Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
den Wald gehst«, sagte Tofie, »die Hexen haben nämlich einen leichten Schlaf und viele Spione. Ihr solltet besser ein wenig schlafen und ausgeruht sein, wenn ihr den Wald passiert.«
Sebastian nickte.
»Ja«, sagte er, »einverstanden.«
Abends saßen sie vor dem Kamin auf runden Kissen mit Fellbezug, die mit Getreidekörnern gefüllt waren.
»Woher kommst du eigentlich, Sebastian?«, fragte Tofie. »Kennst du dich hier gut aus?«, fragte er weiter.
»Ich kenne Kanau und Assassin, die Hauptstadt vom Königreich Nebra – aus einem Buch, und ich kenne Xantia vom Hörensagen.«
Sebastian starrte in das gemütlich prasselnde Kaminfeuer.
»Das ist doch schon mal was«, sagte Tofie mit großen Augen.
Tofie lauschte aufmerksam, als er von Sebastian erfuhr, woher er und seine Freunde kamen. Sebastian erzählte alltägliche und technische Dinge aus seiner Welt. Tofie hatte so viele Fragen, dass Sebastian dachte, er würde heiser werden, wenn er alles alleine erzählen müsste. Doch zu seinem Glück löste Juana ihn schon bald ab.
»Aber jetzt zu dir, Tofie. Hast du schon immer hier gewohnt?«, fragte Sebastian.
»Ich bin im südlichen Valdonit in Ranaget geboren. Gewiss, klein ist sie, die Stadt, aber überwältigend schön, das muss ich zugeben«, erzählte Tofie. »Wie gefällt euch denn die Andere-Welt?«, fragte Tofie an Lars gewandt.
»Bis auf die tödlichen Gefahren, die uns dauernd verfolgen, gefällt es mir sehr gut hier«, antwortete er. »Auch haben wir hier – und anderswo - schon einige Schätze gefunden.«
»Schätze?«, fragte Tofie. »Meinen letzten Schatz habe ich vor etlichen Jahren gefunden - ein Wasserstein.«
»Was ist ein Wasserstein?«, fragte Niko.
»Der liegt jetzt draußen in meinem Brunnen und sorgt für frisches Wasser«, erklärte Tofie. »Was habt ihr gefunden?«, fragte Tofie und Sebastian entleerte seinen Rucksack.
»Bemerkenswert«, sagte Tofie, als er die goldene Kugel betrachtete. »O, wie wunderschön und einzigartig.« Tofie hielt das goldene Pferd in der Hand. Er legte es beiseite und griff nach dem kleinen Spiegel. »O, wie selten – ein sehr seltenes Stück«, sagte er. »Woher habt ihr den Vrengonit?«
»Den was?«, fragte Sebastian.
»Den Vrengonit hier.«
Tofie hielt Sebastian den magischen Spiegel vor die Nase.
»Sie sind nur noch selten zu finden«, erklärte er. »Du kannst in ihnen Bilder aus der Zukunft sehen, oder jemand kann mit dir aus großer Entfernung in Verbindung treten, wenn er ein Gegenstück hat, oder du kannst sie als Waffe einsetzen.«
»Wow, eine Spiegelwaffe«, staunte Niko. »Ist ja voll krass.«
Niko blickte zu Tofie, der ihn fragend ansah.
»Der Spiegel ist krass«, wiederholte Niko, »damit meine ich, dass er ein Hammer ist – er ist etwas ganz Besonderes.«
»Das ist er in der Tat, Niko. Mit dem richtigen Zauber kann er tödlich für deinen Feind sein.«
Tofie warf Sebastian mit seinen großen Glubschaugen einen erwartungsvollen Blick zu und gab ihm den Spiegel zurück.
»Du bist es also«, sagte Tofie.
Sebastian stutzte.
»Wer soll ich sein?«, fragte Sebastian.
»Der Befreier«, antwortete Tofie.
»Der Befreier? Ich verstehe nicht, Tofie«, sagte Sebastian.
»Du wirst uns von dem Übel, das unsere Welt heimgesucht hat, befreien«, erklärte Tofie. »Ja, du bist der Befreier«, sagte er wieder.
»Ich glaube, da musst du mich verwechseln«, gab Sebastian zurück.
»Ausgeschlossen, Sebastian.«
Tofie beugte sich leicht vor und seine großen Glubschaugen nahmen einen glänzenden Ausdruck an. Das Kaminfeuer warf ein flackerndes Licht auf Sebastians erwartungsvolle Augen.
»Du bist es«, hauchte Tofie, »das kannst du mir glauben, Sebastian.«
»Na, schön, Sebastian ist der Befreier dieser Welt«, sagte Niko, »dann wäre das ja hiermit geklärt.«
»Was ist hiermit geklärt?«, fragte Lars.
»Na, das Sebastian der Befreier ist, Dummkopf«, antwortete Niko.
»Lasst uns an diesem schönen Abend nicht streiten«, wandte Tofie ein. »Erzählt mir mehr von eurer Welt, bitte«, wandte er sich Sebastian zu.
»Juana kann das am Besten.«
Tofie wandte sich mit neugierigem Blick Juana zu. Er setzte sich im Schneidersitz auf das Kissen, streckte seinen Kopf leicht vor und lauschte.
Mit geübter Stimme begann Juana ihren Monolog.
Es schien so, als würde an diesem Abend eine neue Freundschaft entstehen - eine Freundschaft, die länger halten könnte, als nur für die Reise durch den Hexenwald - vielleicht war sie für die
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