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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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wollte die Kunni von ihrer Freundin wissen.
    »Iech maan do had aner nachgholfn«, gab sich die Retta überzeugt.
    »Dees hädd der Kommissar Leitmayr aa gsachd«, bestätigte die Kunni anerkennend und holte dann weiter aus: »Irgendwas schdingd do ganz gewaldich. Der Hubsi had jeds Eggerla im Wald kennd und die Bilsn suwiesu. Do hadder si auskennd wie ka Zwaider. Der hädd niemals aus Versehn gifdiche Knollnblädderbils in sein Korb nei gleechd, ned in hunnerd Joahr. Ned der Hubsi!«
    »Maansd edz gor, mier hams scho widder mid an Mord zu do«, wollte die Retta aufgeregt wissen.
    »Do kannsd abber an Schiess drauf lassn«, antwortete die Kunni im Brustton der Überzeugung. »Miech däds ned wundern, wenn mier dees mid an und demselbn Däder zu du häddn. Schdell der no amol vor, der Korb mid die Bilsn schdehd do zeha Minuddn mudderseeln allaa vor dera Hausdier. Was maansd, wer do alles vorbei kumma häd kenna«, argwöhnte Kunigunde Holzmann.
    »Du maansd, der Merder, der den Johann Geldmacher umbrachd had, had die Gnollnblädderbilsn in den Korb nei glechd?«
    »Warum ned? Kennd doch sei!«
    »Wuher solln dann der gwussd ham, dass do a Korb mid Bilsn schdehd? Und wuher soll der auf die Schnelle die gifdichn Bilsn hergrichd hamm?«, bezweifelte die Retta.
    »Wer sachdn, dass’er dees ned gwissd had? Vielleichd hadder scho auf die Lin Sang gward. Vielleichd had der Welleins Toni den Hubsi bloß zu sich eigladn, dass’er a Alibi had, während der Merder seine heimdüggische Dad begehd!«
    »Du maansd der Toni Wellein had an Merder beauftragd, die Bilsn in den Korb zu legn?«
    »Alles is mögli«, orakelte die Kunni, »die Dschechn worns jedenfalls desmol ned! Iech deng, dees had immer nu was midn neia Subermargd zu do. Mier senn jedenfalls zu schbäd kumma, um den Hubsi auszufroogn. Der Merder is uns zuvorkumma. Also had der Hubsi was gwissd, was für den Merder gefährlich woar. Drum hadderna umbrachd. Mier missn unsere Schdradegie ändern. Als Erschdes wern mier uns den Toni Wellein und sei Freindin vornehma und ihn befroogn, was der midn Hubsi zum Dischgeriern ghabd had.«
    »Der sachd uns doch ned, waser midn Hubsi disgudierd had«, bezweifelte die Retta, »dees is doch a ganz a Hinderfodzicher!«
    »Wos glaabsd, warum iech ieberzeichd bin, dass der Hubsi ermorded worn is«, lächelte die Kunni süfisant, »genau deswegn!«

    Shanghai World Financial Center

    Tang Kelin saß in seinem pompösen Büro, im 35. Stockwerk des Shanghai World Financial Center . Schwere, schwarze Ledersessel standen um einen drei Meter langen Besprechungstisch. Sein mahagonifarbiger Schreibtisch, mit der edlen Glasplatte, hatte allein schon eine Abmessung von zweieinhalb mal einen Meter und war blank geputzt, wie der Popo eines frisch gewickelten Säuglings. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hing eine Kaligraphie, welche einen weisen Spruch des großen chinesischen Philosophen Konfuzius wiedergab. »Der Weg ist das Ziel« stand da zu lesen. Tang Kelin stand an einer der raumhohen Fensterscheiben und sah hinüber auf den westlichen Stadtteil Puxi, der im dunstigen, smogverhangenen Himmel der Riesenstadt verschwand. Unten auf dem Huangpu-Fluss lagen Dutzende Frachtschiffe schwer im braunen Wasser und schoben ihren Bug in beide Richtungen des Flusses, landeinwärts und hin zum nahen Ostchinesischen Meer .
    Tang Kelin dachte darüber nach, wie er die neuesten Nachrichten, die er aus Deutschland erhalten hatte, bewerten sollte. Einerseits waren sie sehr erfreulich, was das Geschäft mit dem FCKW anbelangte. Die Umsätze stiegen und stiegen. Das Ergebnis ebenso. Das bestätigten ihm sowohl Toni Wellein, als auch unabhängig davon, der für den Vertrieb zuständige Gustav Haeberle. Beide leisteten hervorragende Arbeit. Die Produktionskapazitäten in Jilin waren zwischenzeitlich verdoppelt worden und noch diese Woche würde er seinem Freund Jia Minggang im Zollamt einen erneuten Besuch abstatten. Er musste herausfinden, wie er eine deutlich größere Menge der verbotenen Chemikalien gefahrlos von Schanghai in die Türkei bringen konnte. Die negative Botschaft, die ihn sehr beunruhigte, war die Tatsache, dass in dem kleinen deutschen Dorf bereits zwei Tote auf der Rechnung standen. Das konnte bedeuten, dass die deutsche Polizei doch noch irgendwann auf seinen Immer-Frisch-Supermarkt stieß. Er hatte seine Leute immer wieder angewiesen, dezent und stillschweigend zu arbeiten. Toni Wellein übertrieb es eindeutig mit seinem falschen Ehrgeiz,

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