Karpfen, Glees und Gift im Bauch
hing eine Etage höher.
»Wos fier a Elefand hodn sich do auszogn?«, wollte der Wirt der Brauerei Sauer wissen.
Eine kalte Weißwurst war ebenfalls unter den Fundstücken und hing neben einer schwarzen Damenstrumpfhose. Als beim Tanz um den Krummen nicht der Wecker, sondern die »Drochwaafmaschien«, das Mobiltelefon des Wirtes klingelte, wurde er zum Gewinner des Tages gekürt. Zudem hielt er gerade, anstelle der Maienrute, einen ebenfalls geschmückten Besen in der Hand. Die jungen Burschen jubelten. Er musste zum Weißwurstfrühstück einladen. So beerdigten sie endgültig die Kirchweihsaison 2011.
Gerüchteküche
Ganz Röttenbach rätselte über den Verbleib des fleißigen und tüchtigen FORMA-Filialleiters. Die Nachricht seines spurlosen Verschwindens verbreitete sich im Dorf, wie ein Buschfeuer in der ausgetrockneten Savanne Afrikas. Er wurde bereits den zweiten Tag vermisst. Allerorts entstanden wilde Gerüchte.
»Vielleichd hadder, auf seine aldn Dooch doch nu su a Bridschla, wassd scho wos ii maan, su a Schbinaadwachdl aufgrissn und is midera durchbrennd«, mutmaßte Alois Holzheimer im Gespräch mit Susanne Amon.
»Der Geldmacher doch ned!. Geh zu, edz her mer fei auf! Der had doch mit Weiber nu nie wos zu do ghabd!«, argumentierte sie. »Der Geldmachers Hanni däd ja gor ned wissen, was’er mid aner Fraa oschdelln solled!«
»Iech scho!«, stellte der Holzi fest. »Maansd du der is gor schwul und schdehd vielleichd auf Mannsbilder?«, wollte er von Susanne Amon wissen. »In dera Szene bassierd scho öfders mal was! Do hads scho öfders mal a Eifersuchdsdrama gebn odder an Raubieberfall! Vielleichd hadder ja su an junga Liebhaber ghabd, wassd scho, su an drognabhängichn Dschankie, derna ausgraubd had. Waaß mers? Kenned doch sei! Liesd mer doch heidzudooch immer widder!«, mutmaßte Alois Holzheimer.
»Edz schbinnsd abber scho, Holzi! Gehd dei Fandasie midder durch? Der Geldmacher is doch a oschdändicher Moo! Viel zu oschdändich! Dringd ned, rauchd ned, gehd jedn Sunndooch in die Kergn und … »
»Ja maansd denn du, der had nu nie nix Sexuelles ghabd?«, wurde sie vom Gemeindekämmerer unterbrochen, »Maansd du der had alles nausgschwidzd und had dabei in der Biebl glesn? Dees glabsd doch selber ned?«
»Iech glaab, der Johann Geldmacher is zu seine Scheffs gfoahrn. Ma sachd, dass er an Rechenschafdsberichd had machen müssn, weil doch dees FORMA-Geschäft su eibrochn is.«
»No fraali«, konterte Alois Holzheimer, »do isser midn Fohrrod hie gfohrn und had sei Audo aufn FORMA-Bargbladz schdeh lassn! Dann hädder doch wos gsachd! Sei Midarbeider wissen doch aa ned, wu er schdeggd!«
Der Deutsch-Amerikaner Danny Eagle, Elektromeister vor Ort, war ganz nervös. Auch er hatte vom Verschwinden des Johann Geldmacher gehört. Letzte Woche hatte er ihm eine Rechnung geschickt, nachdem er die Satellitenanlage des Filialleiters auf digitalen Empfang umgerüstet hatte. Was, wenn der Geldmacher die Rechnung noch nicht bezahlt hatte und weiter verschwunden blieb? Danny Eagle blätterte nervös in den letzten Kontoauszügen der Raiffeisenbank Seebachgrund.
»Godd sei Dank«, schnaufte er erleichtert, als er den Geldeingang erblickte, »Edz wäri fasd nu nersch worn.« Während sich Danny Eagle geistig auf den Feierabend vorbereitete, saßen Kunni und Retta beim Fuchsenwirt. Sie hatten heute mal wieder einen »Glusderer« auf gebackene Karpfen. Die Saison hatte Anfang September begonnen, und überall im Aischgrund fischten die Teichwirte ihre Weiher ab. Zwei mittelgroße Fischhälften lagen auf ihren Tellern, goldbraun gebacken. Die Flossen der Fische wellten sich appetitlich knusprig, zum Reinbeißen. Retta bediente sich zuerst vom Kartoffelsalat und schob eine Gabel Endivien nach. Kunni hatte als Erstes die Schwanzflosse abgebrochen und biss herzhaft hinein.
»Mhm, die Flossn sen doch des Besde!«
»Su a Gschmarri«, antwortete die Retta.
»Wieso su a Gschmarri? Du sagsd doch aa immer, dass die Flossn des Besde sen?«
»Dees maan i ned«, entgegnete die Retta. »Iech maan, su a Gschmarri was die Leid daherredn! A richdigs Gwaaf!«
»Was redn denn die Leid daher?«, wollte die Kunni wissen und hatte immer noch keine Ahnung, worüber ihre Freundin sprach.
»Na, iebern Geldmacher redns! Dass der vieleichd su a Bixn gfunna had und mid dera durchbrennd sei soll. Dees redns! Su was machd doch der Geldmachers Hanni ned! Do muss was bassierd sei!«
»Dees deng iech aa, dass wos bassierd is”,
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