Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
ich auf Dinge verzichten soll, die mir lieb und teuer sind, nur weil es unserem Herrn nicht gefällt. Also nehme ich mir heimlich, was ich begehre.“
„Wenn es nur die Wollust wäre … Ich frage mich vielmehr, was du mit den Werwölfen zu schaffen hast. Seitdem ich dich neulich in Bukarest so vertraut mit ihnen gesehen habe, mache ich mir so meine Gedanken.“
„Keine Sorge. Nur Geschäfte. Drazice weiß, wo es am Einträglichsten ist, und ich habe mich ihm angeschlossen. Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Wenn du möchtest, könnte ich dir vielleicht auch … gewisse Vorteile verschaffen.“
Daniela spürte wieder den Zorn auf den Baron, der überall seine Finger im Spiel hatte und alles und jeden zu manipulieren versuchte. Als Vorteile bezeichnete der Vampir seine Machenschaften. Sie würde ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass es um Menschen- oder Bluthandel ging.
„Nein, ich verzichte. Aber ich halte es für sehr gewagt, den Karpatenfürsten zu hintergehen. Er vernichtet dich, wenn er davon erfährt.“
„Er wird es nicht erfahren und wenn, dann ist es bereits längst zu spät.“ Daniela kroch eine Gänsehaut den Rücken hoch. Dieser Vampir war genauso verschlagen wie Drazice.
Die beiden Vampire blieben abrupt stehen. „Was habt ihr vor? Das ist Verrat!“, warf Petre seinem Kumpan vor.
„Heute diene ich dem einen Herrn, aber wenn einer kommt, der viel mächtiger ist, schließe ich mich dem an. Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass die Ära cel Bâtrâns bald beendet ist? Prinz Razvan wird der neue Herrscher über die Karpaten sein.“ Plötzlich hörte sich die Stimme Ciprians recht eifrig an. Daniela wurde übel bei dem Gedanken, die Vampire könnten sich mit den Werwölfen gegen Sterbliche verbünden.
„Razvan? Niemals. Ich würde mich an deiner Stelle …“
„Pst, sei still. Irgendjemand belauscht uns.“ Sofort schwiegen beide.
Danielas Herz schlug schneller. Hatten die Vampire etwa ihr Versteck entdeckt?
Trotz ihrer Angst hoffte sie auf die Fortsetzung des Gesprächs, um mehr über den Aufenthalt des Barons zu erfahren. Für einen winzigen Hinweis würde sie einen Luftsprung vollführen.
Die Vampire verharrten noch immer auf der Stelle. Allerdings palaverten sie jetzt über irgendwelche rauschenden Orgien in Bukarest. Von Drazice berichteten sie zu ihrer Enttäuschung nichts mehr.
„Wenn ich nur an die Honigblonde aus Bukarest denke, juckt es in meinem Schwert. Lass uns lieber Ausschau nach den Huren halten, Petre. Mich plagen Lust und Durst nach köstlichem Blut.“
„Du hast Glück, dass Drazice nicht mit von der Partie ist, sonst müssten wir auf die Braunhaarige verzichten.“ Endlich. Sie hätte fast geseufzt.
Allein das Erwähnen des verhassten Vampirs ließ ihre Hand um das Messer zucken.
„Die Schöne mit den vollen Brüsten und den breiten Hüften? Wieso?“
„Weil er ihr Gebieter ist.“
Sie hielt den Atem an. Nun kommt schon, erzählt mir, wo euer Anführer sich aufhält.
„Hm. Hm. Dann sollten wir die Gunst der Stunde nutzen. Der Druck in meinen Lenden wächst.“
„Also machen wir uns auf. Danach wäre ein kleiner Abstecher nach Prag nicht schlecht. Du glaubst nicht, wie sehr ich Jiris Bälle vermisse. Sie waren immer so … anregend.“ Er lachte, und der andere stimmte ein.
„Am besten waren die Blutbäder. Ich konnte nicht genug bekommen …“ Als die Stimmen sich entfernten, lugte Daniela um die Ecke. Die Vampire schritten einträchtig nebeneinander zum Wagen der Huren. Die Zigeuner sahen den beiden argwöhnisch hinterher. Plötzlich nahm Daniela eine Bewegung wahr und erschrak. Roman erschien zwischen zwei Wagen, die Geige unter den Arm geklemmt. Unbekümmert warf er einen Fichtenzapfen in die Höhe und schlenkerte mit dem Geigenbogen. Er schien die Vampire nicht bemerkt zu haben. Was trieb der Bursche sich überhaupt hier herum? Er sollte doch bei der alten Vettel sein. Wenn ihn die Vampire witterten, schwebte er in Gefahr.
Roman trat den Zapfen fort, der in hohem Bogen durch die Luft flog. Die Vampire stoppten und drehten sich um.
„War da nicht eben was?“, fragte Ciprian seinen Begleiter, während sein Blick hin und her flog. Der hielt seine Nase in den Wind und schnupperte. Dann zuckte er mit den Schultern.
„Der Verzicht auf Blut kann Halluzinationen wecken. Oder hast du etwa ein Rauschmittel genossen?“
„Natürlich nicht. Aber ich habe einen unbändigen Blutdurst …“
Bevor Roman zwischen den Wagen
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