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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Strafsachen auf dem Land. Nach vielen Jahren im Dienst der Gerechtigkeit hatte Jana Bilanz gezogen und festgestellt, dass ihre Kanzlei in der Hauptsache für Leute arbeitete, die betrunken Auto fuhren, Ausländer ausbeuteten, ohne sie bei der Sozialversicherung anzumelden, oder sich ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Drogen finanzierten, statt zu arbeiten. Gewiss, es hatte Fälle gegeben, in denen sie zu Unrecht Beschuldigten geholfen hatten. Aber es waren wenige Fälle gewesen. Jana wollte nicht ihr Leben damit verbringen, Kriminellen zur Seite zu stehen. Sie beschloss, ökologisch bewusst zu leben, sich so zu ernähren, dass weder Tiere noch Menschen zu Schaden kamen, und zusammen mit ihrem Freund Dirk maßgeschneiderte Surfbretter zu bauen. Ende des vergangenen Jahres hatte sie gekündigt und sich ganz dem Landleben zugewandt. Als an Weihnachten Leni Millruth starb, hatte Jana an Sofia gedacht und ihr schreiben wollen. Doch Sofia hatte mittlerweile eine neue E-Mail-Adresse. Die hatte sie Jana vor einiger Zeit zwar mitgeteilt, aber Jana hatte die Mail gelöscht, ohne die Adresse zu sichern. Sie nahm sich vor, Sofias neue Adresse herauszufinden, schob die Ausführung dieses Vorhabens aber so lange vor sich her, bis sich im März überraschend Sofia selbst meldete. Sie hatte durch Hanna Lohwerk von Lenis Tod erfahren und wollte nach Deutschland kommen. Nach einigem Hin und Her war die Wahl auf das Wochenende vor Ostern gefallen.
    »Hat sie gesagt, warum sie herkommen wollte?«
    »Es hatte mit dem Tod von Leni zu tun. Sie wollte natürlich ans Grab. Aber es gab auch irgendetwas, das sie aufklären wollte.«
    »Die Sache war doch geklärt. Wusste sie nichts von dem Prozess?«
    »Sie hielt es für möglich, dass man den Falschen verurteilt hatte.«
    »Wie kam sie darauf?«
    »Das hat diese Frau behauptet. Die mit dem verbrannten Gesicht, von der sie erfahren hat, dass Leni tot war.«
    »Hanna Lohwerk?«
    »Ja, Hanna. Das war, glaub ich, ihr Name. Sie hat Sofia gebeten, etwas mitzubringen.«
    »Was war das?«
    »Ein Plüschtier. Ein Lamm.«
    Mike sah etwas ratlos drein.
    »Es hatte Leni gehört. Sie hat es Sofia geschenkt, als die nach Rumänien zurückgegangen ist.«
    »Ich vermute, Sie wissen nicht, was es mit diesem Plüschtier auf sich hat?«
    Jana Kienlechner schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Ja. Es war ziemlich groß. So etwa.« Sie hielt die Hände etwas mehr als schulterbreit auseinander.
    »Äußerlich war nichts Besonderes zu erkennen?«
    Jana Kienlechner verneinte. »Die Farbe war allenfalls etwas ungewöhnlich für ein Lamm. Es war pink.«
    »Was wissen Sie über den Verbleib des Lamms?«
    »Sofia hat am Dienstag diese Hanna besucht. Soweit ich weiß, hat sie es bei ihr gelassen.«
    Mike konnte sich nicht erinnern, in Hanna Lohwerks Wohnung Plüschtiere gesehen zu haben. Auch die Spurensicherung hatte nichts erwähnt. »Wann ist Sofia Popescu wieder gefahren?«
    »Am Dienstag. Sie wollte sich mit jemandem treffen und dann zurückfahren, um Ostern mit ihrer Familie zu verbringen.«
    »Sie ist nie in Rumänien angekommen.«
    »Was … was heißt das? Ist ihr … was passiert?«
    Mike zuckte mit den Schultern. »Gab es irgendeinen Hinweis, wen sie treffen wollte?«
    »Es war wohl jemand, den sie von früher kannte. Aber wer …«
    »Vielleicht Kilian Raubert?«
    »Ich glaube, der wollte sie nicht mehr sehen. Seine Frau ist anscheinend ziemlich eifersüchtig.«
    »Vielen Dank, Frau Kienlechner, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Und entschuldigen Sie noch mal unseren etwas chaotischen Kollegen.«
    »Kein Problem. Aber vielleicht sollten Sie ihm mal eine Therapie spendieren. Er macht einen recht wirren Eindruck.«
    »Ich werde es höheren Ortes anregen.«
     
    Als Jana Kienlechner weg war, gingen Mike und Wallner gemeinsam durch, was sie in der Sache wussten.
    »Das Kennzeichen ist an alle Polizisten in Bayern durchgegeben worden. Aber von dem Wagen gibt’s keine Spur.«
    »Was ist mit Sofia Popescus Handyverbindungen?«
    »Rumänische Telefongesellschaft. Das kann dauern. Aber wir sind natürlich dran.«
    »Vielleicht ist dieses Plüschtier eine Spur.« Wallner sah nachdenklich auf die Akte des Mordfalls, die auf Mikes Schreibtisch lag.
    »Tja, ich hab mehr und mehr das Gefühl, dass du recht hast und es Zusammenhänge gibt.«
    »Sagtest du schon.«
    »Ich hab dir noch nicht alles gesagt.«
    Wallner wurde neugierig.
    »Die in München haben das Video bearbeitet. Der Wagen, der in

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