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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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ein, dem er seinem Vater vor vielen Jahren gespielt hatte. Damals, die Geschichte mit dem Spiritus. Wohlwissend, dass sein Alter beim Toilettengang rauchte. Erst vorhin, als er sich mit seiner Frau gepaart hatte – paaren musste, weil die die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben hatte, eines Tages eine Kreuzung aus Frischling und Chamäleon zu werfen – dachte er an seine heimliche Jugendliebe Hannelore Redlingshöfer. Ob Hannelore heute einen Fettsack zum Mann hatte? Wer weiß?                                                                           
    Gustav, das Stummelschwanzchamäleon grübelte weiter. Bald würde er diesen Spöttern und Besserwissern zeigen, wozu er wirklich fähig war. Der Plan stand. War schon mit seinem Partner in allen Details besprochen. Die ständige Bevormundung durch seinen Schwiegervater würde bald ein Ende finden. Bald würde er sein eigener Unternehmer sein. Das erste Projekt war auch schon identifiziert. »Biogas« hieß das Zauberwort. Bald würde es soweit sein. Bald würde er das schnarchende Hängebauchschwein in die Wüste schicken. Der Hängebauchbuddha mit dem Tomatenkopf konnte ihm dann ebenfalls den Hobel blasen.
    Doris schmiss sich im Bett herum. Der Lattenrost knarzte und stöhnte. Dann setzte wieder die schnarchende Kettensäge ein, nun einen Gang tiefer.
    Das männliche Stummelschwanzchamäleon der Gattung Chamaeleonidae Waiblingensis packte seine Bettdecke und verließ das gemeinschaftliche Schlafzimmer. Es zog sich zum Schlafen in sein Arbeitszimmer zurück.

Geschäfte

    Zwei Kilometer östlich der südfinnischen Stadt Hölliken Kölliken lief die riesige Papierfabrik auf Volllast. Ihre Rohstoffe erhielt sie aus den riesigen, nahezu unerschöpflichen Wäldern des finnischen Nordens. Das Geschäft lief hervorragend.
    Jetzt, Mitte Oktober, hatte das Management seine Jahresziele bereits übertroffen. Der Umsatz lag bereits fünfzehn Prozent über dem Vorjahresniveau. Im operativen Ergebnis hatte die Firmenleitung das Vorjahresergebnis sogar um zwanzig Prozent übertroffen und somit das diesjährige Planergebnis gar um dreiundzwanzig Prozent überschritten. Die laufenden Auftragseingänge stagnierten allerdings etwas und blieben hinter der Erwartungshaltung zurück. Also beschloss die Firmenleitung, den noch hohen Auftragsbestand teilweise in das neue Geschäftsjahr zu schieben. Man konnte es sich leisten, da sich ein weiterer, unvorhersehbarer Glücksumstand ergeben hatte. Das gesamte Klimaanlagensystem des Konzerns sollte auf umweltfreundliche Kühlmittel umgestellt werden. Dies hätte eine millionenschwere Investition, sowie deutliche höhere Betriebskosten bedeutet. Durch glückliche Umstände war es dem Vorstand doch noch gelungen einen Lieferanten für das zwischenzeitlich verbotene Kühlmittel R 12 zu finden. Anlass genug, die geplante Modernisierung des Klimaanlagesystems um Jahre zu verschieben und Investitionen, wie auch Betriebskosten einzusparen. Zudem hatte der Lieferant der verbotenen Kühlmittel in einem kleinen mittelfränkischen Kaff in Aussicht gestellt, jederzeit unbegrenzte Mengen an R 12 nachliefern zu können. Grandios, einfach toll! Nicht ganz koscher die ganze Angelegenheit, aber eben hoch profitabel. Wo kein Kläger, da kein Richter! Die Einsparung der Investition und das gute laufende, operative Ergebnis erlaubten darüber hinaus noch ein paar andere Tricks aus der Managementkiste.
    Die Papierfabrik, welche mit einem diesjährigen Ausstoß von gut einer Million Tonnen CO2-Schadstoffen geplant hatte, konnte es sich aufgrund der guten Geschäftslage leisten, in diesem Geschäftsjahr weniger Papier zu produzieren. Dadurch konnte das Management frei werdende CO2-Emissions-zertifikate verkaufen. Der Beschluss der deutschen Regierung, aus der Atomenergie auszusteigen, hatte den Wert der Zertifikate je Tonne kurzfristig nach oben getrieben. Klar, die deutschen Energieerzeuger mussten künftig wieder stärker auf die Nutzung fossiler Energieträger zurückgreifen, um die Republik mit ausreichend Energie versorgen zu können. Das trieb den Preis der handelbaren Emissionszertifikate deutlich nach oben. Hölliken Kölliken konnte einen Spitzenpreis von derzeit knapp zwanzig Euro je Zertifikat und Tonne erzielen. Tendenz steigend. E.on und RWE hatten für die Tonne Schadstoffausstoß bereits hundert Euro in ihren Bilanzen rückgestellt. Jedenfalls spülte die Verkaufsaktion fast 30

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