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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Die offizielle Erklärung für ihren Tod lautete Cholera. Aber ich wusste es besser. In einer Vision hatte ich meine Mutter sterben sehen, gejagt von einem dunklen Geist aus einer anderen Welt, einem grässlichen Gespenst, das ihre Seele stehlen wollte, hätte sie sich nicht im letzten Moment selbst das Leben genommen.
    Es war meine erste Vision, doch nicht die letzte. Von meiner Mutter hatte ich eine Zauberkraft geerbt, einesteils ein Geschenk, andernteils ein Fluch. Hier in Spence habe ich von meiner Bindung an eine Welt jenseits der unseren erfahren, einer Welt mit einer außergewöhnlichen zauberischen Kraft, genannt das Magische Reich.
    Jahrhundertelang hatte eine mächtige Gruppe von Priesterinnen über das Magische Reich geherrscht, die sich der Orden des aufgehenden Mondes nannte. Gemeinsam benützten diese Frauen die Magie des Reichs, um den Seelen der Verstorbenen zu helfen, ihren Frieden zu finden und über den Fluss ins Jenseits überzusetzen. Mit der Zeit wuchs ihre Zauberkraft und wurde immer mächtiger. Sie konnten fantastische Illusionen erzeugen und Menschen sowie Ereignisse auch in der Welt der Sterblichen beeinflussen. Aber ihre höchste Pflicht war es, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse innerhalb des Magischen Reichs zu bewahren. Denn es gibt dort viele verschiedenartige Wesen, und eine bestimmte Gruppe – die dunklen, böswilligen Geister der Winterwelt – wollte um jeden Preis die Kontrolle über die Magie erlangen, um so die Herrschaft über das Magische Reich und womöglich auch über unsere Welt an sich zu reißen. Zur Sicherheit bannte der Orden die Magie in einem Kreis von Kristallen – Runen –, deren Siegel niemand erbrechen konnte. Nur die Priesterinnen selbst konnten sich noch der Magie bedienen. Unter den anderen Wesen des Magischen Reichs, den verschiedenen Völkern und Clans, wuchsen Enttäuschung und Verdruss. Sie alle wollten die gleichen Rechte und ihren Anteil an der Magie.
    Sogar die Verbündeten des Ordens wurden mit der Zeit unzuverlässig. Um das Magische Reich zu schützen, hatte der Orden einst ein Bündnis mit der Bruderschaft der Rakschana geschlossen. Diese Männer hüteten das Gesetz und wachten über die Priesterinnen. Sie waren auch deren Liebhaber. Aber auch sie waren zunehmend erbittert über den Machtanspruch des Ordens und dessen alleinige Kontrolle über die Magie.
    Und so war es immer und ewig weitergegangen: Alle Seiten stritten sich um den Besitz der Magie – bis zu dem Feuer vor fünfundzwanzig Jahren. In jener Nacht brachten meine Mutter und ihre beste Freundin den dunklen Geistern der Winterwelt ein Opfer dar – ein kleines Zigeunermädchen –, im Austausch gegen Zauberkraft. Aber etwas ist dabei schiefgegangen. Sie brachten das Kind versehentlich um, deshalb war seine Seele für die Winterwelt verloren und die dunklen Geister gingen leer aus. Wütend forderten sie daraufhin das Leben der beiden Mädchen selbst. Um meine Mutter und Sarah zu retten, opferte Eugenia Spence, die Gründerin von Spence, sich selbst den Geistern der Winterwelt, um für die schreckliche Tat der Mädchen zu bezahlen. Als letzten Gruß warf sie meiner Mutter das Amulett zu. Eugenia schloss das Magische Reich, versiegelte es, sodass niemand mehr hinein- und herauskonnte, bis eine mächtige Priesterin geboren würde, die das Magische Reich wieder öffnen könne und den Lauf der magischen Welt neu bestimmen würde.
    Dieses Mädchen bin ich. Und niemand scheint darüber glücklich zu sein. Der Orden findet, ich sei eigensinnig und dumm. Die Rakschana halten mich für gefährlich. Sie haben einen von ihnen, einen jungen Mann namens Kartik, ausgeschickt, um mich zu beobachten, mich davon abzuhalten, das Magische Reich zu betreten. Als das nichts nützte, befahlen sie ihm, mich zu töten. Stattdessen verriet er seine Bruderschaft und rettete mein Leben, um den Preis, dass ein solcher auf seinen eigenen Kopf ausgesetzt wurde.
    Ob es ihnen passt oder nicht, Tatsache ist: Ich bin diejenige, die imstande war, das Magische Reich wieder zu öffnen, und bis jetzt kann niemand ohne meine Hilfe hinein. Ich war es, die das Siegel, das die Magie verschlossen hatte, erbrochen hat, indem ich die Runen zertrümmerte. Und ich war es, die die Quelle der Magie gefunden hat, an einem geschützten Ort, genannt der Tempel. Im Tempel habe ich mit Circe gekämpft, der Widersacherin meiner Mutter und einer Feindin des Ordens, um die Magie zu bewahren. Dabei habe ich Circe getötet und die Magie an

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