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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Überwachungskamera ausgeschaltet haben. Weil ja nur Sie an die Anlage drankommen. Das heißt: Wenn Sie einen Funken Hirn haben, werden Sie die Anlage nicht ausschalten, sondern das Kabel durchschneiden, damit man meint, dass es jemand anders war.«
    Raubert konnte Mikes Argumenten nichts entgegensetzen. Also schwieg er.
    »Was war das für ein Papier, das Ihnen Frau Lohwerk gezeigt hat?«
    »Das geht niemand was an.«
    »Das geht uns verdammt viel an. Es sieht nämlich so aus, als hätten Sie Frau Lohwerk umgebracht. Da geht uns alles was an.«
    »Ich war’s aber nicht!«
    »Warum dann dieses Geheimnis um das Papier?«
    Raubert schwieg.
    Janette hatte die Vergrößerung eines Standbildes auf dem Bildschirm. Der Ausschnitt zeigte das Papier, das Lohwerk Raubert gegeben hatte. Es war sehr verschwommen. Was immer auf dem Blatt stand, es war nicht zu lesen. Wallner saß in seiner Ecke und verfolgte schweigsam das Gespräch und Janettes Bemühungen, dem Standbild mittels eines speziellen Programms Schärfe einzuhauchen. Sein Handy klingelte leise. »Vera? … Ich ruf dich gleich zurück.« Wallner stand auf und verabschiedete sich. »Also Kinder – haut rein. Wenn ich am Dienstag wiederkomme, ist der Fall gelöst.«
    »Wenn du noch ein paar Tage dranhängen willst – tu dir keinen Zwang an«, sagte Mike und lächelte Wallner listig zu.
    »Mal sehen. Ach übrigens – ihr solltet euch das Video noch mal an der Stelle anschauen, an der die beiden miteinander reden. Oberer Bildrand.« Wallner verließ das Büro.
     
    Vera war inzwischen in München bei der Mutter ihres Ex-Mannes Christian. Wallner ging auf den Gang vor dem Vernehmungszimmer und rief sie an.
    »Entschuldige. Aber ich war gerade in der Vernehmung von Herrn Raubert.«
    »Ist das dieser widerspenstige Zwerg von heute Nachmittag?«
    »Ja, der mit der Leiche im Wagen.«
    »Und? War er’s?«
    »Keine Ahnung. Aber er lügt wie gedruckt. Wie sieht’s aus? Fahren wir noch zum Gardasee?« Durch die großen Fenster sah man die letzten Strahlen der Abendsonne auf dem Parkplatz. Zwischen den Autos lief ein Mann im T-Shirt. Wallner fröstelte bei dem Anblick, hoffte aber, morgen auf der Hotelterrasse im leichten Sommerhemd zu frühstücken.
    »Willst du wirklich fahren?«
    »Das haben wir doch besprochen.«
    »Ich möchte aber nicht, dass du fährst, weil wir das besprochen haben.«
    »Ich will fahren, weil ich mit dir an den Gardasee will, okay?«
    »Ich weiß.«
    »Aber?«
    »Wenn wir jetzt fahren, wird dein Kopf in Miesbach bleiben. Und wenn du von Italien aus anrufst, hast du ein schlechtes Gewissen. Und wenn du es nicht tust, bist du unruhig, weil du es nicht unter Kontrolle hast.«
    »Vera …«
    »Nein, hör zu: Ich versteh das. Klar wollten wir über Ostern wegfahren. Aber jetzt ist dieser Mord dazwischengekommen. Das ist nun mal der Job.«
    »Unsinn. Mike macht das genauso gut wie ich.«
    »Das glaubst du nicht wirklich.«
    »Natürlich nicht. Aber es bringt nichts, wenn ich mich für unentbehrlich halte.«
    »Du hältst dich aber für unentbehrlich.«
    »Ich
bin
unentbehrlich. He – warum machst du dir solche Gedanken über meinen Seelenzustand?«
    »Weil ich dich liebe. Und weil ich dich ganz für mich haben will, wenn wir Urlaub machen.«
    Wallner überlegte und gestand sich ein, dass Vera recht hatte. Aber da war noch etwas anderes. »Wieso habe ich das Gefühl, dass du selber gar nicht fahren willst?«
    »Will ich auch nicht. Weil ich denke, dass wir nicht viel davon haben werden.«
    »Nein, nein. Da ist noch was anderes. Hat das was mit Christians Mutter zu tun?«
    »Nur bedingt. Christian …« Sie zögerte.
    »Ja?«
    »Christian geht’s mal wieder ziemlich schlecht und seiner Mutter nicht viel besser. Psychisch jedenfalls. Wenn wir ohnehin nicht fahren, würde ich bis morgen in München bleiben und mich um Edith kümmern. Aber wir können auch fahren. Für mich kein Problem. Die Frau ist nicht mehr meine Schwiegermutter. Ich hab da keinerlei Verpflichtungen.«
    »Es ist eh schon spät. Dann lass uns heute noch hierbleiben.«
    »Ist das wirklich okay für dich?«
    »Ja. Kein Problem.«
    »Ich meine, dass ich mich um die Mutter von meinem Ex kümmere? Du musst wirklich sagen, wenn’s dir auf die Nerven geht.«
    »Mir macht das nichts aus. Ich hab mit der Frau ja nichts zu tun.«
    »Du würdest es mir sagen, wenn’s dich nervt, oder?«
    »Ja. Und wir sollten jetzt besser auflegen, bevor unser Gespräch anfängt zu nerven.«
    »Von mir aus

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