Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
Vom Netzwerk:
Aufbruchsstimmung herrschte. Die Zigeuner verstauten ihre wenigen Habseligkeiten eilig in den Wagen, spannten ihre Pferde an und schwangen sich auf die Kutschböcke. Ileanas Wagen war der Letzte, der das Lager verließ. Oana wartete bereits drinnen und bedachte Daniela mit einem geringschätzigen Blick. In der Ecke des Wagens kauerte noch eine Gestalt. Roman. Er hatte es also wirklich geschafft. Danielas Herz machte vor Freude einen Satz. Gleichzeitig dämpfte es ihren Jubel, denn sie befürchtete, der Junge könnte sie verraten.
    Sie setzte sich neben Ileana und sah zu ihm voller Anspannung hinüber. Der Körper wirkte ausgemergelt. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, die stumpf auf sie blickten. Was war nach seiner Flucht von der Karlsbrücke geschehen? Würde er sie in dieser Aufmachung wiedererkennen? Seine Miene blieb undurchdringlich.
    „Roman, wir haben noch einen Mitreisenden, deinen Vetter Mitica. Erinnerst du dich an ihn? Wahrscheinlich nicht. Ist viel zu lange her.“ Ileana lachte auf. Danielas Ohren hörten die Unsicherheit darin. Roman schüttelte den Kopf und machte keine Anstalten, sie zu begrüßen. Hinter seiner gerunzelten Stirn schien es fieberhaft zu arbeiten.
    „Komm her und begrüße Mitica. Schließlich werden wir eine Zeit lang miteinander auskommen müssen.“
    Roman zeigte sich wenig begeistert, denn er machte keine Anstalten, sie zu begrüßen, sondern kroch stattdessen tiefer in die Ecke. In seinem Blick lag Furcht.
    „Der Junge meint es nicht böse. Hat Schlimmes erlebt.“
    „Schon gut.“ Daniela versuchte, ihrer Stimme einen tieferen, männlicheren Klang zu verleihen. In Romans Augen blitzte es plötzlich auf. Er lächelte sie an, woraus Daniela schloss, dass er sie doch erkannt hatte. Jetzt erhob er sich und kroch auf sie zu.
    „Ahoi. Wie hast du es geschafft …“
    Daniela kniff die Lippen zusammen und schüttelte ihren Kopf, um ihn daran zu hindern, weiterzusprechen. Hoffentlich verstand er es. Aber sie wusste um sein helles Köpfchen. Roman begriff tatsächlich, denn er stoppte.
    „Nicht er, ich habe es geschafft, deinen Vetter zu holen“, antwortete Ileana. Daniela war froh, dass der Hure der Blickkontakt nicht aufgefallen war. Nur Oanas Miene drückte Zweifel aus.
    „Was palavert ihr so lange rum, Dirnenpack. Sputet euch.“ Ein Zigeuner hielt den Vorhang in seiner Hand und schaute herein. Breite Schultern endeten in schwarz behaarten Keulenarmen. Sein Schnurrbart wirkte ungepflegt, ebenso seine gelben Zähne, als er lächelte. Der blitzende Goldzahn fiel besonders auf. Sein Lächeln erlosch schlagartig, als sein Blick auf Daniela fiel.
    „Habe ich euch nicht gesagt, keine ungebetenen Gäste! Wer ist das?“
    Er nickte in Danielas Richtung. Ileana hob beschwichtigend die Hände.
    „Radu, du kannst uns nicht vorschreiben, wer mit uns zieht. Der Wagen gehört uns. Es ist Mitica, mein Neffe. Seine Mutter ist sehr krank. Er wird uns eine Weile begleiten“, sagte Ileana in einem Tonfall, der keine Widerworte duldete.
    „Wenn ihr mit uns ziehen wollt, habe ich wohl ein Wörtchen mitzureden.“ Radu schnaubte verächtlich. Sein prüfender Blick glitt über Daniela. Dann rümpfte er die Nase.
    Daniela hatte gleich vermutet, dass es sich bei dem grobschlächtigen Kerl um den Anführer der Zigeuner handelte.
    „Nun weißt du es ja, Radu“, mischte sich Oana ein.
    Er knurrte. „Dass der Junge sich auch wäscht. Der stinkt wie ein Bock. Und ihr beeilt euch lieber. Wir warten nicht.“
    Mit diesen Worten zog er sich zurück.
    „Ja, ja!“, rief Ileana ihm hinterher und rollte mit den Augen.
    Daniela hörte ein Schnalzen, das die Pferde in Bewegung setzte.
    „Diese Feuertaufe hat sie bestanden.“
    „Den einfältigen Radu vermagst du vielleicht zu täuschen, aber …“, stichelte Oana.
    „Überlass das nur mir. Hauptsache, du tratschst nicht wie ein Waschweib.“
    Oana schien kurz davor, zu explodieren, aber sie schwieg. Nur Daniela warf sie giftige Blicke zu.
    Der Wagen ruckelte über die Wiese.
    „Und was sollen wir in den nächsten Tagen essen, wenn uns kein Freier besucht?“, herrschte Oana Ileana an.
    „Ich sagte doch, ich habe ein wenig Geld“, antwortete Daniela anstelle der Hure.
    „Na, gut. Und wage es nicht, abzuhauen. Wir finden dich.“ Hass flammte in Oanas Augen auf. Daniela fragte sich in diesem Moment, ob es wirklich eine gute Entscheidung gewesen war, die Huren zu begleiten.

10.
    Drei Tage ratterten die Wagen über holprige Straßen. Drei

Weitere Kostenlose Bücher