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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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Wollrock über, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Besser als gar nichts.
    Die Tür zum Korridor stand einen Spaltbreit offen. Sie verharrte auf der Schwelle, als sie erneut Stimmen vernahm. Feste Schritte hallten durch die Galerie herauf und weckten erneut Danielas Neugier.
    Daniela lief leise den Korridor entlang, der an die Galerie grenzte. Durch die bleiverglasten Fenster fiel Mondlicht. Sie presste sich mit dem Rücken an die Wand und lugte vorsichtig um die Ecke. Irgendjemand lief unter ihr in der Halle herum. Um ihn zu erkennen, müsste sie sich weit über das Geländer beugen. Aber dann liefe sie Gefahr, entdeckt zu werden. Sie witterte einen seltsamen Geruch, der nur von dem Fremden ausgehen konnte, eine Mischung aus Fäulnis und einer bitteren Note, wie Weinraute sie besaß. Vampire strebten eher danach, ihren Geruch durch süße Parfüms zu übertünchen, anstatt sich mit einer bitteren Kräutertinktur einzureiben. Diese eigenartige Mischung war ihr schon einmal begegnet, nur fiel ihr nicht ein, wo es gewesen sein mochte.
    Danielas Blick erfasste erst jetzt Valerij, der ihr den Rücken zugewandt vor dem Kamin stand. Unter dem weißen, eng geschnittenen Hemd erkannte sie das Spiel seiner Muskeln. Die Gefühle für ihn überrollten sie ungewollt aufs Neue. Sie hatte seinen festen Körper voller Begehren gestreichelt. Doch der Anblick, wie er so vor dem Kamin stand, die Arme auf das Sims gestützt, die breiten Schultern, das dunkle Haar, war ihr seltsam vertraut. Das glich einem Déjà-vu.
    Wie konnte sie das nur vergessen haben. Die Szene im väterlichen Schloss, ihr Traum von den Eltern und dem Fremden vor dem Kamin ... Eiskalt lief es ihren Rücken hinab. Es war Valerij gewesen, der damals ihre Eltern in der Bibliothek aufgesucht hatte. Hatte er sie an Drazice verraten?
    Daniela presste ihre Hände vor den Mund, während Tränen in ihre Augen stiegen. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Valerij ihre Eltern an Drazice verraten hatte und somit die Schuld an deren Tod trug. Dabei wünschte sie sich sehr, es wäre nicht so gewesen.
    Einem ersten Impuls folgend wollte sie ins Zimmer zurücklaufen und sich aufs Bett werfen, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen, als der Fremde Drazices Namen erwähnte. Angespannt wartete sie auf Valerijs Reaktion.
    Der Fürst wirbelte herum. „Was sagst du da? Er ist in Bukarest gewesen? Verfluchter Bastard. Ich hätte ihm gleich den Kopf abreißen sollen.“
    Valerij richtete sich auf und ballte seine Hände. Sie konnte seinen Zorn körperlich als feine Nadelstiche auf ihrer Haut fühlen.
    „Er ist bei Prinz Razvan gewesen“, erklärte der fremde Vampir mit ruhiger Stimme.
    Der Fürst lief mit weit ausholenden Schritten im Kreis, bevor er wieder mit grimmiger Miene vor dem Kamin anhielt.
    „Ihr wisst, Durchlaucht, welcher Gefahr …“
    „Ich weiß, was das bedeutet. Das brauchst du mir nicht zu erklären“, unterbrach Valerij den anderen barsch.
    Eine Weile schwiegen beide. Valerij griff nach einem Glas Wein, das auf dem Tisch stand, und stürzte den Inhalt hinunter. Wutentbrannt zerschmetterte er das Glas auf dem Boden. Daniela zuckte unter dem klirrenden Geräusch zusammen.
    „Bis jetzt konnten wir die Aufstände der Bauern zerschlagen. Aber …“ Der Fremde stockte. Valerij hob die Brauen.
    Daniela wagte nicht, zu atmen. Gebannt hing sie an seinen Lippen. Ihr Herz klopfte viel zu schnell, dass sie schon befürchtete, Valerij könnte es hören. Aber er war so in das Gespräch vertieft, dass er nichts anderes wahrzunehmen schien.
    „Einige der Bauern haben sich den Werwölfen angeschlossen. Sie überfallen mit ihnen die Dörfer in den Tälern, plündern, schänden und morden. Über ein Dutzend Dörfer wurden niedergebrannt. Und das ist erst der Anfang. Die Werwölfe verschleppen junge Bauernmädchen nach Bukarest.“
    Die Stimme des Fremden zitterte vor Erregung bei seinen letzten Worten.
    „Es ist an der Zeit, ein Exempel zu statuieren“, sagte Valerij mit fester Stimme.
    „Was habt Ihr vor, Durchlaucht?“
    „Alle Bauern, die den Schwur gebrochen haben, lasse ich an Bäume knüpfen und ausbluten. Ohne Ausnahme.“
    Daniela erschrak über das grausame Vorhaben Valerijs. Das war nicht der, der sie vorhin voller Zärtlichkeit und Hingabe geliebt hatte. Die Szene von neulich, als er zwei seiner Vampire die Kehle zugeschnürt hatte, war in ihrem Gedächtnis verhaftet geblieben. Auch hier zeigte er sich skrupellos und brutal. Von Ileana wusste sie, dass

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