Karwoche
Sofia in ihren Wagen und fuhr fort. Der Mann sah ihr besorgt hinterher. Warum war sie nach all den Jahren zurückgekehrt? Hatte sie irgendeine Ahnung von den Dingen, die an Weihnachten passiert waren? Er beschloss, nicht in Panik zu verfallen. Aber eines war jetzt klar: Sofia Popescu war nicht zufällig hier.
Kapitel 26
M ike war im SoKo-Raum und erkundigte sich nach den Fortschritten der einzelnen Mitarbeiter. Oliver und Tina hatten Hunderte Spuren an der Leiche, im Lastwagen und in der Spedition von Raubert gesichert. Die DNA -Spuren wurden mit polizeilich gespeicherten Proben aus dem gesamten Bundesgebiet verglichen. Bislang ohne Ergebnis. Inzwischen hatte man außerdem von sämtlichen Mitarbeitern der Spedition, die nicht in den Urlaub gefahren waren, Speichelproben und Fingerabdrücke genommen. Es blieb einiges übrig, das nicht zugeordnet werden konnte. Man konnte davon ausgehen, dass die meisten Spuren von Kunden oder anderen Leuten stammten, die mit der Firma Raubert zu tun hatten.
Mehrere Mitarbeiter waren damit beschäftigt, nach Zeugen zu suchen, die in der Mordnacht etwas im Umfeld der Spedition beobachtet hatten. Ein Schichtarbeiter war um kurz nach zehn auf seiner abendlichen Joggingrunde am Speditionsgelände vorbeigekommen und hatte einen Wagen am Straßenrand gesehen. Der Wagen war ihm aufgefallen, weil dort gewöhnlich nur zwei Autos ohne Kennzeichen standen. Außerdem sei auf der Motorhaube kein Tau gewesen. Der Mann hatte daraus geschlossen, dass der Motor noch warm war. Ihm sei beim Joggen immer langweilig, fügte er entschuldigend hinzu, da gehe ihm eben so ein Schmarrn durch den Kopf. Bei der Frage nach dem Fabrikat des Wagens musste der Jogger passen. Nur dass es ein Geländefahrzeug war, wusste er, die Farbe braun, grün oder rot. Er sei rotgrünblind und könne einige Farben nicht genau voneinander unterscheiden. Weiß, schwarz, silber, blau und gelb könne er aber mit Sicherheit ausschließen. Tina hatte das Überwachungsvideo aus der Spedition ans LKA geschickt. Vielleicht war es möglich, den Typ des mysteriösen Wagens zu ermitteln, der sich langsam ins Bild geschoben hatte.
Am Ende seines Rundgangs wurde Mike von Wallner erwartet. Der teilte ihm mit, dass er ein paar Befragungen im Umkreis der Familie Millruth vornehmen wolle.
»Glaubst, dass wir da geschlampt haben?«
»Ich glaube, Tischler wollte die Sache damals durchpeitschen. Die Leitung der Staatsanwaltschaft in Traunstein war neu zu besetzen. Da hat er sich wohl Hoffnungen gemacht.«
»Die Sache war aber auch für mich ziemlich klar.«
»Schon. Aber du hättest noch ein paar Ermittlungen mehr angestellt, wenn Tischler dich gelassen hätte. Zum Beispiel die Therapeutin des Opfers vernommen.«
»Hätte das was gebracht?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich weiß jetzt, dass an der Sache irgendwas faul ist. Die haben nach der Entdeckung der Leiche über eine Stunde gewartet, bis sie die Polizei angerufen haben. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass der Mord an Hanna Lohwerk eine Verbindung zu der Weihnachtsgeschichte hat.«
»Das glaube ich inzwischen auch. Die Lohwerk hatte vor ihrem Tod doch intensiven E-Mail-Kontakt mit dieser Sofia Popescu.«
»Die Rumänin, die der Kreuthner kontrolliert hat?«
»Genau. Raubert hat uns erzählt, dass die vor zwölf Jahren schon mal hier war. Als Au-pair. Und jetzt rat mal, bei wem.«
»Doch nicht bei den Millruths?«
»Aber ja. Nur gefunden haben wir sie noch nicht.«
»Aber ich«, meldete sich Kreuthner, der gerade gekommen war.
»Ach, der Kollege Kreuthner. Sag mal – was treibst du da eigentlich?«
»Das is alles sehr kompliziert zum erklären. Das mit dem Durchsuchungsbeschluss war vielleicht a bissl ung’schickt. Aber es hat auch keiner ahnen können, dass des Miststück mal beim Anwalt gearbeitet hat.«
»Er wollte mit einem gefälschten Beschluss eine Hausdurchsuchung durchführen«, wandte sich Mike an Wallner. »Und anscheinend hat er auch noch mit Doktor Leonhardt Kreuthner unterschrieben.«
»Geh Schmarrn«, sagte Wallner. »So blöd kann kein Mensch sein.«
Kreuthner starrte erst auf den Boden, dann, als das Schweigen unerträglich wurde, sah er Wallner an, zuckte mit den Schultern und lächelte gequält.
»Na gut«, seufzte Wallner. »Du hast diese Frau Popescu gefunden?«
»Jawoll. Und zwar hat die bei den Verdächtigen gewohnt, wo ich die Durchsuchung … also bei dieser Jana Kienlechner.«
»Wieso hast du mir das nicht gesagt? Dann hätt ich einen
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