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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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nur ab, Sie werden schon sehen. Außerdem steht Mr. Elder ja hinter Ihnen.«
    »Ja, und er drängt ganz schön.«
    Sie war jetzt an der Tür, öffnete sie und drehte sich zu ihm um. »Rendezvous in fünf Minuten«, sagte sie. »Egal, ob Sie fertig sind oder nicht.«
    Sie schenkte ihm ein unbekümmertes Lächeln und war weg. Aus dem Wohnzimmer ertönte der Klang eines Akkordeons. Madame Herault hörte Radio. Madame Herault, die bereits ihren Ehemann durch einen terroristischen Anschlag verloren hatte und deren Tochter jetzt möglicherweise in Gefahr war. Er erhob sich vom Bett und stellte sich vor die Frisierkommode, auf der das Hexen-Dossier lag. In der Hoffnung, dass es ihm Glück bringen möge, berührte er den Deckel des Dossiers.
     
    Zurück in ihrem Zimmer, betrachtete Dominique sich im Spiegel. Ihre Arbeitgeber hatten sie auf Michael angesetzt, weil sie hartnäckig war. Sie war dazu erzogen worden, unnachgiebig zu sein, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen – und ihr Ziel war gewesen, einen Auftrag zu bekommen. Sie wollte sich beweisen. Und wie konnte man das in einem Büro? Sie berührte ein gerahmtes Foto ihres Vaters. Er hatte sich auf den Straßen der Stadt bewährt, nicht hinter einem Schreibtisch. Er, dessen Leben von Terroristen ausgelöscht wurde, war ihr großes Vorbild und würde es immer bleiben. Und jetzt war sie hinter Terroristen her, hinter Leuten wie denen, die ihren Vater ermordet hatten. Sie konzentrierte sich auf diese Tatsache.
    Es machte ihr nichts aus, Abkürzungen zu nehmen oder ihren Arbeitgeber anzulügen. Sie erstattete ihm täglich Bericht über die Aktionen des britischen Agenten und darüber, wo er sich gerade aufhielt. Solange er sich in Frankreich befand, sollte sie sich an seine Fersen heften, mehr nicht. Sie wussten nicht, wie sehr sie Feuer gefangen, wie sehr diese als Hexe bezeichnete Frau sie in ihren Bann gezogen hatte. Es war, als ob sie für sämtliche Terroristen der Welt stünde. Dominique wollte noch näher an sie herankommen. Sie prüfte ihr Haar, ihr Gesicht, ihren Körper und lächelte. Sie wusste, dass sie gut aussah.
    Sie wusste auch, dass die Hexe und nicht sie die wirkliche femme fatale war.
     
    Während der vergangenen Tage in London hatte sie die meiste Zeit damit zugebracht zu beobachten. Manchmal war sie eine Touristin gewesen, mit einem Stadtplan in der Hand und mit nach oben gerichtetem Blick, um die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.
    Andere Male hatte sie eine geschäftige Büroangestellte gespielt, die im Strom anderer Büroangestellter dahineilte und gerade mal Zeit für einen schnellen Lunch in Form eines Take-away-Hamburgers hatte. Und sie war auch eine Arbeitslose gewesen, die stundenlang mit dem Kinn zwischen den angezogenen Knien an eine Wand gelehnt dagehockt hatte. Niemand hatte ihren unterschiedlichen Rollen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Für Passanten war die Touristin, die da auf der Victoria Street stand und in Richtung Westminster Abbey starrte, nur ein Hindernis, dem sie ausweichen mussten. Und als die Büroangestellte sich auf dem Platz zwischen Victora Street und Westminster Cathedral niederließ, um ihren Hamburger zu essen, hatte nur ein junger Mann versucht, sie anzubaggern. Doch ein einziges Kopfschütteln hatte gereicht, ihn zu verscheuchen.
    Und was die Arbeitslose anging, die blasse, erschöpft aussehende junge Frau – alle zogen es vor, sie zu ignorieren. Ein- oder zweimal wurde sie von Pförtnern und Polizisten aufgefordert, sich einen anderen Platz zu suchen. Einer der Polizisten hatte sie gefragt, wo sie wohne.
    »Lewisham.«
    »Dann verziehen Sie sich gefälligst dahin. Und hängen Sie nicht weiter in der Gegend um die Victoria Station herum. Wir kommen in einer Stunde wieder, wenn Sie dann noch da sind, nehmen wir Sie mit auf die Wache. Verstanden?«
    Sie rümpfte die Nase, nickte und hob ihre billige blaue Nylontasche auf. Als die Polizisten weitergingen, hatte sie Tränen in den Augen. Ein alter Mann drückte ihr aus Mitleid eine Einpfundmünze in die Hand. Sie nahm sie mit einem gemurmelten Dankeschön entgegen und schlürfte weiter zur Victoria Station, wo sie sich in einer der Toiletten umzog und ihre alte Kleidung zusammen mit der Nylontasche in eine Tasche besserer Qualität steckte. Dann entwirrte sie die Knoten in ihrem Haar, wusch sich das Gesicht und schminkte sich. Jetzt war sie wieder eine junge dynamische Städterin. In der Bahnhofshalle begegnete sie erneut den beiden Polizisten von vorhin und

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