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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Röttenbacher Gegend war. So wie damals, als dieser widerliche FORMA-Filialleiter, dieser Johann Geldmacher, sich des Nachts auf dem Immer-Frisch-Gelände herumtrieb und die Anlieferung des FCKW ausspionieren wollte. Wäre er, Gustav Haeberle, nicht zufälligerweise vor Ort gewesen, wäre das Geschäft schon längst aufgeflogen.
    Er war zum Mörder geworden. Was soll‘s? Er konnte nicht anders. Er musste handeln. Mit Grauen erinnerte er sich an diese Nacht. Er und sein Schwiegervater waren von Bürgermeister Ludwig Gast und Alois Holzheimer zur Röttenbacher Kirchweih eingeladen gewesen. Er hatte am Freitag spät am Abend eine kleine Spazierfahrt unternommen und war am Supermarkt vorbeigefahren, als er sah, wie dieser Johann Geldmacher sich auf das Gelände schlich. Was hatte der dort zu suchen? Was ging dem die Anlieferung des FCKW an? Geldmacher stellte eine ernsthafte Gefahr dar.
    Er hatte seinen Mercedes in der Nähe abgestellt und war ausgestiegen. Dann griff er sich einen der riesigen Donaukiesel, welche rings um die Lagerhalle verstreut lagen. Es kam, wie es kommen musste. Als er den neugierigen FORMA-Filialleiter niedergeschlagen hatte und dieser auf dem Rasen sein elendiges Leben ausgehaucht hatte, hatte er noch lange zugewartet, bis auf dem Gelände wieder endgültige Ruhe eingekehrt war. Dann holte er seinen Wagen und fuhr ihn hinter die Halle. Gott sei Dank hatte er immer ausreichend Plastikfolie im Kofferraum. Die konnte man auf Baustellen immer wieder gebrauchen, wenn etwas abgedeckt und vor Regen geschützt werden musste. Viel schlimmer war das Verladen der Leiche. Er musste alle seine körperlichen Kräfte aufwenden, um Johann Geldmacher, diesen fetten Sack, in den Kofferraum des Mercedes zu hieven. Er dachte schon, dass er es nicht schaffte. Doch das Adrenalin, welches durch seine Blutbahnen schoss, beflügelte ihn regelrecht.
    Noch schlimmer war das Ausladen der Leiche, bzw. das Versenken des toten Geldmachers im Karpfenteich.
    Er ekelte sich heute noch, wenn er daran dachte, wie er sich bis auf die Unterhose auszog und in das kalte und schlammige Wasser stieg, Johann Geldmacher in der Plastikhülle hinter sich herziehend. Der matschige Schlamm quoll ihm bei jedem Schritt durch die Zehen. Ekelig. Er musste stets an die vielen Blutegel und Mückenlarven denken, die in so einem Gewässer lebten. Als er glaubte, einen passenden Platz im Gewässer gefunden zu haben, ging dieser blöde Plastiksack nicht unter. Immer wieder kam er an die Oberfläche, bis er Löcher in das Plastik schnitt und ihn mit Steinen beschwerte, die er am Weiherrand gefunden hatte. Gustav Haeberle sah sich in Gedanken immer noch durch das Wasser waten. Die Leiche sollte auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
    Wie konnte er ahnen, dass diese Franken ihre Fischweiher im Herbst abfischen? Gott sei Dank kamen zum richtigen Zeitpunkt die zwei Trottel aus Tschechien daher und waren gerade dabei in Geldmachers Haus einzubrechen, als sie verhaftet wurden. Die Doofiane hatte der Himmel geschickt. Der Mensch musste eben auch mal Glück haben!
    »Eigentlich ist die fränkische Gegend gar nicht so übel«, ging es dem Juniorchef der Eberle Investment GmbHdurch den Kopf. »Ein lustiges Völkchen, diese Franken. Sprechen eine Sprache, die kein Mensch versteht, die weder mit dem Deutschen, dem Französischen, noch mit dem Englischen verwandt zu sein scheint.« Er musste lächeln, als er an Alois Holzheimer dachte. »Ein lustiger Kerl. Trinkt Bier und Schnäpse wie die Ochsen das Wasser und freut sich, wenn man ihn besucht.« Nicht einmal kamen zotige Bemerkungen über seine Lippen. Gustav Haeberle mochte den Franken. Okay, dessen Begrüßungsrituale musste man aushalten, wenn er einem seine Faust, wie ein Dampfhammer auf die Schulter hieb. Holzheimer war in Ordnung. Wenn er bloß nicht so viel saufen würde, beziehungsweise darauf bestand, dass er, Gustav Haeberle, ständig mittrinken musste.
    Wer ihm aktuell allerdings mehr Sorgen bereitete, war dieser Hubertus Sapper. Er hatte den Franken schon lange in Verdacht, dass dieser einheimische Holzkopf seinen schönen Mercedes zerkratzt hatte. Doch darum ging es gar nicht. Es ging um dessen Bemerkung beim Schafkopfspiel, dass Toni Wellein, dieser Lackaffe, Giftbrühe verkauft. Hubertus Sapper musste etwas wissen. Wenn das stimmte, war auch er eine sehr ernsthafte Bedrohung für das laufende Geschäft mit den verbotenen FCKW. Gustav Haeberle nahm sich vor, dem Röttenbacher mehr Aufmerksamkeit zu

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