ob Valerij jemals hinaussah? Sie wusste nichts über ihn, kannte nur seine Qualitäten als Liebhaber. Vampire waren für sie bislang nur seelenlose Hüllen gewesen, die von ihrem Blutdurst gesteuert wurden. Aber wenn sie sich jetzt die Regale betrachtete, geriet ihre Vorstellung von einer blutrünstigen Bestie ins Wanken. Bücher verrieten viel über seine Besitzer. Ihre Decke schleifte über das Parkett, als sie zu einem der Regale hinüberlief.
    Die meisten Bücher widmeten sich der Historie, Astronomie und Alchemie. Die ledergebundenen Bücherrücken glänzten, als hätte sie jemand liebevoll gepflegt. Gab es Vampire, die sich für die Wissenschaft interessierten? Ihr Vater war auch ein sehr belesener Mann gewesen, der mit den Alchemisten Prags verkehrte. Aber er besaß auch eine menschliche Hälfte, was bei Valerij nicht der Fall war. Der Karpatenfürst stellte das Bild eines Vampirs auf den Kopf und zeigte ihr, dass es mehr Facetten gab, als sie angenommen hatte.
    Ihr Blick schweifte zum Sekretär, auf dem ein Briefbogen lag, dessen Kopf Valerijs Namen trug.
    „Mein hoch geschätzter D…“ stand dort und es wirkte, als wäre der Schreiber von irgendetwas unterbrochen worden. Die Buchstaben waren klar, schwungvoll und ohne irgendwelche Schnörkel, die Initialen überdimensioniert.
    Die Schrift passte zu Valerij, sie war genauso markant wie er. Wer mochte der Adressat sein? Etwa Drazice? Es beruhigte sie nur, dass es sich um keine Frau handelte.
    Daniela trat rückwärts und stieß gegen die marmorne Statue. Etwas Spitzes bohrte sich in ihren Rücken. Es war die aus dem Bogen ragende Pfeilspitze der Artemis. Daniela wollte sich abwenden, als sie plötzlich innehielt.
    Am Köcher der Statue baumelte ein Lederbeutel, der ihr seltsam vertraut war. Sie schaute hinein und unterdrückte mühsam einen Aufschrei. Der Blutdiamant. Endlich hatte sie ihn gefunden. Sie presste voller Ehrfurcht den Beutel an ihre Brust. Das letzte Erinnerungsstück an ihre Eltern und ihr Leben als Dcera.
    Doch wie war Valerij an ihn gelangt? Über den Baron? Der unvollendete Brief schien das zu bestätigen. Dass der Karpatenfürst mit dem verhassten Baron verkehrte, zog ihre Kehle zusammen. Anders konnte sie sich die Anwesenheit des Edelsteins nicht erklären. Drazice musste hier gewesen sein. Vielleicht war der Fürst selbst der Auftraggeber gewesen, den Orden der Dceras zu vernichten. Daniela wurde schwindlig und sie musste sich am Schreibtisch abstützen. Wie hatte sie nur einen Moment hoffen können, er würde mehr in ihr sehen als eine Gefangene.
    Tapfer schluckte sie die Tränen hinunter, nahm den Blutdiamanten an sich und kehrte in ihr Zimmer zurück. Die Enttäuschung bohrte sich wie ein Messer in ihr Herz.
    Sie stopfte den Lederbeutel unter die Wäsche in der Kommode. Hastig durchsuchte sie Schränke und Kommoden nach Kleidung und wurde fündig. Sie streifte sich ein Nachthemd und einen geflickten

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