Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
stemmte die Hände gegen seine Brust. Aber gegen seine Stärke vermochte sie nichts auszurichten. Gierig saugte er den Lebenssaft aus ihr, bis ihr Widerstand allmählich schwand. Das Herz pochte noch immer. Er löste sich von ihrer Halsbeuge und riss ihr mit einem Biss die Kehle aus dem Hals. Achtlos ließ er den toten Körper fallen. Ohne Bedauern sah er auf die blutbesudelte Tote herab. Sie hatte es nicht anders verdient. Keiner hielt Anton Drazice zum Narren.
24.
Daniela erwachte durch Stimmen und tastete nach Valerij. Sie schlug die Augen auf. Die andere Betthälfte war verwaist, aber noch warm. Zuerst glaubte sie, geträumt zu haben, bis sie wieder die Stimmen hörte, dieses Mal laut und deutlich. Eine gehörte Valerij, der sehr ungehalten war. Auch sein Gesprächspartner klang erregt.
Wie spät mochte es sein? Jegliches Zeitgefühl war ihr verloren gegangen. Sie vermisste das gleichmäßige Ticken einer Uhr. Daniela belächelte sich selbst. Was sollte ein Vampir mit einer Uhr anfangen, wenn Zeit für ihn keine Bedeutung besaß.
Plötzlich fröstelte sie und zog die Decke bis zum Kinn. Sie vermisste Valerij. Die Kerzen waren fast heruntergebrannt, das Wachs klebte in einer dicken Schicht an den Messingständern. Die Stimmen verstummten abrupt. Ihnen folgte eine bedrückende Stille, als hielte die Welt den Atem an. Eine Weile lauschte sie, bevor sie sich auf die Seite rollte.
Am liebsten würde sie die letzte Nacht ungeschehen machen, doch andererseits bedeutete sie die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Sie hätte es nie für möglich gehalten, sich in Valerij zu verlieben, in einen Vampir! Mit aller Kraft hatte sie gegen ihre Empfindungen gekämpft, um ihnen zum Schluss doch zu erliegen.
Eine Dcera hasst Vampire und vernichtet sie. Das waren einst Malvinas Worte zu einer Gefährtin gewesen, die sich mit einem Vampir eingelassen hatte. Damals konnte sie die Gefährtin nicht verstehen und stellte sich auf Malvinas Seite. Heute wusste sie, wie stark und fordernd Gefühle sein konnten, und wie sehr sie mit dem Verstand um die Oberhand rangen.
Valerij hatte sie mit seiner Leidenschaft überwältigt, sich ihre Unerfahrenheit zunutze gemacht und sie verführt. Verwechselte sie deshalb nicht Gefühle mit Wollust? So konnte es nur sein. Aber weshalb sehnte sie sich jetzt nach seiner Nähe, seiner Stimme, wenn es nur reine Lust gewesen war? Ein Blick von ihm berührte sie tief und weckte eine Leidenschaft, die sie nie für möglich gehalten hätte. Nie könnte sie das Verlangen in seinen Augen vergessen, als er sie liebte. Er würde nie ihre Gefühle erwidern. Für ihn bedeutete sie nur eine Gespielin unter vielen. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, mit wie vielen Frauen er dieses Bett hier geteilt hatte.
War es ihrer Mutter auch so ergangen, als sie sich in ihren Vater, einen Dhampir, verliebt hatte? Wie war sie mit dem quälenden Zwiespalt umgegangen?
„Mutter, ich wünschte, du könntest jetzt bei mir sein. Ich hätte dich so vieles gefragt“, flüsterte sie.
Valerij war so zärtlich gewesen, wie sie es nur in ihren Träumen erlebt hatte. Wenn sie die Augen schloss, glaubte sie noch immer, seine Hände und Lippen auf ihrer Haut zu spüren.
Ausgehungert hatte sie seine Küsse erwidert. Selbst als er sie ans Bett fesselte, gab sie sich ihm hin. Sie hatte ihm vertraut und war nicht enttäuscht worden. Die Intensität ihrer Lust erschreckte sie.
Sie musste ihn so schnell wie möglich vergessen, denn eine Zukunft an seiner Seite war undenkbar. Wenn er erführe, wer sie wirklich war, würde er nicht einen Moment zögern, sie zu töten. Als er das Mal auf ihrer Brust betrachtet hatte, war sie vor Angst erstarrt. Sie konnte aus seiner Miene nicht deuten, ob er ahnte, was es bedeutete. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er von ihrer Lüge erfuhr. Vor diesem Augenblick fürchtete sie sich mehr als alles andere, nicht wegen des Todes, der ihr gewiss war, sondern weil er sie voller Abscheu behandeln würde. Dceras wurden vom Glück nicht verwöhnt, für sie existierte nur die Dunkelheit des Todes.
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich in der vergangenen Nacht lebendig gefühlt, ausgerechnet in den Armen eines Vampirs.
Keine ihrer Gefährtinnen war in Frieden gestorben, sondern sie hatten ihr Leben im Kampf gegen die Unsterblichkeit verloren. Daniela war des Kämpfens müde geworden und sehnte sich nach einem winzigen Stückchen Glück. Doch bestimmt nicht an der Seite eines Blutsaugers. Wenn sie ihn nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher