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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Dankbar
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Stadt mit ihren knapp 13.000 Einwohnern war die Kathedrale von imposanter Größe, vielleicht lag es an der historischen Bedeutung von Astorga. Anders als in León und in Burgos war dieses Kirchengebäude in keinem besonders guten Zustand, es sah sehr renovierungsbedürftig aus. Hier standen wahrscheinlich nicht im gleichen Umfang Gelder für Restaurierungszwecke zur Verfügung.

    Viele der ehemals bunten Glasfenster waren durch einfaches Glas ersetzt worden.
    Auch die Steinarbeiten hatten augenfällig gelitten, das Gotteshaus bestach dennoch durch drei platereske Portale, einen wunderschönen Hauptaltar und ein wieder von Juan de Colonia geschnitztes Chorgestühl. Es herrschte eine wohltuende Stille, nur wenige Touristen waren im Gebäude.
    Wie so oft nutzte ich die Zeit, um mich für ein paar Minuten zu besinnen und für mich Andacht zu halten. Ich dankte Gott, dass mein erster Tag
    Eines der kunstvollen Portale der Kathedrale in Astorga nach der Pause problemlos abgelaufen war. Ich betete für mein sicheres und gesundes Weiterkommen und auch für die, die mir in den Sinn kamen oder mir ein Anliegen mit auf den Weg gegeben hatten. In diesen Momenten dachte ich viel an Gu, meine Eltern und meine Geschwister, an meine Freunde, insbesondere an meine Freundin Petra. Sie war an Leukämie erkrankt und hatte diese überstanden, aber an den schweren Nebenerscheinungen leidet sie noch immer und diese beeinträchtigen ihr Leben sehr. Wie sehr wünschte ich mir ihre Genesung oder eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation.
    Am Morgen war ich schon mit Daniel, dem Schweizer, in einer kleinen Kirche am Rande der Altstadt eingekehrt, um für eine kurze Zeit innezuhalten. Ich war froh, dass wir jetzt wieder Ortschaften durchliefen, deren Kirchen geöffnet waren. Was ist ein Pilgerweg, ohne die Möglichkeit zwischendurch ein Gotteshaus aufzusuchen?
    Der Palacio Episcopal war bemerkenswert. Als Bischofssitz geplant entstand er nach den Entwürfen von Antonio Gaudí, einem der berühmtesten Architekten Spaniens. Sein moderner Stil und die Verwendung von Glaskeramiken machten ihn bereits zu seiner Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, berühmt. Die Glaskeramiken im Inneren des Palastes, der heute Museum ist und nicht mehr Bischofssitz wurde, waren wirklich überwältigend. Ich fühlte mich durch die Keramikfliesen an den maurischen Stil der Alhambra in Granada erinnert. Von außen hatte das Gebäude etwas Unwirkliches, Märchenhaftes. Es sah aus wie eine Burg aus Disneyland.
    Der Abend war bunt, gemütlich, gesellig und lustig. In der Wohnküche herrschte ein wuseliges Durcheinander. In der einen Ecke kochte ein Pärchen, das sich hier auf dem camino kennen gelernt hatte. Er war Italiener und wollte ihr, der Ungarin, zeigen, wie man frische Gnocchi zubereitet. Logisch schauten wir ihm dabei alle zu, später durften wir auch probieren. Sie waren köstlich. Katrin und ich hatten Ute zum Essen eingeladen. Die kleine Ute war wie immer als eine der Letzten eingetrudelt. Ute hatte immer alle Zeit der Welt, was auch stimmte. Gemeinsam schnitten wir Paprika, Tomaten, Zwiebeln sowie Schinken in feine Streifen beziehungsweise Würfel für unsere scharfe Tomatensoße. Wenig später sprudelten die Spaghetti im kochenden Wasser. Am Tisch saßen bereits einige und aßen. Lisa, eine junge Frau aus München, die in den nächsten Tagen in Sandalen laufen wollte, weil ihre Füße so wehtaten; Maciej, ein junger Pole, der in Berlin lebte; Gert, der sächsische Fahrradfahrer und Andre, ein Berliner Weltenbummler. Er war nur zufällig auf seinen Reisen quer durch Europa auf den Jakobsweg gestoßen und wollte sich nun das Ganze einmal anschauen. Vor allem durch ihn hatte unsere Tischrunde eine Menge Spaß. Er nahm nichts ernst, sondern nahm alles auf die Schippe. Zu dem hockte er mit weißem Hemd, Krawatte und einer Melone auf dem Kopf bei uns in der Küche. Er gestand sogar, dass er einen Anzug im Gepäck habe: »Man müsse ja schließlich auf der Reise für alle Eventualitäten gerüstet sein.« Einige Tage war er immer wieder im Schlepptau von anderen jungen Pilgern zu sehen, doch dann verschwand er spurlos, weil er auf den ganzen Pilgerkram, so wie er sich ausdrückte, keine Lust mehr hatte. An diesem Abend sollten wir ihm alle unsere Adressen geben oder zumindest die Mailadressen. Ungefähr drei Monate nach meiner Rückkehr schrieb er mir aus Griechenland mit der Bitte, ihm doch Geld zu schicken und ihm unter die Arme zu greifen, da er momentan

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