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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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bestätigte die Kunni. »Iech deng, dass do sugoar was ganz Schlimms bassierd is. A Kabidaalverbrechn. Davon binni, nach reichlicher Ieberlegung, ieberzeichd.«
    »Und wie schaud dei Ieberlechung aus?«, wollte die Retta wissen.
    »Wenni dier dees sooch, glabsd mers suwiesu ned. Wohrscheinli lagsd mi aus!«
    »Edz red scho!«, drängte die Retta.
    »Naa, edz essi erschd mein Fisch, sunsd werder kald.« Kunni nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kitzmann-Bier und konzentrierte sich fortan schweigend auf ihren Aischgründer Spiegelkarpfen. Retta rutschte unruhig auf ihrem mageren Hintern hin und her.
    »Bisd edz nunni bald ferdi? Maansd du, der Geldmacher kummd bald widder? Edz reed hald endli!« Kunni säuberte sich in Ruhe ihren Mund, rieb ihre fettigen Finger mit dem Zitronentüchlein ab und bestellte zwei Williams Christbirne. Dann räusperte sie sich und überlegte laut:
    »Iech deng, dass der Johann Geldmacher nemmer lebd!« Retta erschrak und schlug sich die Hände vors Gesicht. »Weil«, fuhr die Kunni fort, »der Geldmacher einer der zuverlässigsdn Menschn is, die iech kenn. Der haud ned einfach ab und lässt sei FORMA in Schdich. Do kenned bassiern wos wollerd! Suwos däd der nie machn. Ned der Johann Geldmacher. Also muss wos Schlimms bassierd sei! Hädder an Unfall ghabd und wärer in die Glinnig kumma, hädder scho längsd ogrufn. Hadder abber ned! Dees hassd, der kann nemmer orufn oder Bescheid gebn. Der kann goar nix mehr. Der lebd nemmer!« Retta bekreuzigte sich. »Erinnersd du diech an dees Bluud, dees wu iech am Kerwassamsdooch auf der Wiesn hinderm »Immer Frisch«gfunna hab? Miech däds ned wundern, wenn dees dem Geldmacher sei Bluud is.«
    »Edz mach abber an Bungd!«, begehrte die Retta auf, »fängsd scho widder mid dem Scheiss-Bluud oh! Dees woar a Farb! Nix andersch! Edz gehd dei Fandasie mal widder mid dier durch! Siggsd aa scho lauder Gschbensder. Du bisd ja nu schlimmer wie die andern Leid!«
    »Wersd scho sehgn!«, ließ die Kunni nicht locker, »Iech werd die Brobn, iech maan dees Groos mid dem Bluud dro, mein Neffn, dem Gerald gebn. Der soll dees undersuchn lassn. Wozu isser denn a Kriminaler bei der Bolizei in Erlang? Dann wermer ja bald wissen, ob dees a Bluud is odder a Farb.« Kunni hatte sich in Rage geredet.
    »Dei Gerald werd di bloß gscheid auslachn, wennsdn mid su an Zeich kummsd«, spottete die Retta.
    »Dees wermer ja dann sehgn, wer ieber wen lachd!«, beharrte die Kunni. »Der Leitmayr had dees ledzde Mol a Recht ghabd, wie er den Oberschdudiendiregder verhafd had. Dei bleeder Batic had bis zum Schluss gmaand, der Dirigend is der Merder.«
    »Kwadsch!«, entrüstete sich die Retta. »Mei Batic wolld doch bloß dem eingebildeden Ego vo deim Leitmayr ned in die Kwere kumma. Maansd der had ned scho länsd gmergd ghabt, wo der Hoos hiehobbld? Der had doch bloß seim Freind an Gfalln gmachd! Wecher dem sein Selbsdwerdgfühl! Su isser hald, mei Batic! Immer freindli zu seim Freind! Genau wie iech aa!«

    Tschechen-Mafia

    Im Gemeindeblatt vom 29.September 2011, richtete sich Bürgermeister Ludwig Gast, wie so oft auf der ersten Seite, direkt an seine Bürger und Bürgerinnen:

    Liebe Bürgerinnen und Bürger,
    außerordentlich unerfreuliche Gründe veranlassen mich, mich heute wieder einmal direkt an Sie zu wenden.
    Wie die Gemeindeverwaltung Röttenbach von der Landpolizei Herzogenaurach informiert wurde, halten sich kriminelle Mitglieder der sogenannten Tschechen-Mafia in unserer Region auf.
    In betrügerischer Absicht geben sie sich als Mitarbeiter der Volkszählung ZENSUS aus und versuchen, sich Zutritt zu Häusern und Wohnungen zu verschaffen. Dabei argumentieren sie, dass sie im Rahmen der durchgeführten Volkszählung weitere zusätzliche Daten erheben müssen. Vor allem gutgläubige ältere Bürger zählen zu ihren bevorzugten Opfern.
    Einmal in der Wohnung, lenken sie die Bewohner mittels raffinierter Methoden ab, um nach Wertsachen und Bargeld zu suchen. In Einzelfällen ist es ihnen gar gelungen, ihre ahnungslosen Opfer zu betäuben, indem sie ihnen in einem unbeobachteten Augenblick starke Betäubungsmittel in ihre Getränke gaben, um anschließend in aller Ruhe ihrem schändlichen Handwerk nachzugehen.
    Bitte seien Sie aufmerksam und misstrauisch, wenn sich Fremde an Ihrer Wohnungstür melden und versuchen, sich Zugang zu Ihrer Wohnung zu verschaffen.
    Rufen Sie im Zweifelsfall sofort die Polizei, wenn Ihnen diesbezügliche Auffälligkeiten bekannt werden.
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