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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Millionen Euro reines Ergebnis in die Kassen von Hölliken Kölliken. Die Topmanager rieben sich die Hände. Das beste Ergebnis, welches der Konzern jemals realisiert hatte. Die Jahresboni würden entsprechend hoch ausfallen.
    Das Zementwerk des schweizerischen Unternehmens Bolzin, in der Nähe des niedersächsischen Celle hatte gerade ebenfalls eine große Menge R 12 geordert. Für Firmen in Spanien, Portugal, Frankreich und Italien liefen größere Angebote. Tang Kelin lagen bereits etliche E-Mail-Bestellungen vor. Er musste schnellstens mehr Olivenöl produzieren und liefern. Notfalls per Luftfracht! Zwischenzeitlich fuhren tagtäglich Dutzende von Lkws vor der Immer-Frisch-Lagerhalle vor und wurden beladen. Das Geschäft lief wie am Schnürchen.

    Gedanken eines Mörders

    Gustav Haeberle saß in seinem Waiblinger Arbeitszimmer, plante seine weitere Zukunft und dachte zurück, wie das alles begonnen hatte.
    Es war reiner Zufall, dass er damals, während seines Auslandspraktikums an der National Taiwan University den heutigen General Manager der CNPC, Tang Kelin kennengelernt hatte. Wie klein doch manchmal die Welt ist.
    Tang Kelin war damals ebenso als Auslandsstudent an der Uni eingetragen, wie er. Man kam zusammen, redete miteinander, und Tang Kelin interessierte sich für ihn. Da gab es kein Mobbing oder irgendwelches Gespött hinter vorgehaltener Hand. Man schätzte einander und erkannte die jeweiligen Fähigkeiten des anderen. Natürlich hatte er erkannt, dass Tang Kelin ganz konsequent seine eigene Karriere plante und dabei durchaus bereit war, auch mal am Rande der Legalität entlang zu schrammen. Aber welcher Chinese machte das nicht?
    Als sich die gemeinsamen Wege wieder trennten und er nach Deutschland zurückkehrte, versprach man sich gegenseitig, in Kontakt zu bleiben. So kam es auch. Anfang 2009 hatte ihn Tang Kelin über seine ersten vagen Pläne informiert, mit FCKW zu handeln und ein lukratives Auslandsgeschäft aufzubauen. Ob er auf seine Unterstützung hoffen durfte, hatte der Chinese damals gefragt. Gustav Haeberle dachte Tag und Nacht an nichts anderes.
    Dann kam die Gemeinde Röttenbach und suchte einen Investor für einen neuen Lebensmittel-Frischemarkt. Er beschrieb Tang Kelin das Vorhaben und seine Geschäftsidee. Der Chinese war sofort Feuer und Flamme. Ein kleines, unauffälliges Dorf, mitten in Deutschland, und ein wirksamer, europaweiter Vertrieb der verbotenen FCKW, unter dem Deckmantel eines Supermarktes – das war es, was Tang Kelin so sehr an der Idee gefiel.
    Als Gustav Haeberle dann seinem Schwiegervater einen langfristigen Pächter für den zukünftigen Supermarkt präsentieren konnte, stieg der in Vertragsverhandlungen mit der Gemeindeverwaltung Röttenbach ein und das Projekt nahm seinen Lauf.
    Er, Gustav Haeberle, hatte bisher exzellente Vertriebsarbeit geleistet. Es war zwar ein Riesenaufwand, die ersten potentiellen Kunden zu finden, aber es zahlte sich aus. Die Kontakte zu den Kraftwerksbetreibern, Papierfabriken, Zementherstellern und all den anderen Kunden aufzubauen, war nicht so schwer, aber Aufträge an Land zu ziehen, war eine andere Sache. Doch nun lief das Geschäft, und die Kunden standen Schlange. Jede Menge weiterer, potentieller Kunden standen noch auf seiner Liste. Derzeit hatte Tang Kelin Probleme, die Nachfrage zu befriedigen. Na ja, es ging gerade noch so. Die Produktion in Jilin musste schnellstens ausgebaut werden.
    Mit einer Entscheidung seines chinesischen Partners war er allerdings nicht so glücklich. Er hatte bis heute nicht verstanden, wie Tang Kelin diesen einfältigen Röttenbacher, Toni Wellein, zum Geschäftsführer des neuen Supermarktes küren konnte und somit auch zum Verwalter der verbotenen Chemikalien. Ein primitiver Mensch. Hatte noch immer nicht geschnallt, dass seine Freundin, diese Lin Sang, dieses Zuckerpüppchen, nur wirtschaftliche Interessen an ihm hatte, so wie alle Chinesinnen.
    »Im Grunde ist Toni Wellein ein armes Schwein«, ging es ihm durch den Kopf. »Mehr als ein Lagerist ist der nicht. Aber ein gut bezahlter Lagerist.« Was Gustav Haeberle am meisten störte, war die Einfältigkeit dieses Lageristen. Die Sorglosigkeit. Das unprofessionelle Geschäftsverhalten. Die Ignoranz der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen.
    Gustav Haeberle hatte zwischenzeitlich Bedenken, dass dieser trottelige Mittelfranke eine Gefahr für das neu gestartete Geschäft sein könnte. Dies war auch der Grund, warum er relativ häufig in der

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