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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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lächelte dem einen der beiden zu. Er erwiderte ihr Lächeln, drehte sich um und sah ihr nach.
    »Ich glaube, bei der hast du Eindruck gemacht«, sagte sein Kollege.
    »Manche Frauen können der Uniform einfach nicht widerstehen.«
    Die jungdynamische Städterin bummelte zurück zur Victoria Street, ging sie der Länge nach ab und machte nur an der Nummer 1 bis 19 vor dem Hauptsitz des Wirtschaftsministeriums Halt. Für einen Moment überkamen sie klaustrophobische Gefühle. Sie war nur fünf Minuten zu Fuß von den Houses of Parliament, Westminster Abbey, Westminster Cathedral, New Scotland Yard und dem Queen-Elizabeth-II-Konferenzzentrum entfernt. Zur Whitehall, zur Downing Street und sogar zum Buckingham Palace war es auch nicht viel weiter... So viele geeignete Ziele zur Auswahl. Eine wirklich gewaltige Sprengvorrichtung, und man könnte ein Riesenchaos heraufbeschwören.
    Es war bloße Spinnerei, ein Moment, in dem ihre Phantasie mit ihr durchging und ihr Dinge in den Sinn kamen, von denen durchgeknallte Anarchisten träumten – Anarchisten wie John Wrightson. Sie ließ den Moment vorübergehen und warf einen Blick auf ihre Uhr. Viertel vor sechs. Freitagabend. Die Wochenendevakuierung der Büros hatte um halb fünf begonnen. Pubs und Weinlokale würden sich füllen und die Vorortzüge aus allen Nähten platzen. Sie wusste nicht, warum, aber sie glaubte, noch zehn Minuten warten zu müssen. Der Gedanke herumzuhängen, gefiel ihr nicht, nicht in ihrer jetzigen Aufmachung. Aber wenn jemand sie ansprechen sollte, würde sie natürlich sagen, dass sie auf ihren Freund wartete, der im Wirtschaftsministerium arbeitete. Sie wirkte seriös und unverdächtig. Wippte mit den Füßen auf und ab. Sie wartete eben auf ihren Freund. Ein paar Drinks nach der Arbeit, dann essen gehen, vielleicht noch einen Film... nein, keinen Film. Sie wusste nicht, welche Filme gerade in welchen Kinos liefen. Essen gehen, in einem der kleinen Chinarestaurants in der Nähe des Leicester Square, und anschließend zu ihm nach Hause... der perfekte Start ins Wochenende.
    Noch fünf oder zehn Minuten. Sie hoffte inständig, dass sie ihre Beute nicht verpasst hatte. Es war unwahrscheinlich. Am ersten Tag, an dem die Hexe sie beobachtet hatte, hatte sie bis halb sieben gearbeitet, am Tag darauf bis Viertel nach sechs. An einem Freitag würde sie früher Schluss machen, aber nicht so früh. Sie bekleidete einen wichtigen Posten. Sie würde warten, bis alle anderen gegangen waren, und als Letzte das Haus verlassen, sich dabei vorbildlich fühlen; hinter ihr lag eine harte Arbeitswoche. Vielleicht hielt eine allerletzte Aufgabe sie noch auf. Möglicherweise hatte sie sich auch nicht gut gefühlt und war früher gegangen …
    Die Hexe hatte sich bei der Auswahl Zeit gelassen. Sie war wählerisch. Sie hatte sich zwei Fehlgriffe geleistet: Eine Frau, deren Figur und Gesicht perfekt gewesen waren, hatte in der Hierarchie noch zu weit unten gestanden. Die Hexe brauchte jemanden mit ein wenig Autorität, jemanden, dem die Sicherheitsleute Respekt entgegenbrachten. Eine andere Frau war ihr hochgestellt genug erschienen, aber eine zu auffallende Persönlichkeit gewesen, die Art Frau, die die Leute zur Kenntnis nahmen, sodass ihnen auch auffiele, wenn sie für ein paar Tage verschwand oder jemand anders mit ihrem Sicherheitsausweis wedelte.
    Apropos Sicherheit. An einem Tag war sie um die Mittagszeit in eines der Wirtschaftsministeriumsgebäude marschiert. Im Empfangsbereich hatte es ein paar Sitzgelegenheiten gegeben, außerdem war langweilig aussehende Lektüre ausgelegt, damit die Wartenden sich die Zeit vertreiben konnten. Ein Geschäftsmann hatte den Inhalt seiner Aktentasche durchgesehen. Ein junger Mann war aus einem der Fahrstühle getreten und hatte ihn gerufen. Die beiden hatten einander die Hände geschüttelt, dann hatte der junge Mann seinen Besucher am Empfangstresen eintragen lassen. Dem Geschäftsmann war eine Bescheinigung ausgehändigt worden, dann waren die beiden in Richtung Aufzug verschwunden.
    »Ja, Miss?«, hatte der Sicherheitsbedienstete ihr hinter seinem Empfangstresen zugerufen.
    Hinter dem Tresen saßen zwei Sicherheitsleute. Derjenige, der die Hexe angesprochen hatte, und ein weiterer, der gerade mit einer Kollegin redete, einer schwarzen Frau. Die Hexe ging an den Tresen und lächelte.
    »Ich bin mit meinem Freund zum Mittagessen verabredet.« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich bin ein bisschen zu früh. Ist es in Ordnung, wenn ich hier

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