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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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mehr in Frage. Insofern hatte sich die Geschichte eh erledigt. Aber unterm Strich musste man sagen: Es war halt schon eine menschlichere Zeit gewesen damals. Kreuthner jedenfalls dachte mit viel Wehmut daran zurück.
    Im Augenblick war Kreuthner auf fatale Weise von Wallner abhängig. Denn der war der einzige Zeuge des Wettrennens mit Kilian Raubert – mal abgesehen von Wallners Freundin. Leider war Wallner keiner, der unter die Kategorie »Spezl« fiel. Kein schlechter Kerl. Aber wenn es darum ging, fünfe gerade sein zu lassen, nicht zu gebrauchen. Trotzdem – auch Wallner hatte so was wie ein Herz. Deswegen konnte es nicht schaden, wenn Kreuthner ihm einen kleinen Gefallen tat.
    Zunächst musste sich Kreuthner einen Durchsuchungsbeschluss besorgen. Natürlich nicht wie die Kollegen von der Kripo, die es erst dem Staatsanwalt sagen mussten, und der bekam den Beschluss dann vom Untersuchungsrichter. Solche Beziehungen hatte Kreuthner nicht. Aber er kannte die Podgorny Monika. Die war Schreibkraft beim Amtsgericht in Miesbach, und Kreuthner wusste um deren Schwäche für die spanische Vanilletorte der örtlichen Konditorei.
    »Du Moni«, sagte Kreuthner, während die mit seligem Blick das zweite Stück Torte verzehrte, »du musst mir an Gefallen tun.«
    »Jeden«, sagte Monika und nahm einen Schluck Cappuccino. »Was brauchst denn?«
    »Mir wollen wem an Streich spielen.«
    »Mei – er oiwei! Nur an Schmarrn im Kopf«, lachte Monika.
    »Kennst mich ja. Jedenfalls brauch ich dafür einen Durchsuchungsbeschluss. Du hast die doch im Büro im Computer.«
    »An Durchsuchungsbeschluss?« Monikas Heiterkeit verflog.
    »Ist doch bloß a Gaudi. Und dafür muss es echt ausschauen. Ich bin halt Perfektionist.«
    »Das kann man wohl sagen. Die G’schicht mit der Glasscheib’n – mein lieber Herr Gesangsverein.«
    »Ja du hast doch am dreckertsten g’lacht.«
    »War ja auch lustig, wie sie die Pirouett’n draht hat.« Die Erinnerung an die Szene ließ Monika in ein raspelartiges Lachen von beträchtlicher Lautstärke verfallen, dem der bayerische Ausdruck »g’schert« nur annähernd gerecht wurde.
    »Du und deine Gartenschlauchlache«, scherzte Kreuthner.
    »Gartenschlauch?«
    »Lang und dreckert!«
    Monikas darauf folgender Heiterkeitsausbruch hätte jedem Fischweib zur Ehre gereicht.
     
    »Begründung müss ma auch reinschreiben.« Monika hatte Namen und Adresse ausgefüllt. Sie waren in ihrem Büro im Amtsgericht, das an diesem Karfreitag völlig verwaist war.
    »Da schreibst: Wegen Verdacht auf Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz, wo sich aus den Aussagen von mehreren Zeugen äh … ergibt.«
    »Meinst,
wo
ist richtig?«
    »Wieso? Wie sagst du denn?«
    »Ja, auch
wo
. Aber in so einem Beschluss sagen die irgendwie anders.«
    »Und wie?«
    »Keine Ahnung. Ich schreib doch bloß, was die diktieren.«
    »Dann lass es. Das passt schon. Und drunter: Dr. Leonhardt Kreuthner, Untersuchungsrichter.«
    »Das darfst fei auch nicht. Das mit dem Doktor.«
    »Das ist aber wurscht, weil ich darf’s weder mit noch ohne Doktor.«
    »Da hast auch wieder recht.« Sie hielt kurz inne und sah Kreuthner besorgt an. »Das gibt doch keinen Ärger, oder?«
     
    Auch Kreuthners junger Kollege Benedikt Schartauer hatte Bedenken, ob das rechtens wäre mit so einem Durchsuchungsbeschluss, der gar keiner war.
    »Der ist ja nur für den Fall, dass die sich anstellen, verstehst? Dass mir noch ein Druckmittel in der Hand haben.«
    »Wie war jetzt genau der Plan?«
    »Wir müssen rausfinden, was diese Frau Kienlechner mit dem Großvater vom Wallner zum schaffen hat. Und dafür …«
    »Wieso müssen mir das rausfinden? Steht da irgenda Straftat inmitten?«
    »
Inmitten
!? Wo hast denn des her?«
    »Von der Fortbildung ›Materielles Strafrecht‹ letzte Woch.«
    »Im Augenblick steht gar nix
inmitten
. Es geht darum, dass mir am Kollegen an Gefallen tun.«
    »Hat der Wallner gefragt, ob mir des für ihn machen?«
    »Nein. Hat er nicht.« Kreuthner wurde langsam ungeduldig. Schartauers Begriffsstutzigkeit war berüchtigt. Aber heute hatte er einen besonders lahmarschigen Tag. »Man kann einem Kollegen auch einen Gefallen tun, wenn der nicht danach fragt. Des is praktisch a vorauseilender Gefallen.«
    »Und wenn die uns net sagen, was mit dem Großvater war?«
    »Dann zieh ich den Durchsuchungsbeschluss aus der Tasche, und dann schauen wir uns a bissl um bei dene Koksnasen. Da wirst du staunen, wie die ’s Plaudern

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