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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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dem Kopf gegen den Türstock des Badezimmers prallte und im Zubodensinken das Telefontischchen mit sich riss. Kreuthner liefen die Tränen aus den Augen, während er von einem Lachkrampf geschüttelt auf dem Boden saß und mit einem sägend-röhrenden Geräusch versuchte, Luft in seine Lungen zu saugen.
    Als sich die Beteiligten nach einigen Minuten beruhigt hatten, fiel auf, dass die Brautleute immer noch auf dem Boden lagen. Aus dem Ohr der Braut lief Blut auf das Hochzeitskleid, und es wurde leise um den Laptop. Kreuthner fingerte sein Handy aus dem Sakko und tippte 1-1-2 ein.
    Kurz darauf sah man zwei Sanitäter und einen Notarzt an den beiden Opfern arbeiten. Sigi kam auf Ansprache durch den Notarzt zwar zu Bewusstsein, sah aber, soweit man den Gesprächsfetzen entnehmen konnte, doppelt, worauf der Notarzt einen Schädelbasisbruch diagnostizierte. Den Grund für die Fraktur konnte ihm Sigi nicht mehr nennen. Sie wurde wieder ohnmächtig. Die jungvermählten, bewusstlosen Eheleute wurden vorsichtig auf Tragen verladen. Als man die beiden hinausgeschafft hatte und der Flur wieder leer war, hörte man die Worte: »Wartets unten auf mich. Ich muss noch kurz aufs Klo.« Dann erschien der Notarzt im Bild. Kurz darauf musste ein weiterer Notarztwagen angefordert werden. Zum Glück für alle Beteiligten hatte die letzte Kollision gut sichtbare Blutspuren an der Scheibe hinterlassen, weshalb sich die Zahl der Opfer letztlich in Grenzen hielt.
    Während Kilian Raubert am nächsten Tag mit einer Beule entlassen werden konnte, verbrachte Sigi die Flitterwochen im Krankenhaus.

Kapitel 9
    K ilian Raubert, der immer noch seine Skihose trug, sah in die Runde, in Erwartung angemessener Empörung und Bestürzung auf den Gesichtern seiner Zuhörer. »So. Und jetzt san Sie dran. Sie«, er deutete auf Mike, »an meiner Stelle – hätten Sie den Wagen aufgemacht?«
    Kreuthner imitierte hinter Rauberts Rücken mit der Hand einen auf- und zugehenden Mund.
    »Na ja – vielleicht nicht«, sagte Mike. »Aber es fragt sich, ob das der einzige Grund war. Wollen Sie übrigens einen Anwalt?«
    »An Anwalt? Wieso das denn?«
    »Sie sind im Augenblick unser einziger Verdächtiger. Was glauben denn Sie, was Sie sind, wenn Sie eine Leiche spazieren fahren?«
    Raubert blickte panisch um sich. »Nein, jetzt hören S’ amal auf. Des is a Irrtum. Ich hab die Frau da net reingetan.«
    »Und auch net … ermordet?«
    »Natürlich nicht. Des is doch …« Raubert fehlten die Worte.
    »Wie kommt dann die Leiche in Ihren Wagen?«, sagte Janette.
    »Das weiß ich nicht. Irgendwer hat sie da reingetan.«
    »Sie haben keine Vermutung, wer das gewesen sein könnte?«
    Raubert schüttelte den Kopf.
    »Wer hat den Wagen zuletzt gefahren?«
    »Ich. Gestern Nachmittag. Die Möbelgarnitur hätten wir nach Kiefersfelden fahren sollen. Aber die Inntalautobahn war wegen am Unfall dicht. Da haben wir gesagt, wir liefern’s am Samstag.«
    »Sie haben den Wagen auf dem Parkplatz Ihrer Spedition abgestellt?« Mike übernahm die Vernehmung wieder.
    »Ja. So um siebzehn Uhr.«
    »Ich nehme an, Sie haben den Laderaum abgeschlossen.«
    »Das Schloss ist kaputt. Das kann man nicht mehr zusperren.«
    »Das heißt, die Tür war die ganze Nacht offen?«
    »Ja.«
    »Ziemlich leichtsinnig, oder?«
    »Ich bin noch nicht dazugekommen, das Schloss auszuwechseln. Außerdem bricht keiner in an Lieferwagen ein, der wo nachts auf am Parkplatz von einer Spedition steht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil da normalerweise nix drin is. Der Wagen kommt zurück auf den Parkplatz, wenn das Frachtgut ausgeliefert ist.«
    »Na gut. Theoretisch konnte also in dem Zeitraum von gestern siebzehn Uhr bis heute Nachmittag sechzehn Uhr jeder den Wagen öffnen.«
    Raubert nickte.
    »Kennen Sie die Tote?«
    »Sicher. Hanna Lohwerk. Die hat jeder in Hausham gekannt. Mit dem Gesicht …«
    »Haben Sie mit ihr zu tun gehabt?«
    Raubert zögerte. »Was meinen Sie mit ›zu tun gehabt‹?«
    »Waren Sie mit ihr befreundet? Hatten sie privaten Kontakt?«
    »Nein …«
    »Sie zögern?«
    »Nein. Überhaupts net. Ich hab die Frau nur vom Sehen gekannt.«
    In diesem Augenblick klingelte ein Handy. Der Ton kam aus der Ecke, in der Wallner saß. Der griff mit einer entschuldigenden Geste in die Innentasche seiner Daunenjacke und zog sein Handy hervor. Er sah auf das Display und sagte: »Oliver!« Das Telefonat war kurz. Wallner blickte zu Raubert, während er in den Hörer lauschte. »Alles klar. Danke.« Dann

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