Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
töten.«
Eine beunruhigende Stille trat ein, als der König und der Zauberer die Pforte durchschritten. Sebastian folgte ihnen – neugierig zu erfahren, was der König dem Zauberer befehlen würde.
»Ich werde keine Truppen gegen die Siedler anführen können«, erklärte der König, »das würde bei meinem Volk und bei den Königen meiner Nachbarländer nicht gut ankommen. Um meinen Plan zu verwirklichen, brauche ich dich, Acaton.«
Seufzend folgte der Zauberer dem König. Sie schritten einen prunkvollen Flur entlang. Während Sebastian dem König und dem Zauberer folgte, betrachtete er die wundervollen Gemälde – etliche Porträts und Landschaftsbilder schmückten die weiß gekalkten Wände. Sebastian berührte eine mannshohe Marmorsäule, auf der eine goldene Öllampe brannte. Dutzende dieser Säulen standen rechts und links entlang des Flures verteilt.
»Ich habe befürchtet, dass Ihr etwas Schlimmes von mir verlangen würdet«, jammerte Acaton.
Sebastian trat schnell an Acatons Seite und wartete gespannt darauf, was der König dem Zauberer befehlen würde. Der Traum wirkte so real auf Sebastian, dass er für einen Augenblick zweifelte, ob es überhaupt noch ein Traum war.
Der König blieb stehen und sah dem Zauberer direkt in die giftgrünen Augen. »Die Siedler sind meine Feinde. Sie besetzen mein Land und bringen eine Kultur hierher, die ich in meinem Königreich nicht dulden werde!«
»Was für ein fieser Mensch«, fluchte Sebastian und hielt sich die Hand vor den Mund, als Acaton sich ihm zuwandte.
»Was hast du, Acaton?«, fragte der König.
»Verzeiht mir, mein König, ich dachte, ich hätte etwas gehört.« Sebastian blickte direkt in Acatons giftgrüne Augen. »Aber ich glaube, ich habe mich geirrt, mein König«, sagte Acaton und wandte sich dem König zu.
Doch Sebastian kam es so vor, als hätte der Zauberer ihn gehört und den König angelogen. Acaton sprach gelassen und mit aller Höflichkeit weiter: »Was verlangt ihr von mir, mein König?«
»Die Siedler müssen vertrieben werden ...« Acaton lauschte, als er dem König in das finstere Gesicht blickte. »... ich habe heute einen Siedler bestraft, der es gewagt hatte, königliches Vieh von der Weide zu stehlen.«
»Ich habe gehört, dass der junge Mann das Tier erworben hatte«, sagte Acaton.
»So, hast du das, Zauberer?« Der König blieb stehen. »Wer hat dir das erzählt?«, wollte der König sofort wissen.
»Ich habe es auf dem Marktplatz gehört.«
»So, so, auf dem Marktplatz«, erwiderte der König, »dort wird viel Tratsch verbreitet ...«, winkte der König ab. »Der Siedler leugnete stundenlang trotz großer Qualen, die der Folterer ihm angetan hatte. Er bettelte um Gnade und um sein Leben – doch der Folterer stieß ihm letztendlich ein glühendes Eisen in sein gottloses Siedlerherz. Er war ein Dieb, Acaton ...«
Der König wirkte sichtlich zufrieden.
»... und ein Dieb muss bestraft werden, so will es das Gesetz!«
Acaton schwieg - sichtlich entsetzt, über die grausame Tat, die der König angeordnet hatte.
»Ich könnte dem Folterer befehlen, dir ...«
Der König vollführte eine Geste mit der linken Hand und wollte gerade weitersprechen, doch Acaton kam ihm zuvor: »Ich fürchte die Folter nicht. Also, macht mit mir, was Ihr ...«
»Aber, das hier fürchtest du, nicht wahr, Acaton?« Der König hielt Acaton das königliche Zepter unter die Nase. »Du bist so schweigsam. Was hast du, Acaton?« Der König senkte das Zepter. »Angst?«, fragte er.
»So mutige Worte von jemand, der doch so verletzlich zu sein scheint«, höhnte der König. »Acaton, du weißt, dass ich viele verschiedene Arten der Folter kenne, und eine ist bestimmt darunter, die du gewiss nicht ertragen würdest.«
Acaton senkte den Blick und verzog die Mundwinkel.
Der König richtete sich kerzengerade auf und ein grausames Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
»Ich denke, dies wird der geeignete Anreiz sein, um deinen Gehorsam zu erzwingen, Acaton.« Der König wandte sich einer Tür zu und zog sie an einem Metallring auf. Sebastian glaubte in der bösartig, schneidenden Stimme des Königs zu hören, dass ihm ein Menschenleben völlig bedeutungslos war.
Acaton erbleichte, als die Tür aufschwang und eine junge Frau mitten in der Halle kniete.
»Manju«, flüsterte Acaton entsetzt.
Sie war in Begleitung eines einzigen Wachsoldaten, der sie an den Handfesseln gepackt hielt.
»In deinen Augen lese ich, dass du mir den Tod wünschst,
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