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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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darf auf diesem Grundstück sein. Hier der Durchsuchungsbeschluss. Sie sind Dirk Henninger und Jana Kienlechner?«
    Die beiden jungen Leute wurden blass, starrten auf das Papier, das Kreuthner ihnen vors Gesicht hielt, und nickten.
    »Hier wohnt noch eine Silke Wokylak?«
    »Die … die ist heut in München«, stammelte Dirk Henninger.
    »So«, sagte Kreuthner. »Dann schauen mir uns mal um.«
    »Einen Moment«, sagte Jana Kienlechner und betrachtete mit argwöhnischer Miene den Durchsuchungsbeschluss. »Dr. Leonhardt Kreuthner – der ist Richter in Miesbach?«
    »Wenn er unterschrieben hat, wird’s wohl so sein«, sagte Kreuthner und war um ein lässiges Lächeln bemüht.
    »Seit wann ist der da? Den kenn ich nämlich gar net.«
    »San Sie schon so oft vor Gericht gestanden, oder wieso täten Sie jetzt alle Richter in Miesbach kennen?«
    »Ich hab bis vor drei Monaten als Anwaltssekretärin gearbeitet. Mir ham hauptsächlich Strafrecht gemacht. Ich kenn eigentlich alle Strafrichter in Miesbach.«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern.
    »Darf ich mal Ihren Polizeiausweis sehen?«
    »Was soll denn das jetzt?« Kreuthner lachte fassungslos. »Sie sehen doch, dass mir Polizisten san.«
    »Ich seh nur, dass Sie einen Durchsuchungsbeschluss von einem Richter dabeihaben, den ich net kenn und der anscheinend net amal an Hauptschulabschluss hat. Hier …« Sie wies auf die Beschlussbegründung. »›Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz, wo sich aus den Aussagen von mehreren Zeugen ergibt.‹ Erstens heißt es Straftaten
nach
dem Betäubungsmittelgesetz, zweitens heißt es
ergeben
und nicht
ergibt
. Und
wo sich ergibt
ist ja wohl Pidgindeutsch. Ich kenn keinen Richter, der so einen Unsinn schreibt.«
    »Das … das hat wahrscheinlich die Sekretärin geschrieben. Die können doch heut alle kein Deutsch mehr.« Kreuthner vermied den Blickkontakt mit Schartauer.
    »Sie wollten mir Ihren Ausweis zeigen.«
    Kreuthner wurde heiß unter der Dienstmütze. Er fingerte nervös den Ausweis hervor und hielt ihn Jana Kienlechner eine halbe Sekunde ganz nah vor die Augen.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »So schnell kann ich das nicht lesen.«
    Kreuthner hielt ihr den Ausweis länger hin.
    »Ihr Finger verdeckt genau den Namen.«
    Kreuthner tat erstaunt. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Zögernd bewegte er den Finger. Jana Kienlechner las den Namen, sah Kreuthner ungläubig an und verglich den Namen mit dem des Richters auf dem Durchsuchungsbeschluss. Kreuthner wog währenddessen fieberhaft seine Optionen ab.
    »Ich erwarte eine Erklärung, Herr Kreuthner. Ich kann aber auch gleich meinen früheren Arbeitgeber anrufen. Also – was wird das hier?«
    Kreuthner lachte und wandte sich an Schartauer. »Herrschaft! Jetzt hat sie’s doch gemerkt.« Er lachte Jana Kienlechner an. »War natürlich a Spaß.«
    »Ah so?«
    »Aber Ihnen kann man anscheinend nix vormachen. Super, wie Sie da reagiert haben. Hut ab, echt.«
    »Wenn Sie nicht in fünf Sekunden dieses Grundstück verlassen haben, werden Sie mich kennenlernen, Herr Kreuthner!«
     
    Sie fuhren zunächst schweigend auf den Feldweg, der vom Hof zur Straße führte.
    »In so einer Situation kommt’s drauf an, dass du flexibel bleibst. Hast des g’sehen, wie ich des g’macht hab? Innerhalb von einer Sekunde total umswitchen. Das musst können. Dann ist der Gegner so verwirrt, dass er sich gar nimmer auskennt.«
    »Mann! Die zeigt uns an!«, räsonierte Schartauer.
    »An Schmarrn macht die. Halt amal an.«
    Sie waren an die Stelle gelangt, wo der Feldweg in die Landstraße mündete. Auf einem Pfosten war ein amerikanischer Briefkasten angebracht, der die Namen der drei Bewohner des alternativen Anwesens trug. Büsche verhinderten von hier aus die Sicht auf das Haus. Kreuthner stieg aus dem Wagen und ging zu dem Briefkasten.
    »Was machst denn jetzt schon wieder? Lass den Blödsinn.«
    »Am End lassen die sich Drogen mit der Post schicken. Und dann hamma s’, die Dreckhammeln. Dann tun die uns nimmer ans Bein pinkeln.« Kreuthner war bereits dabei, den Inhalt des Briefkastens, der gestern offenbar nicht geleert worden war, zu untersuchen. Zunächst schien nichts Verdächtiges dabei zu sein. Doch mit einem Mal stutzte Kreuthner.
    »Was ist?«, wollte Schartauer wissen.
    Kreuthner hielt einen Brief hoch. »Die G’schicht hier wird noch interessant. Schau mal, was da draufsteht!«

Kapitel 24
    J ana Kienlechner sah mit einiger Fassungslosigkeit die beiden Polizisten aus dem

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