Karpfen, Glees und Gift im Bauch
Max Gruber. Andon 1 bis Andon 6, melden Sie Ihren Schdandord!«
»Hier Andon 1. Max, was gibds? Mier sen in Adelsdorf. A Schlächerei im Wirdshaus Drei Kronen. Zwaa Schbageddifresser schdreidn si um a Nuddn und haua si die Kebf ei. Mier bassn auf, dass si kaaner eimischd.«
»Hier Andon 3. Iech bins, der Kurt. Mier foahrn grod Badruliue in Lonnerschdad. Auf der Haubdschdrass had’s grachd. A Rollschduhlfohrer had nemmer bremsn kenna und is in die Fensderscheibn vo aaner Bäggerei neigfoahrn.«
»Hier schbrichd Andon 4. Mier foahrn grod auf der B 470 in Richtung Höchstadt. Sen auf Höhe Abzweigung nach Zeggern.«
»Andon 6. Der Greiners Schorsch schbrichd. Servus Max, mier sen grod in Weisendorf und vernehma an bsuffna Rodfohrer. Er behaubded, er sei der Burchermasder und kummd grood vo aner Gemeinderadssidzung.«
»Hier Andon 5, sen grood in Bommersfeldn. A boor junge Leid beschbrüha grod die Schlossfassadn. Dees Schloss Weißenschdein schaud edz aus wie dees Lebkuchnheisla vo Hänsel und Gredl.«
»Hier schbrichd Andon 2, undersuchn verdächdichn Lkw auf der Audobahnrasdschdädde Geislwind. Der Fohrer behaubded, er kummd aus Idalien, vom Berlusconi, und hädd für unsern Bundesbräsidendn a Fuhr Dschiandi fier den Nord-Süd-Dialooch gladn. Wass issn dees, der ›Nord-Süd-Dialoch‹? Soll mer den durchlassn?«
»Hier Zendrale, hier Zendrale! Andon 4, Karl hersd mi?« »Klor und deidli. Max, was gibds?« »Foahrd soford nach Röddenbach, zum Anwesen Auf der Höhe 95! A anoniemer Anrufer had an Eibruch gmeld. Seid vorsichdi, die Däder solln angebli nu in der Näh sei.« »Hab verschdandn, Max und wiederhole: Andon 4 fährd nach Röddenbach, Auf der Höhe 95 . Anoniemer Anrufer melded Eibruch. Däder angeblich nu in der Näh. Mier foahrn soford hie und schaua uns um. Meldn uns schbäder widder, wenn mier uns an Ieberbligg verschaffd ham.«
Polizeimeister Karl Fröhlich, der am Steuer von Anton 4 saß, beschleunigte den Opel Omega und schaltete das Martinshorn und das Blaulicht ein. Der Streifenwagen bog mit quietschenden Reifen von der B 470, in Richtung Zeckern-Hemhofen-Röttenbach ab. Bruno Hitzfeldt, sein Beifahrer, überprüfte seine Pistole und seine Handschellen. Der erste Regentropfen klatschte gegen die Windschutzscheibe.
Dumm gelaufen
Vaclav Swoboda und Pavel Havlavczek, die beiden Kleinkriminellen aus der goldenen Stadt Prag, waren mal wieder auf einem ihrer Beutezüge im reichen Westen unterwegs. Dieses Mal hatten sie sich die Dreißgtausend-Einwohner-Stadt Herzogenaurach ausgesucht. Die Stadt von »Puma«und »Adidas« . Sie hatten in den letzten Tagen ordentlich Beute gemacht. Doch zwischenzeitlich war ihnen das Pflaster zu heiß geworden. Die Polizei hatte ihre Streifenfahrten verstärkt. Besonders in den Neubaugebieten. Vaclav und Pavel beschlossen daraufhin in die ländliche Gegend auszuweichen. So waren sie nach Röttenbach gekommen. Noch zwei, drei ordentliche Beutezüge, dann würden sie wieder nach Prag zurückfahren.
Sie waren gerade in Röttenbach unterwegs, um ihre nächsten Objekte auszuspähen, vorzugsweise Häuser, welche schlecht einsehbar waren. Wenn ihnen dann noch alleinstehende Rentner oder Rentnerinnen öffneten, war die Sache bereits so gut wie gelaufen. Es war Nacht geworden, und das Wetter spielte auch verrückt. Der Wind peitschte aggressiv durch die Straßen und von Westen her trieb er schwere Regenwolken heran. Die ersten Blitze zuckten bereits am Horizont. Für heute hatten sie genug gesehen. Morgen würden sie mit ihrer Arbeit beginnen. Sie hatten beschlossen, zu ihrem Wagen zurückzukehren. Hoffentlich fanden sie ihren VW Golf gleich wieder. Doch Vaclav hatte sich die Adresse gemerkt: Auf der Höhe 95! Sie beschleunigten ihre Schritte, als sie von der Erlenstraße in den Eichenring einbogen. Die ersten Regentropfen fielen und zauberten dicke, dunkle Klekse auf die Straße und die Gehsteige. Es wurde langsam ungemütlich. Sie hatten noch circa fünfhundert Meter vor sich. Nass wollten sie nicht unbedingt werden. Vaclav sah Pavel fragend an. Der nickte. Dann fielen sie in einen leichten Trab. Als sie noch ungefähr siebzig Meter von ihrem Wagen entfernt waren, zuckte gespenstisches Blaulicht durch die Straßenzüge der näheren Umgebung, begleitet vom aufdringlichen Lärm eines eingeschalteten Martinhorns. Die beiden Tschechen hassten dieses Geräusch wie der Teufel das Weihwasser. Sie steigerten ihren Trab in einen Sprint und hofften ihren VW-Golf noch vor dem
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