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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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Katja eintrafen, packten sie Vampire und flogen mit ihr davon. Daniela schrie, wollte zu ihr laufen und ihr helfen, aber die Bilder lösten sich auf und verschwanden in der Dunkelheit, die auch sie einhüllte. Die Arme des Todes.
    „Nein!“, schrie sie und streckte ihre Arme aus, als könnte sie die Bilder zurückholen. Doch ihr Schrei verpuffte in dem schwarzen Nichts. Jede Vision wollte sie festhalten, das Einzige, was ihr von den geliebten Menschen geblieben war. Aber die Finsternis kannte keine Gnade. Welchen Sinn besaß ihr Leben noch ohne die Menschen, die sie liebte? Alles in ihr verlangte nach dem erlösenden Tod, und sie ließ sich treiben im Meer der Unendlichkeit.
    Jemand griff ihr unter die Achseln und zog sie empor. Daniela fühlte sich zu schwach, um Widerstand zu leisten. Ihre Glieder gehorchten nicht und in ihrem Kopf herrschte eine dumpfe Leere. Stück für Stück wurde sie rückwärtsgezogen, bis ihr Gesicht im Schlamm lag. Irgendetwas drückte sich in ihren Brustkorb und presste ihre Lungen zusammen. Sie drohte, zu ersticken, hustete und würgte einen Schwall Wasser hinaus. Zurück blieb ein saurer Geschmack im Mund, Sand knirschte zwischen ihren Zähnen.
    Ihr war entsetzlich kalt. Sie zitterte so stark, dass ihre Kiefer laut aufeinanderschlugen, hart wie die eines Nussknackers. Warum reichte ihr keiner eine Decke? Oder war sie tot? Jemand zeigte Erbarmen und wickelte ein Tuch um ihren Körper. Schmale Hände rubbelten ihre kalte, feuchte Haut sanft trocken. Langsam floss das Blut wieder durch ihren Körper und wärmte sie. Das Leben kehrte zurück.
    „Hör doch auf, das ist vergebene Liebesmüh. Die ist eh so gut wie tot. Lass sie liegen“, hörte sie eine fremde Frau reden. Der abfällige Unterton brachte Daniela gegen die Besitzerin auf. Mühsam versuchte sie, ihre Lider anzuheben, aber die schienen vor Kälte erstarrt zu sein.
    „Wir können sie doch hier nicht liegen lassen.“ Die andere weibliche Stimme klang entschieden freundlicher. Eine der beiden hielt ihre warme Hand vor Danielas Mund. „Sie atmet noch gleichmäßig, aber schwach.“
    Dann tätschelte die gleiche sanfte Hand ihre Wange.
    „Wir nehmen sie mit. Komm, pack mit an.“
    „Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen! Ohne mich. Wie sollen wir das Radu erklären?“
    Die Freundliche seufzte. „Mir wird schon was einfallen. Das arme Ding lass ich hier nicht liegen. Sie ist ganz durchgefroren. Packst du nun an, Oana, oder soll ich mich allein abbuckeln? Ich hab dich damals auch aus der Moldau gezogen.“
    „Schon gut.“ Sie murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Aber es hörte sich nicht gerade freundlich an.
    „Hier, fass an.“
    Daniela wurde hochgehoben und fortgetragen. Bereits nach kurzer Zeit keuchten die beiden Frauen und mussten ihre Last mehrmals absetzen.
    „Ich kann nicht mehr. Heilige Madonna, die ist schwer wie ein Mehlsack. Die bringt uns bestimmt nur Ärger. Das rieche ich“, japste Oana.
    „Was redest du da? Hast wohl zu viel der alten Vettel zugehört, wenn sie den Sterblichen die Zukunft aus den Karten liest.“
    „Siehst du dieses Mal auf der Brust? In der steckt der Leibhaftige.“
    „Nicht jede, die ein Mal trägt, steht mit der Höllenbrut im Bunde. Du besitzt auch eins.“
    „Vielleicht stecke ich ja auch mit denen unter einer Decke?“ Die Unfreundliche kicherte und die andere stimmte ein.
    „Was ist, wenn sie zu dem kriegerischen Weiberpack gehört?“ Daniela hörte deutlich den gehässigen Tonfall aus der Stimme.
    „Ach, iwo, die ist keine Vampirjägerin. Da hätte ich sie doch im Lager gesehen.“
    „Und wenn sie doch eine ist?“
    „Dein Herr sagte doch, er hätte sie alle umgebracht. Zweifelst du seine Worte etwa an?“
    Oana schwieg, aber Daniela glaubte ein leises Zähneknirschen zu hören, und der Griff unter ihren Achseln wurde derber. Sie musste endlich sehen, mit wem sie es zu tun hatte. Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang, die schweren Lider zu heben. Die Frauen schleppten sie wie totes Wild, ihr Hintern baumelte nur knapp über dem Boden. Die Trageposition wurde unbequem und verursachte in ihren steif gefrorenen Armen Krämpfe. Unter halb geöffneten Lidern betrachtete Daniela das Gesicht der Frau, die ihre Füße umfasste. Sie erkannte in ihr eine der Zigeunerinnen aus dem Lager. Tiefe Falten hatten sich in ihre Stirn gegraben und rahmten ihren Mund ein, als hätte jemand sie mit einem Messer eingeritzt. Spuren eines Lebens, das es nicht gut mit ihr

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