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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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widmen. Er konnte und wollte keinen Mitwisser akzeptieren, der möglicherweise durch unbedachte Äußerungen das blühende Geschäft gefährden könnte. Notfalls musste er handeln, wie er es bei Johann Geldmacher getan hatte.
    Dann dachte er an das neue Projekt, welches er gemeinsam mit Tang Kelin angehen wollte. Beide hatten beschlossen, in ein Biogaskraftwerk zu investieren, welches in der Nähe der chinesischen Stadt Changchun gebaut werden sollte. Ein wirtschaftlich hoch interessantes Projekt. Vor allem wenn man die Möglichkeiten betrachtete, welche der Handel mit den CER-Zertifikaten bot. Bald würde es eine endgültige Entscheidung geben.
    Gustav Haeberle sah auf die Uhr. Es war spät geworden. Kurz vor Mitternacht. Zeit ins Bett zu gehen. Als er leise die Schlafzimmertür öffnete, schnarchte Doris, das Hängebauchschwein, dass die Wände zitterten. Sie hatte sich im Schlaf freigestrampelt. Ihr fetter, weißer Hintern blickte ihm aus dem abgedunkelten, gemeinsamen Schlafgemach entgegen und leuchtete wie ein übergroßer Vollmond. Gustav Haeberle hatte genug gesehen. Er packte seine Bettdecke und verzog sich wieder in sein Arbeitszimmer.

    Knollenblätterpilz

    Hubertus Sapper hatte sein Ziel nicht erreicht. Noch nicht. Toni Wellein machte ihm unmissverständlich klar, dass er auf die Unterstützung, die ihm sein ehemaliger Schulfreund angeboten hatte, gerne verzichtete. Außerdem hatte er ihm gedroht. Wenn auch nur ein Sterbenswörtchen die Lagerung und den Verkauf der Fluorchlorkohlenwasserstoffe betreffend über Hubsis Lippen käme, müsste dieser mit direkten, persönlichen Konsequenzen rechnen. Auch Gewaltanwendung schloss Toni Wellein nicht aus.
    Hubertus Sapper war zunächst geschockt. Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, sah er die Angelegenheit etwas nüchterner. Der Geschäftsführer von »Immer Frisch« war definitiv in illegale Geschäfte verwickelt. Das war nun klar! Er musste mehr über diese Geschäfte in Erfahrung bringen. Wie lukrativ waren die? Um welches Geldvolumen ging es dabei? Er nahm sich vor, das herauszufinden. Doch nicht heute. Heute fühlte er sich überhaupt nicht wohl. Es ging ihm regelrecht dreckig.
    Am Sonntag um die Mittagszeit, etwa zwölf Stunden, nachdem sich Hubsi die Serviettenknödel in Pilzrahmsoße hat munden lassen, überfiel ihn eine plötzliche Übelkeit, gefolgt von heftigem Erbrechen. »Iech glaab iech hob mer den Moogn verdorbn. Iech muss mi a weng hielegn«, sprach er zu seiner Frau Veronika. Doch mit dem Ausruhen wurde es so schnell nichts. »Mier is so schlechd, iech kennd Schderm«, jammerte er. Nach wenigen Minuten sprang er wieder auf und eilte zur Toilette. Gerade noch rechtzeitig. Hubsi riss sich die Hosen herunter und ließ es laufen. Er litt an einem wässrigen Durchfall. Dann folgten, kaum auszuhaltende, stechende Bauchschmerzen. Er krümmte sich vor Schmerzen. »Iech koch der an Kamillndee, der hilfd immer!, beschloss Veronika. Ihr Mann tat ihr leid. Doch sie konnte ihm nicht helfen. »Solli den Doggder huln?«
    »Na, dees werd scho widder vergeh!« Nichts verging. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Den restlichen Tag und die halbe Nacht verbrachte Hubertus Sapper teils auf der Toilettenschüssel, teil klagend auf dem Sofa. An Schlaf war nicht zu denken.
    Erst gegen Montagmorgen ließen die Schmerzen etwas nach, und Hubsi schlief völlig übermüdet ein. »Siggsd, mei Kamillndee had doch gholfn«, meinte seine Frau. Am Dienstag und Mittwoch war Hubsi wieder beschwerdefrei. »Iech mechd na bloß wissn, was dees gweesn is. Iech hob doch nix Falschs gessen! Dees woarn vielleichd Schmerzn, soocherder! Dees winsch i ja mein greßdn Feind ned!« Am Mittwochnachmittag hatte Hubsi den schmerzvollen Montag schon fast wieder vergessen. »Iech maan do woar was in der Lufd! A Wierus! A Moogn-Darm-Wierus! Woar ja aa in der Zeidung gschdandn, dass do widder wos rumgehd.«
    Der Hubsi täuschte sich. Es war kein Magen-Darm-Virus, der ihn heimgesucht hatte. Die Amatoxine und Phallotoxine des Grünen Knollenblätterpilzes arbeiteten weiter in ihm. Er ahnte es nur noch nicht. Die Toxine waren zwischenzeitlich in der Leber angekommen und begannen die RNA-Polymerase B zu hemmen. Als Folge kam es zu den ersten inneren Blutungen. Fünf Tage nach der Einnahme der Pilzspeise lag Hubertus Sapper wieder flach.
    »Edz hobbi gmaand dees is vorbei, dabei gehd dees scho widder los!«, klagte er. Es wurde noch viel schlimmer. Am neunten Tag stellte sich ein totales

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