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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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viele Bauern hungerten. Ein guter Grund, sich gegen den Landesherrn zu erheben. Die Werwölfe mussten den einfachen Leuten nur ein besseres Leben versprechen oder sie mit Geld bestechen, um sie auf ihre Seite zu ziehen. Dabei waren sie nicht einen Deut besser als Valerijs Gefolge, im Gegenteil, denn die Sterblichen dienten zum Stillen all ihrer Gelüste und als Nahrung. Daniela drehte sich der Magen um.
    Würde Valerij wirklich in dieser Härte gegen die Bauern vorgehen?
    Eine Tür knarrte, wieder folgten Schritte. Daniela wagte nicht, sich weiter nach vorn zu beugen.
    „Sattel mein Pferd! Schnell!“, befahl Valerij.
    Die Schritte entfernten sich wieder.
    „Durchlaucht, da ist noch etwas, was ich Euch sagen muss …“
    Geräuschvoll atmete Valerij ein, und seine Miene verfinsterte sich.
    „Also?“
    „Gerüchte verdichten sich, eine Dcera habe den Angriff in Prag überlebt, obwohl Drazice allen etwas anderes weismachen wollte.“
    Daniela zitterte. Irgendwie erleichterte sie die Wahrheit, andererseits fürchtete sie sich vor Valerijs Verachtung, die sie nicht ertragen könnte. Wie würde er darauf reagieren? Ihre Fingernägel pressten sich in ihre feuchten Handflächen, während sie auf seine Antwort wartete.
    „Eine verfluchte Vampirjägerin? Ist sie hier in den Karpaten?“ Valerijs Haltung zeigte, mit welcher Entschlossenheit er vorgehen würde, sie zu töten. Daniela zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er würde nicht einen Moment zögern, sie umzubringen, wenn er erführe, dass sie diejenige war. Sicher bedeutete ihm ihre Liebesnacht nichts. Wenn diese Erkenntnis nur nicht so schmerzen würde.
    „Das halte ich für wahrscheinlich, denn sie wird Drazice verfolgen, um ihre Ordensschwestern zu rächen.“
    „Dann finde und töte sie. Ich will, dass du mir den Kopf dieses Weibes bringst, hast du mich verstanden?“
    Daniela hatte das Gefühl, als risse man ihr den Boden unter den Füßen weg. Ihre Knie gaben nach, und sie musste sich an der Wand abstützen. Obwohl sie es befürchtet hatte, erschütterte es sie, den Hass aus Valerijs Blick zu lesen, der ihr galt. Und er wollte ihren Kopf als Trophäe! Nie wieder würden sie sich so nahekommen wie in der vergangenen Nacht. Wie hatte sie nur hoffen können, er könnte mehr als Begierde für sie empfinden. Sie fühlte sich, als stürzte sie in einen Abgrund.
    „Wenn ich noch etwas bemerken darf, mein Fürst?“ Wie eifrig sich dieser Vampir Valerij gegenüber benahm, als bereitete es ihm Freude, seinem Herrn schlechte Nachrichten zu überbringen.
    „Was denn noch für eine Hiobsbotschaft!“ Valerij lief unruhig auf und ab. Immer wieder fuhr er sich mit der Hand durch sein dichtes Haar. Sie erinnerte sich mit Wehmut, dass sie das in der Nacht auch getan hatte, und glaubte, noch die seidigen Strähnen zwischen ihren Fingern zu fühlen.
    „Die Dcera ist Karolyís Tochter.“
    Der Fürst stoppte abrupt. Er starrte zu seinem Gesprächspartner, der noch immer nicht in ihr Blickfeld getreten war. Seine Miene blieb verschlossen, nur in seinen Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck. Daniela Karolyí. So hatte sie schon lange keiner mehr genannt. Ihr Name war fast in Vergessenheit geraten, wie ihr Leben an der Seite ihrer Eltern. Für alle war sie nur Daniela, die Dcera, gewesen.
    „Unmöglich. Karolyís Tochter wurde von Drazice umgebracht.“ Valerij schlug mit der Faust auf den Tisch.
    „Der Fürst besaß zwei Töchter. Daniela, die Älteste, überlebte. Sie ist in Prag bei den Dceras aufgewachsen“, antwortete der Vampir ruhig.
    Ihr letzter Hoffnungsfunke starb, an den sie sich all die Jahre geklammert hatte. Auch Katja war tot, von Drazice getötet worden.
    „Und es ist nicht möglich, dass du dich irrst?“
    Daniela fragte sich, was es für Valerij ändern würde, eine Karolyí zu sein.
    „Nein, Durchlaucht. Ich habe diese Information aus sicheren Quellen. Daniela Karolyí lebt.“
    „Du hattest recht. Sie wird sich rächen“, ergänzte Valerij. „Wenn sie den Kampfgeist ihrer Mutter besitzt, wird sie nach Drazice auch uns vernichten wollen.“
    Eine beklemmende Stille beherrschte den Raum. Daniela fühlte sich, als hätte man ihr einen Hieb versetzt. Aber Valerij hatte sie richtig erkannt, sie hegte Rachegelüste gegen Drazice und würde alles daran setzen, sie zu befriedigen. Aber in einem irrte er sich, sie richteten sich nicht gegen ihn. Sie hatte ihn voller Hingabe geliebt, wie konnte er nur annehmen, sie wolle ihn ebenso vernichten?

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